Der vom Verfassungsschutz als „rechtsextrem“ eingestufte Björn Höcke wird im TV-Studio patzig, weil er „rechtsextrem“ genannt wird.
„Das musste ja wieder sein“Höcke verliert schon wieder seinen Wahlkreis – und giftet im TV-Studio
Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke hat erneut ein Direktmandat in seinem Wahlkreis verpasst. Der Chef des als gesichert rechtsextrem eingestuften AfD-Landesverbands in Thüringen schaffte jedoch über die Landesliste den Sprung in den Landtag. Dennoch ist der verlorene Wahlkreis ein Dämpfer für Höcke, da der AfD-Politiker nach ähnlichen Pleiten in der Vergangenheit extra den Wahlkreis gewechselt hatte.
Nun erhielt der 52-Jährige laut vorläufigem Ergebnis 38,9 Prozent der Stimmen im Wahlkreis Greiz II. Die meisten Stimmen in Höckes Wahlkreis gingen derweil an CDU-Bildungspolitiker Christian Tischner, der 43 Prozent bekam.
Björn Höcke verliert in seinem Wahlkreis gegen CDU-Kandidaten
Auch der CDU-Kandidat setzte im Wahlkampf auf betonte Heimatverbundenheit. In den sozialen Medien zeigte sich Tischner auf einem DDR-Kultmoped der Marke Simson und schrieb darüber „Einmal Ossi, immer Ossi“. Da konnte der aus Rheinland-Pfalz via Hessen ins Eichsfeld zugezogene westdeutsche Geschichtslehrer Höcke machen, was er wollte – sogar ein eigener Simson-Korso durch den Wahlkreis kurz vor der Wahl verhalf ihm nicht zu den nötigen Prozenten für das Direktmandat.
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Höcke hatte lange nach einem aussichtsreichen Wahlkreis gesucht, nachdem er bei der Landtagswahl vor fünf Jahren im katholisch geprägten Thüringer Eichsfeld gegen die CDU verloren hatte. Er wohnt in einem kleinen Ort im Eichsfeld im Norden Thüringens.
AfD-Landeschef Höcke will Regierung in Thüringen bilden
Die Wahlkreissuche für den AfD-Rechtsaußen hatte auch den Hintergrund, dass er bei einem Scheitern als Direktkandidat bei guten AfD-Ergebnissen in vielen anderen Wahlkreisen hätte Gefahr laufen können, als Spitzenkandidat nicht in den Landtag zu kommen. Dieses Szenario ist aus Höckes Sicht abgewendet – und so präsentierte sich der AfD-Politiker am Wahlabend entsprechend triumphal.
„Als stärkste Kraft habe ich den Anspruch, die Regierung zu bilden. Es ist gute parlamentarische Tradition, dass die stärkste Kraft zu Gesprächen einlädt“, sagt Höcke dem Sender Phoenix. Die Wähler in Thüringen hätten deutlich gemacht, dass es künftig kein Weiter so geben könne. „Von Thüringen ist ein großes Signal gesendet worden. Die Menschen wollen Veränderung“, war Höcke überzeugt, der im Übrigen verbindliche Töne anschlug: „Wir sind gut beraten, das Kriegsbeil zu begraben und zu erkennen, dass es gegen die stärkste Kraft in Thüringen keine stabile Mehrheit gibt.“
Aggressiver Auftritt in der ARD von Björn Höcke
Anderenorts wollte Höcke das Kriegsbeil jedoch keinesfalls begraben. Bei einem weiteren TV-Auftritt giftete der AfD-Chef den Moderator am Sonntagabend an, nachdem dieser die Tatsache erwähnt hatte, dass der AfD-Landesverband in Thüringen vom Verfassungsschutz als rechtsextrem betrachtet wird. Höcke reagiert in der Sondersendung der Tagesschau daraufhin unwirsch.
„Das musste ja wieder sein“, polterte Höcke gegen ARD-Moderator Gunnar Breske. „Das ist eine Tatsache“, versicherte der Moderator jedoch stoisch. Erneut folgte eine aggressive Reaktion von Höcke: „Wollen wir uns darüber unterhalten?“, fragte er patzig und schob hinterher: „Bitte hören Sie auf, mich zu stigmatisieren“.
Björn Höcke als „rechtsextrem“ eingestuft – wegen NS-Parole vor Gericht
Damit aber nicht genug: „Sie wollen doch nicht ernsthaft unterstellen, dass ein Drittel der Thüringer Wähler als rechtsextrem einzustufen sind?“, fragte Höcke weiter. Die AfD sei nach der Wahl die „Volkspartei Nummer 1 in Thüringen“, so der AfD-Landeschef.
Höcke selbst wird vom Verfassungsschutz ebenfalls als „rechtsextrem“ eingestuft. In der Vergangenheit hatte ein Gericht zudem entschieden, dass er als „Faschist“ bezeichnet werden kann. Der AfD-Politiker gilt als Vertreter des radikalsten Flügels in der AfD und hat sich in der Vergangenheit für die Entkriminalisierung von Volksverhetzung und Holocaustleugnung eingesetzt.
„Döb dö dö döb“-Gesänge bei AfD-Wahlparty in Thüringen
Politische Gegner beschimpfte er mitunter als „Volksverräter“ und „Lumpenpack“. Höcke stand wegen seiner radikalen Äußerungen zudem bereits mehrfach vor Gericht. Im Mai 2024 wurde er wegen des Verwendens einer verfassungswidrigen NS-Parole zu einer Geldstrafe verurteilt.
Die Gesinnung Höckes und seiner Unterstützer wurde auch am Wahlabend sichtbar. So waren bei der AfD-Wahlparty kurz vor der Verkündung der ersten Hochrechnung im Hintergrund markante „Döb dö dö döb“-Gesänge mit der Melodie eines Songs von Gigi D'Agostino zuhören.
Der Song aus den 90er Jahren wird von Rechtsradikalen mittlerweile für eigene Zwecke missbraucht und mit der Zeile „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus“ versehen. Auf der Wahlparty beließen es die AfD-Anhänger beim markanten „Döb dö dö döb“. Im Mai hatten Videos aus Sylt, in denen zu sehen war, wie Gäste einer Lokalität die ausländerfeindliche Version des Songs angestimmt hatten, für große Empörung in Deutschland gesorgt.