- „Ich habe mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker gesprochen und ihr versichert, dass sie sich nicht beunruhigen soll: Der Vertrag besteht, und man kann nicht daran rütteln!“
- Klare Worte von Marisol Coboud.
- Doch auch wenn die Stadt sich Gesprächen „nicht verschließen“ und man in sie „nicht unvorbereitet gehen“ werde, so seien diese doch „ergebnisoffen“.
Köln – „Die Bombe platzt genau in dem Moment, wo alle um das Paket herumstehen!“, wundert sich Ralph Elster, der kulturpolitische Sprecher der CDU. Das „Paket“ ist der Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums, dessen Baubeschluss am Montag erstmals in verschiedenen Ausschüssen besprochen werden sollte, bevor am 18. Juni der Rat der Stadt Köln darüber befinden wird. Und die „Bombe“ betrifft die 170 Gemälde der Fondation Corboud: „Teile der Familie haben einen Gesprächswunsch – mit dem Ziel, Bilder der Dauerleihgabe zurückzubekommen“, so die Stadt.
Für Marisol Corboud, die Präsidentin der Fondation und Witwe von Gérard Corboud, ist der Vorgang auch am Tag danach noch „ein starkes Stück“ . Aber: „Ich habe mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker gesprochen und ihr versichert, dass sie sich nicht beunruhigen soll: Der Vertrag besteht, und man kann nicht daran rütteln!“ Aus diesem Grund habe sie auch Peter Jungen, dem Vorsitzenden des Stifterrates des Wallraf-Richartz-Museums, „noch einmal alle Verträge und weiteres Material geschickt, damit er einen Überblick hat. Insofern kann da gar nichts passieren!“
Marisol Corboud äußert sich
Gérard Corboud hatte 2001 der Stadt seine Sammlung als „ewig Leihgabe“ überlassen. Zu ihr gehören Werke der großen Meister des Impressionismus wie Auguste Renoir, Claude Monet oder Alfred Sisley, aber auch solche der wichtigen Wegbereiter der Moderne wie Paul Cézanne, Paul Gauguin und Vincent van Gogh.
Marisol Corboud erklärte weiter, sie habe auch am Tag danach keinen Kontakt zu denjenigen der Familie aufgenommen, die sich an die Stadt gewandt haben. „Nein, da halte ich mich bedeckt. Ich bin nur mit meinem Notar und Anwalt in Liechtenstein, wo die Stiftung beheimatet ist, im Gespräch. Ich möchte nur für die Fondation stehen und sprechen und alle anderen da raus lassen.“ Zum Vorgang sagt sie nur, er sei „unbedacht, weil man ja weiß, dass man die Fondation gar nicht angreifen kann, kein Bild, nicht einmal einen Rahmen eines Bildes herausnehmen kann“.
„Unsere Haltung ist sehr klar“
Doch auch wenn die Stadt sich Gesprächen „nicht verschließen“ und man in sie „nicht unvorbereitet gehen“ werde, so seien diese doch „ergebnisoffen“. Stadtsprecher Alexander Vogel: „Unsere Haltung ist sehr klar: Der Charakter der Dauerleihgabe soll grundsätzlich nicht verändert werden.“ Dabei geht es natürlich nicht nur um die Anzahl der Bilder, sondern auch um die Qualität. „Der Ball liegt jetzt bei der Familie.“ Die Verwaltung habe aber die Vorlage für den Baubeschluss nicht zurückziehen wollen, sondern stattdessen die Politik informiert, „die dann mit diesem Wissen entscheiden kann“.
Und die sich recht einig ist: Der Erweiterungsbau muss kommen. „Wir bauen ja kein Corboud-Museum, sondern erweitern das Wallraf-Richartz-Museum“, so Klaus Schäfer, der kulturpolitische Sprecher der SPD. Und sein FDP-Kollege Ulrich Wackerhagen findet: „Selbst wenn es jetzt Probleme mit der Sammlung gibt, wäre das kein Grund diesen Plan zu stoppen oder nicht umzusetzen. Wir wollen diesen Erweiterungsbau ja auch für Sonderausstellungen, nicht nur für die ständige Sammlung.“
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Für Ralph Elster bestätigt der Vorgang, was er schon länger sagt: „In dieser Familie ruckelt und zuckelt es ordentlich, wie das so häufig ist, wenn es um große Beträge geht. Aber wenn mit Marisol Corboud die Präsidentin sagt, dass die Stiftung bestehen bleibt und dass es daran überhaupt keinen Zweifel gibt, kann man sich vielleicht sogar ein mögliches Rechtsgutachten sparen.“
Und Marisol Corboud will sich in Zukunft noch verstärkter um die Sammlung kümmern: „Ich habe große Pläne, die ich auf der nächsten Stiftungssitzung im Oktober vorstellen werde: Ich möchte sie wieder in ein helleres Licht stellen.“ Und fügt hinzu: „Einen Angriff auf die Fondation betrachte ich auch immer als einen Angriff auf meinen verstorbenen Mann.“ Die Gegenseite war für einen Stellungnahme nicht zu erreichen.