Die 92 Benin-Hofkunstwerk, die bislang im Besitz der Stadt waren, sind nun offiziell an Nigeria übertragen worden. Drei gehen noch dieses Jahr zurück in ihre alte Heimat, 52 im kommenden Jahr. 37 bleiben als Leihgabe in Köln.
Festakt im Kölner RJMBenin-Bronzen gehören jetzt wieder Nigeria
Symbolträchtiger geht es kaum: Eines der drei Hofkunstwerke aus Benin, die noch in diesem Jahr an Nigeria zurückgegeben werden, ist ein Schlüssel. „Er öffnet eine Tür für eine neue Ethik der Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Kontinent und steht für die Verbindung von Köln zu Nigeria, aber auch zur nigerianischen Diaspora in Nordrhein-Westfalen“, ist sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker sicher.
Zuvor hatte die OB gemeinsam mit dem Generaldirektor der „National Commission for Museums and Monuments“, Professor Abba Isa Tijani, die Vereinbarung zur Eigentumsübertragung an den 92 Hofkunstwerken an Nigeria unterzeichnet. Damit ist ein jahrelanger Prozess erfolgreich beendet worden.
5000 Objekte in alle Welt verteilt
„Sie können sich nicht vorstellen, wie sich Nigeria jetzt fühlt“, sagt Tijani stellvertretend für sein Land. „Ich kann meine Gefühle kaum zum Ausdruck bringen! Wir sind Zeuge eines neuen Kapitels!“ Dabei betont er, wie wichtig es für ihn sei, nach der Vereinbarung mit der Bundesrepublik Deutschland im Juni auch diese Vereinbarung mit Köln zu unterzeichnen, um zu zeigen, „was für ein wichtiger Player die Stadt“ in der Restitutionsdebatte sei, sagt er nicht zuletzt auch in Richtung von Rautenstrauch-Joest-Direktorin Nanette Snoep. Deren wichtige Rolle in der international geführten Diskussion hatte zuvor schon OB Reker hervorgehoben.
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Aber Abba Isa Tijani erinnerte auch noch einmal an die grausame Geschichte der Hofkunstwerke, die 1897 von britischen Soldaten geraubt worden waren. „Benin war ein unabhängiges Königreich. Die britische Armee zerstörte die Stadt Benin regelrecht und nahm die Objekte mit sich. Die 5000 Stücke wurden dann über die ganze Welt verteilt.“ Drei der 92 „Kölner“ Objekte werden noch in diesem Jahr nach Nigeria zurückgehen: Neben dem „Schlüssel“ sind dies der „Gedenkkopf einer Königinmutter“ und ein Altarhocker.
In London und Paris gekauft
Die letzteren beiden erwarb Theodor Rautenstrauch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, um sie dann der Stadt Köln zu schenken. Während beim Gedenkkopf nicht klar ist, wie sie in Rautenstrauchs Besitz kam, steht für den Altarhocker fest, dass er ihn in London ersteigerte. Der Schlüssel kam erst im Jahr 1944 ins RJM, nachdem er zusammen mit anderen Benin-Objekten im von Deutschland besetzten Paris angekauft worden war. Sie stammten aus der Sammlung eines französischen Kunsthändlers, der seinerseits die Artefakte in London erworben hatte. Den Transport von Paris via Dresden nach Köln organisierte Hildebrand Gurlitt.
Für die Menschen aus Benin seien dies aber „keine Kunstwerke“, sondern „Objekte, die Teil des Lebens sind, des Glaubenssystems, ihrer Geschichte“. Einige erzählten auch über die Geschichte, zeugten von Kontakten zu anderen Kulturen und seien deshalb von „politischer Bedeutung für das Königreich.“
Jugend weiß nichts über die Bronzen
Der nigerianische Botschafter in Deutschland, Yusuf Tuggar, weist seinerseits auf die überwiegend junge Bevölkerung des Landes mit seinen mehr als 200 Millionen Einwohnern hin. Diese wisse bislang nichts von den Benin-Bronzen und ihrer kulturellen Bedeutung.
Die OB brachte in diesem Zusammenhang ihre Hoffnung zum Ausdruck, „dass die Rückgaben aus Köln auch dazu beitragen, dass die Menschen in Nigeria und ihre Gäste dieses reiche Kunsterbe sehen, der Kunst begegnen könnnen“. Doch Reker freut sich auch, über den Teil der Vereinbarung, dass 37 Werke für zehn Jahre als Dauerleihgabe im Rautenstrauch-Joest-Museum zu sehen sein werden.
Das ist auch für Klaus Piehler zumindest ein Trost. „Die Trennung fällt schwer“, sagt er im Namen der Familie Rautenstrauch. „Aber wir verstehen und respektieren den Wunsch der Menschen von Benin, ihre Geschichte in diesen Werken in ihrer Heimat greifbar zu machen.“