AboAbonnieren

StilkolumneWie Sie für ein Beileidschreiben die richtigen Worte finden

Lesezeit 4 Minuten
Symbolbild Kondolenzschreiben

Ein Kondolenzschreiben aufzusetzen ist nicht einfach.

  1. Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  2. Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Redakteurin und Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  3. Wir leben im digitalen Zeitalter. Ist Kondolenzpost auf Papier da noch angebracht? Ingeborg Arians beantwortet diese und weitere Fragen rund um Trauerbekundungen.

Köln – Über Gratulationsschreiben habe ich in meiner vorigen Kolumne gesagt: Wer seine Mitfreude zum Ausdruck bringt, macht bestimmt nichts falsch. Aber wie ist es mit Mitgefühl – konkret mit Kondolenzpost nach dem Tod von Freunden oder Bekannten?

In Zeiten, in denen sogar Liebesbeziehungen per SMS oder WhatsApp beendet werden, könnte es hilfreich sein, eine – früher selbstverständliche – Regel zu formulieren: Beileidsbriefe immer auf Papier, und am besten handgeschrieben.

Zur Person

Ingeborg Arians 2

Ingeborg Arians

Foto: Michael Bause

Ingeborg Arians, geboren 1954, hat Sprachen und Volkswirtschaftslehre studiert und ist Dipl.-Übersetzerin für Französisch, Spanisch und Englisch. Von 1986 bis 2019 war sie Leiterin der Abteilung Repräsentation und Protokoll im Amt der Oberbürgermeisterin der Stadt Köln. In dieser Zeit arbeitete sie für insgesamt vier Oberbürgermeister und die amtierende OB Henriette Reker.

Der Tod ist ein heikles Thema. Umso schwerer fällt es vielen, anderen darüber zu schreiben. Aber denken Sie daran, dass Kondolenzbriefe für die Angehörigen in aller Regel sehr tröstlich sind! Formal gibt es einige Dinge zu beachten. Wenn Sie auf eine Todesanzeige für einen Verstorbenen reagieren, dessen Hinterbliebene Sie nicht kennen, sollten Sie Ihre Post an die Person richten, die in der Anzeige als erste genannt ist. Ansonsten sollten Sie diejenige Person anschreiben, zu der Sie den engsten Kontakt haben. Sie können dann zum Beispiel „Dir und Deiner Familie“ schreiben.

Neutraler Bogen und Umschlag

Für die Kondolenzkarte können Sie ein christliches Motiv wählen, wenn Ihnen eine entsprechende religiöse Bindung der Adressaten bekannt ist. Der schwarze Trauerrand ist übrigens nur der Todesanzeige selbst vorbehalten. Für Kondolenzbriefe sind ein neutraler Bogen und Umschlag üblich. Wenn irgend möglich, sollte Ihre Post die Angehörigen vor dem angegebenen Termin der Beisetzung oder Trauerfeier erreichen.

Beim Text rate ich dazu, so natürlich wie möglich zu schreiben und keine gestelzten, im Alltag ungebräuchlichen Wendungen zu wählen. Wenn Sie sich mit dem Formulieren schwer tun, können Sie sich auf einen kurzen Text mit persönlicher Anteilnahme beschränken oder auch auf eine Karte mit Trauermotiv zurückgreifen, die Sie unterschreiben.

Eine besondere Erinnerung an die verstorbene Person

Allein, dass Sie sich persönlich an die Angehörigen wenden, ist ein Ausdruck der Wertschätzung. Schreiben Sie ruhig etwas über die Bedeutung, die der/die Verstorbene für Sie hatte. Sie können auch eine besondere Erinnerung an die verstorbene Person erwähnen oder ein schönes Erlebnis, das Sie mit ihr hatten. Oft erfahren die Angehörigen auf diese Weise etwas, was sie vorher noch gar nicht wussten. Das können sie dann mit in ihre persönlichen Erinnerungen aufnehmen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Kommentare zur (vermuteten) Gefühlslage der Angehörigen würde ich dagegen vermeiden. „Der Tod war sicher eine Erlösung“ – das mag sein. Aber so ein Satz wirkt schnell schief. Überlegen Sie zum Beispiel: Auch wenn meine gerade verstorbene Mutter 95 Jahre war und über Jahre pflegebedürftig, für mich als Hinterbliebene bleibt sie meine Mutter. Der vermeintlich tröstende Hinweis auf Alter und Gebrechen hilft mir da wenig, und ich will in der ersten Phase der Trauer vielleicht keine Sätze lesen wie „die Zeit heilt alle Wunden“. Auch das mag sein – Sie wissen es aber nicht. Echter Trost kann darin liegen, das Schmerzliche des Verlusts zu benennen und einzuräumen, wie schwer es fällt, die richtigen Worte zu finden.

„Wie geht’s?“

In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an:Stilkolumne@dumont.de

Weil heutzutage immer mehr Menschen in einem sehr kleinen Verbund leben, haben sie beim Tod eines nahen Menschen oft kaum jemanden, mit dem sie eng kommunizieren. In der Corona-Zeit ist diese Tendenz zur Vereinsamung leider nicht eben kleiner geworden. Gerade deswegen könnten Sie heute auch an etwas denken, was früher eher unüblich, wenn nicht sogar verpönt war: einen Kondolenz-Anruf nämlich. Zu Beginn sollten Sie sich immer erkundigen, ob die angerufene Person ein solches Gespräch wünscht und ob Sie gerade gelegen kommen. Aber ich bin fast sicher: Ein solcher Anruf wird gut tun.