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Kommentar zur Lage in DeutschlandAngela Merkel macht Corona zur Chefsache

Lesezeit 2 Minuten
Merkel und SPahn

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit, verlassen die Bundespressekonferenz nach einer Pressekonferenz zur Entwicklung beim Coronavirus. 

  1. Kanzlerin Angela Merkel hat am Mittwoch an die Bürger appelliert, sich vernünftig zu behalten.
  2. Doch trotz aller Umsicht wird auch uns Corona mit Wucht treffen.
  3. Der Auftritt der Kanzlerin mit ihrem Gesundheitsminister hat Erinnerungen wachgerufen an ihren Auftritt im Herbst 2008.

Das Wort „Notsituation“ aus dem Mund der Kanzlerin ist bemerkenswert. Ausgerechnet von ihr, die ihre Worte immer so wohl wägt und lieber unter- als übertreibt. Das Coronavirus hat Deutschland nach Ansicht der Regierungschefin in eine Notsituation gebracht: Die Gesundheit der Bevölkerung und die wirtschaftliche Stabilität der Exportnation sind gefährdet. Das sind beunruhigende Nachrichten, die nach den Meldungen der vergangenen Wochen und insbesondere der letzten Tage aber auch nicht mehr überraschen.

Immerhin steht Deutschland im Vergleich beispielsweise zu Italien relativ gut da. Die wiederum beruhigenden Nachrichten ließ Merkel den Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, verbreiten, den sie ebenso wie Gesundheitsminister Jens Spahn für ihren ersten öffentlichen Aufschlag zur Coronakrise mitgebracht hatte. Dank der systematischen Tests von Verdachtsfällen gibt es wahrscheinlich keine sehr hohe Dunkelziffer. Das wiederum spricht dafür, dass sich Corona in Deutschland langsamer ausbreitet als anderswo. Zeit ist in diesem Fall Gesundheit.

Appell an die Vernunft der Bürger

Merkels Hinweis auf die Notsituation war auch ein Appell an die Bevölkerung, sich vernünftig zu verhalten und die einfachen Regeln vom gründlichen Händewaschen bis zum Vermeiden enger und vielfältiger menschlicher Kontakte zu vermeiden. Dies - und das ist eine zentrale Botschaft - nicht nur, um sich selbst zu schützen, sondern vor allem um jene zu schützen, die über 60 Jahre alt sind und die an Vorerkrankungen leiden.

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Aber man darf sich keine Illusionen machen: Trotz aller berechtigten Vorsichtsmaßnahmen und dem kleinen Vorsprung, den sich Deutschland gegenüber dem Virus durch die Umsicht seiner Behörden und seiner Bürger verschafft, wird auch uns Corona mit Wucht treffen. Die Zahl der Erkrankten und der Todesfälle wird weiter steigen. Einen Impfstoff wird es nicht vor 2021 geben.

Erinnerungen an 2008 wachgerufen

Der Auftritt der Kanzlerin mit ihrem Gesundheitsminister hat Erinnerungen wachgerufen an ihren Auftritt im Herbst 2008 mit dem damaligen Finanzminister Peer Steinbrück, als sie versicherten, die Einlagen der Sparer seien sicher. Im Winter 2020 muss die Kanzlerin einräumen, dass sich das Coronavirus nicht so genau berechnen lässt wie die Folgen der internationalen Bankenkrise. Mit Gesundheitsminister Spahn hat sie immerhin einen Krisenmanager im Kabinett, der zu Recht zurzeit von fast allen Seiten bestätigt bekommt, einen guten Job zu machen. Seine Zuständigkeiten sind gering, sein Wirken als Kommunikator in der Öffentlichkeit und als Mittler zwischen den föderalistischen Ebenen enorm. Wenn die Corona-Krise ausgestanden ist, wird man über die Zuständigkeiten der Behörden sprechen müssen.