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StilkolumneOhne Handschlag – Wie man sich in der Corona-Pandemie richtig begrüßt

Lesezeit 4 Minuten
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Es geht auch ohne Handschlag Umarmung: In der Corona-Pandemie braucht es andere Formen der Begrüßung.

  1. Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  2. Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Redakteurin und Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  3. In der Corona-Pandemie fällt der Handschlag als Ritual weg. Doch wie kann man ihn ersetzen? Ingeborg Arians gibt Tipps, wie man sich zurzeit begrüßen kann.

KölnHandschlag oder gar Umarmung zur Begrüßung sind zurzeit tabu. Aber ich stelle fest, dass manche sich nicht (mehr) daran halten oder es bei überraschenden Begegnungen vergessen. Wie verhalte ich mich so, dass ich nicht als Stimmungskiller dastehe?

Was tun Sie, wenn Ihnen jemand gegen Ihren Willen zu nahekommt? Sie weichen spontan zurück. Genau so sollten Sie es auch handhaben, wenn Sie auf die Corona-Abstandsregeln Wert legen. Das ist völlig legitim und wirkt auch nicht beleidigend, wenn Sie dabei zwei Regeln beachten: Halten Sie Blickkontakt mit ihrem Gegenüber und lächeln Sie dabei. Mit zunehmender Gewöhnung an die Maske sind wir leichter in der Lage, ein Lächeln auch an den Augen abzulesen.

Zur Person

Ingeborg Arians 2

Ingeborg Arians

Foto: Michael Bause

Ingeborg Arians, geboren 1954, hat Sprachen und Volkswirtschaftslehre studiert und ist Dipl.-Übersetzerin für Französisch, Spanisch und Englisch. Von 1986 bis 2019 war sie Leiterin der Abteilung Repräsentation und Protokoll im Amt der Oberbürgermeisterin der Stadt Köln. In dieser Zeit arbeitete sie für insgesamt vier Oberbürgermeister und die amtierende OB Henriette Reker.

Wenn ein so eingeübtes und bewährtes Ritual wie der Handschlag zur Begrüßung wegfällt, stellt sich natürlich auch die Frage: Was tritt an seine Stelle? Historisch gesehen, reichte man einander die Hand als Geste der eigenen friedlichen Gesinnung. Wer einem anderen die rechte Hand entgegenstreckt, kann nicht gleichzeitig das Schwert gegen ihn schwingen oder auf ihn schießen. Es ist also ein Zeichen des Vertrauens, einen anderen bis auf Armeslänge an sich heranzulassen. Davon abgeleitet, ist der Handschlag auch die Geste, mit der Verträge besiegelt wurden.

Freundlichkeit ist universal

Ohne diese tradierte Art der Begrüßung haben wir recht wenige Möglichkeiten, mit anderen formell in Kontakt zu kommen und sie dabei – im doppelten Sinn des Wortes – zu berühren. Wenn Sie sich Anregungen dafür holen möchten, dann besuchen Sie doch einmal das Rautenstrauch-Joest-Museum am Neumarkt in Köln. Eine Video-Installation zu Beginn des Rundgangs führt Begrüßungsrituale aus aller Welt vor.

Ganz am Ende bekommen Sie passend dazu dann auch noch Verabschiedungsgesten der verschiedensten Kulturen und Nationen gezeigt. Immer von Menschen, die dort ihre Wurzeln haben, heute aber alle Kölnerinnen und Kölner sind. Die Botschaft: Wie auch immer wir uns bei der Begrüßung verhalten, uns alle verbindet der Wille, einander nett zu begegnen. Freundlichkeit ist universal.

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Ich persönlich finde diejenigen Gesten am überzeugendsten und am praktikabelsten, bei denen wir die Hände einsetzen und zugleich den eigenen Körper ins Spiel bringen können. Ich denke zum Beispiel an die aus Indien bekannte Namasté-Geste, bei der man die Innenhandflächen aneinander legt, beide Hände zum Herzen führt und sich dabei leicht verbeugt. Das macht sichtbar, was wir im Deutschen mit dem Wort Zuneigung ausdrücken.

Das Sprechen nicht vergessen

Eine weltweit bekannte und akzeptierte Geste der Sympathie oder auch der Zustimmung ist es, die rechte Hand aufs Herz zu legen, wieder verbunden mit einer leichten Verbeugung: „Ich bin dir positiv gesonnen“ – das wird, begleitet von einem Lächeln, jeder und jede so verstehen, mit dem Sie es zu tun bekommen.

„Wie geht’s?“

In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an:Stilkolumne@dumont.de

Letzter Tipp an dieser Stelle: Vergessen Sie über den Begrüßungsgesten die Begrüßungsworte nicht. Mit einem „Schön, Sie zu sehen!“ oder einem „Freut mich, dass wir uns hier persönlich begegnen!“ bei Ihrem Zurückweichen verhindern Sie ganz gewiss, dass sich ihr Gegenüber noch weiter damit beschäftigt, und Sie beseitigen so noch den leisesten Zweifel an Ihrem Verhalten. Das gilt übrigens ganz besonders in geschäftlichen Kontexten, bei denen oft der allererste Eindruck sehr wichtig ist.

Aufgezeichnet von Joachim Frank