Shalom-Musik.Koeln47 Künstler schicken Besucher „auf eine Wanderung“
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Köln – Nicht immer nur auf die Vergangenheit blicken. Es soll „normal“ werden, das Judentum mit Kultur in Verbindung zu bringen. Das wünscht sich die Synagogen-Gemeinde Köln, und das drückte Vorstandsmitglied David Klapheck bei der Vorstellung des Programms zum Tag mit jüdischer Musik so aus: „Es gibt eine jüdische Gegenwart, Musik ist die Brücke.“
An zwölf Spielorten in der Innenstadt werden 47 Künstler 40 Kurzkonzerte geben. „Wir schicken Besucher auf eine Wanderung durch die Stadt, zu der alle eingeladen sind, einen eigenen Weg zu finden, Orte jüdischer Kulturgeschichte für sich zu entdecken“, sagte der künstlerische Leiter Thomas Höft.
Shalom-Musiktag: Sonntag, 15. August
Der Titel „Shalom-Musik.Koeln“ ist Programm, denn „Shalom“ heißt Frieden. In dem Sinne soll das Fest „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ gefeiert werden, „auch als Zeichen gegen den erstarkenden Antisemitismus“, ergänzte der Geschäftsführer des Vereins „321-2021“, der Pianist Andrei Kovacs.
Eröffnet wird der Shalom-Musiktag am Sonntag, 15. August, um 15 Uhr am Domforum durch Abraham Lehrer vom Zentralrat der Juden in Deutschland, hochrangigen Vertretern der christlichen Kirchen, Oberbürgermeisterin Henriette Reker und dem Kölner Forum für Kultur im Dialog, das die kostenfrei zugängliche Konzertreihe veranstaltet. Gleichzeitig wird ein XXL-Plakat an der Fassade präsentiert. Das Mosaik aus 1700 Fotos ging aus der Mitmachaktion „Shalom Selfie – Zeigt Zusammenhalt!“ hervor.
Die Palette der Musik reicht von Bearbeitungen weltberühmter Komponisten wie dem Kölner Jacques Offenbach, Felix Mendelssohn, George Gershwin und Leonard Bernstein über Broadway-Songs, Klezmer-Jazz bis zu früher Synagogalmusik und neuer jüdischer Musik. Die aus Israel stammende Kölner Opernsängerin Dalia Schaechter gab eine Kostprobe aus ihrem Beitrag „Nu gey – ich bleyb“, den sie mit Opernregisseur Christian von Götz als musikalischem Begleiter um 16.00, 16.45 und 17.20 Uhr im Belgischen Haus aufführen wird.
Anschließendes Konzert ist ausverkauft
Erklingen werden Lieder des jiddischen Songpoeten Mordechai Gebirtig, die vom Leben der Rabbis, Fabrikarbeiter, Liebenden, Familien und kleinen Gauner erzählen. „Jiddisch ist im Grunde ein deutscher Dialekt mit vielen Verniedlichungsformen“, meinte Dalia Schaechter zu dem Wiegenlied „Kivele“ und dem Lied über den Taschendieb „Avremel“.
Claudia Hessel vom veranstaltenden Verein hat ihren Favoriten bereits gefunden: das Leipziger Vokalquintett „Die Daffkes“, das im Rautenstrauch-Joost-Museum um 17, 18 und 19 Uhr Chansons von Friedrich Hollaender, den Comedian Harmonists und Kurt Weill zum Besten geben wird. Thomas Höft machte insbesondere auf die Uraufführung von „Willkommen Shalom“ um 17 und 18 Uhr am Domforum aufmerksam. Straßentheatermagier Adrian Schvarzstein, Partnerin Jurate Širvyté sowie die Klezmermusiker Ivan Trevev und Albin Krieger spielen ein Stück zur jüdischen Tradition, an Türpfosten eine Mesusa – eine Kapsel mit Segenssprüchen auf Pergament – anzubringen und sie beim Eintreten zu berühren oder gar zu küssen.
Das komplette Programm steht im Internet. Die Führung durch die Synagoge an der Roonstraße um 12 Uhr muss aufgrund der steigenden Corona-Inzidenz ausfallen. Das anschließende Konzert „Im Traum ist der Himmel mir blauer als blau“ ist ausverkauft.