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NRW3000 neue Erstaufnahmeplätze für Geflüchtete

Lesezeit 3 Minuten
Halina und Oleg aus der Ukraine sitzen und stehen in der Notunterkunft für Geflüchtete am ehemaligen Flughafen Tegel zwischen ihren Betten in einem 12-Bett-Zimmer.

Halina und Oleg aus der Ukraine sitzen und stehen,in der Notunterkunft für Geflüchtete, zwischen ihren Betten in einem 12-Bett-Zimmer.

Land und Kommunen suchen unter Hochdruck nach Unterkunftsmöglichkeiten für Geflüchtete. Bis Anfang Januar sollen 3000 neue Plätze geschaffen werden. Bis dahin kann es auch auf Notunterkünfte hinauslaufen.

Angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen wollen das Land Nordrhein-Westfalen und die Kommunen bei der Suche nach Unterkünften für die Menschen an einem Strang ziehen. Bis Anfang kommenden Jahres will das Land 3000 zusätzliche Plätze für die Erstunterbringung von Geflüchteten schaffen. Das vereinbarten Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), mehrere Landesminister sowie Vertreter der kommunalen Spitzenverbände, wie die Staatskanzlei am Freitag mitteilte.

Bei der Suche und Auswahl geeigneter Unterkünfte werde das Land von den Kommunen unterstützt, hieß es in einem gemeinsamen Eckpunktepapier. Um bis zur Einrichtung der zusätzlichen Plätze alle ankommenden Flüchtlinge versorgen zu können, sollen die Bezirksregierungen Notunterkünfte benennen.

Turnhallen als Notunterkünfte?

NRW verfügt mit Stand Ende September laut Flüchtlingsministerium über 46 Landesunterkünfte mit 31 110 Plätzen. Die Einrichtungen sind zu etwa 91 Prozent ausgelastet. Der Städte- und Gemeindebund NRW hatte mehrfach einen deutlichen Ausbau der Landeskapazitäten auf etwa 70 000 bis 80 000 Plätze angemahnt. Im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatte das Land in den Kommunen bereits 13 Notunterkünfte errichtet.

Wohncontainer der kommunalen Erstaufnahmeeinrichtung in Köln-Zollstock sind am Morgen beleuchtet. Das Land Nordrhein-Westfalen will bis Anfang kommenden Jahres 3000 zusätzliche Plätze für die Erstunterbringung von Geflüchteten schaffen. Das sei Ergebnis eines Gesprächs, an dem unter anderem Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Vertreter der kommunalen Spitzenverbände teilnahmen, wie die Staatskanzlei am Freitag mitteil

Wohncontainer der kommunalen Erstaufnahmeeinrichtung in Köln-Zollstock.

2015/2016 lagen die Aufnahmekapazitäten des Landes nach Angaben des Ministeriums noch bei weniger als 10 000 Plätzen. Um mehr Plätze zu schaffen, seien damals auch Turnhallen genutzt worden, hieß es im Ministerium. Dies solle nun „so weit wie möglich vermieden werden“, auch wenn aktuell einige Gemeinden bereits wieder Sporthallen belegt hätten.

Wenig neuer Wohnraum

Alleine im vergangenen Jahr hätten die Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen mehr als 220 000 Geflüchtete aus der Ukraine – zumeist Frauen und Kinder – sowie mehr als 40 000 Asylsuchende aus anderen Ländern aufgenommen und untergebracht, heißt es in der gemeinsamen Vereinbarung. In diesem Jahr seien schon bis Ende August weitere 38 000 Asylsuchende nach NRW gekommen, allein im August seien es rund 7 000 gewesen.

In vielen Regionen herrsche ein Mangel an Wohnraum. Viele Gemeinschaftsunterkünfte seien noch immer mit Geflüchteten belegt, die seit 2015 gekommen seien. „Das stellt auch ein Integrationshemmnis dar und verschärft den Platzmangel in kommunalen Unterbringungseinrichtungen“, hieß es weiter. Viele Menschen ohne Bleibeperspektive könnten nicht rückgeführt werden, weil der Bund die notwendigen Voraussetzungen noch nicht geschaffen habe.

Mehr Geld für die Kommunen

Das Land sicherte außerdem zu, die für 2023 zugesagten Bundesmittel für die Unterbringung und Versorgung Geflüchteter vollständig an die Kommunen weiterzuleiten. Für NRW handele es sich dabei um 808 Millionen Euro.

Die Landesregierung und die kommunalen Spitzenverbände forderten den Bund auf, ab dem Jahr 2024 ein auskömmliches Finanzierungssystem für die Unterbringung, Versorgung und Integration Geflüchteter einzurichten. Bei dem geforderten „atmenden“ System sollen sich die Zahlungen des Bundes künftig dauerhaft an der tatsächlichen Zahl der Geflüchteten orientieren.

Bund-Länder-Gipfel im November

Die Frage, wie viel Geld der Bund etwa für die Unterbringung dazugibt, ist angesichts steigender Flüchtlingszahlen seit Monaten umstritten und soll auch Thema eines Bund-Länder-Gipfels mit Kanzler Olaf Scholz im November werden. Mitte Mai hatte der Bund den Ländern eine Milliarde Euro als zusätzliche Beteiligung für dieses Jahr zugesagt. In NRW wollen Land und Kommunen über die Finanzierung der Flüchtlingskosten ab 2024 nach Abschluss der Bund-Länder-Gespräche beraten.

Unter den Teilnehmern des NRW-Spitzengespräches waren auch Flüchtlingsministerin Josefine Paul (Grüne), Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) sowie der Vorsitzende des Deutschen Städtetags NRW, Thomas Kufen, der Präsident des Städte- und Gemeindebundes NRW, Eckhard Ruthemeyer und der Präsident des Landkreistags NRW, Olaf Gericke. (dpa)