Düsseldorf – Dem mit Corona infizierten NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) ist während seiner Israel-Reise eine Quarantäne-Panne unterlaufen. Der 46-Jährige nahm am Mittag des 14. März noch den hochrangigsten politischen Termin des Programms bei der israelischen Wirtschaftsministerin Orna Barbivai wahr, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits das positive Ergebnis seines obligatorischen PCR-Einreisetests vorlag. Bei einem mitgereisten Mitglied seines Personenschutzkommandos war zudem am Vorabend eine Corona-Infektion bekannt geworden.
Israel lässt in der Ankunftshalle des Flughafens „Ben Gurion“ in Tel Aviv von allen eintreffenden Passagieren verpflichtend einen Abstrich nehmen. Bis zur Zustellung eines PCR-Negativergebnisses durch den von den Gesundheitsbehörden beauftragten Anbieter „Test & Go“ oder maximal für 24 Stunden muss man sich normalerweise im Hotel isolieren.
Wüst in Israel: Ergebnis von PCR-Expresstest stundenlang ungeöffnet im Postfach
Bei Wüst wurde dieser Einreisetest am späten Nachmittag des 13. März gemacht. Die Vorsorgequarantäne kürzte Wüsts Delegation ab, indem beim Anbieter „lab2door“ noch auf dem Flughafen-Parkplatz ein zusätzlicher PCR-Expresstest privat organisiert wurde. Dessen Ergebnis lag bereits nach gut vier Stunden vor, so dass das vorgesehene Programm am Montagmorgen, 14. März, zunächst planmäßig starten konnte. Das von der NRW-Staatskanzlei gewählte Verfahren ist laut israelischem Gesundheitsministerium zulässig: „Ja, es ist völlig legal und üblich“, erklärte ein Sprecher.
Allerdings greifen sofort sämtliche Quarantänebestimmungen, wenn einer der beiden PCR-Tests – egal ob verpflichtender Flughafen-Einreisetest oder freiwilliger PCR-Expresstest – positiv ausfällt. Wüst, der beim privat organisierten Parkplatz-Abstrich am Sonntagabend noch negativ war, erhielt nach Informationen unserer Redaktion am Montag um 12.09 Uhr die „Test & Go“-Nachricht über das Vorliegen seines offiziellen Einreise-Befundes zugestellt. Das Ergebnis: positiv. Der Ministerpräsident rief es jedoch erst gegen 15.45 Uhr ab, strich daraufhin alle weiteren Termine und begab sich in Quarantäne.
Seither harrt er in einer Suite des Luxushotels „King David“ in Jerusalem aus. Ein weiterer PCR-Test bestätigte die Corona-Infektion. Inzwischen gilt Wüst nach israelischen Bestimmungen zwar als genesen, seine Rückreise wird jedoch erst im Laufe dieser Woche erwartet.
Staatskanzlei: Keine Veranlassung von einem positiven Ergebnis auszugehen
„Der Eingang der Nachricht, dass ein Ergebnis vorliegt, erfolgte am Mittag während des gemeinsamen Gedenkens an die Opfer der Shoah in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, woran sich in direkter Folge ein Gespräch im israelischen Wirtschaftsministerium sowie eine Kabinettssitzung samt anschließendem Pressestatement anschloss“, erklärte eine Sprecherin der Staatskanzlei den Zeitverzug beim Testergebnis-Abruf. Außerdem habe es keinerlei Veranlassung gegeben, an dem anderen negativen PCR-Ergebnis zu zweifeln.
Als ihn der positive Befund des Einreisetests am Montagmittag erreichte, befand sich Wüst tatsächlich noch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Obwohl zum Abruf des Ergebnisses die Eingabe der Passnummer ausreicht und der Ministerpräsident von seinem Stabschef, seinem Regierungssprecher, zwei Protokollbeamten, Vertretern des NRW-Israel-Büros und drei Mitarbeitern des Landespresseamtes begleitet wurde, ging das offenbar unter. Dabei war am Vorabend beim privaten PCR-Expresstest bereits eine Personenschützerin, die dem Ministerpräsidenten auf Schritt und Tritt folgt, positiv getestet und sofort isoliert worden.
Positiv getesteter Wüst besucht israelische Wirtschaftsministerin
So fuhr Wüst am Montagmittag nichtsahnend weiter zur israelischen Wirtschaftsministerin Barbivai und posierte mit ihr noch ohne Maske für Fotos. Einen negativen Test müssen offizielle Gäste dort wegen der strengen Einreiseregeln nicht vorlegen. „Der einzige Test, den ein Besucher machen muss, ist am Flughafen bei der Ankunft“, erklärte das israelische Wirtschaftsministerium auf Anfrage. Man habe Wüst nicht nach dessen Ergebnis gefragt: „Wir sind davon ausgegangen, dass es negativ ist.“
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Erst am nächsten Morgen um 9.15 Uhr erfuhr Barbivai durch die deutsche Botschaft, dass ihr Gast aus NRW Corona-positiv bei ihr gesessen hat. Die israelische Ministerin unterzog sich daraufhin selbst einem Test, der allerdings negativ ausfiel. Zwei deutsche Journalisten, die Wüst ins Wirtschaftsministerium begleitet hatten, wurden hingegen kurz nach der Rückkehr nach Deutschland positiv getestet und waren bis Montag bettlägrig.