Es ist eine Premiere in Deutschland: Mehr als 500 kleinwüchsige Sportlerinnen und Sportler messen sich seit Freitag bei den „World Dwarf Games“ (WDG) — Weltspieler der Kleinwüchsigen — auf dem Gelände der Deutschen Sporthochschule.
World Dwarf GamesKöln ist Gastgeber der ersten Spiele der Kleinwüchsigen
Einer der Lokalmatadoren ist Jakob Feierabend aus Bonn. Er ist mit 17 Jahren schon bei vielen Sportevents für Kleinwüchsige angetreten — dennoch sind die Spiele in Köln für ihn sein größtes Highlight: „Die letzten World Dwarf Games vor sechs Jahren waren in Kanada, da war ich noch zu jung. Jetzt ist es für mich ein Heimspiel. Ich spiele seit 2005 Fußball und hatte noch nie eine solche Herausforderung.“ Seine Mutter, Claudia Mahnke aus Köln, ist mächtig stolz: „Es ist großartig, dass Sportler sich so auf Augenhöhe miteinander messen können. Das ist für kleinwüchsige Menschen sehr wichtig.“
Kobie Donovan von der „International Dwarf Sports Federation“ (IDSF) brachte die Einstellung vieler Teilnehmer und Vertreter auf den Punkt, als sie erklärte: „Bei den World Dwarf Games geht es nicht ums Gewinnen. Es geht darum, stolz auf seine Leistungen zu sein, an etwas Einzigartigem teilzunehmen und diesen Ort mit dem Selbstvertrauen zu verlassen, noch mehr erreichen zu können.“
Vor rund 30 Jahren gegründet, sind die WDG ein Wettbewerb, der lange Zeit medial eher am Rande wahrgenommen wurde. Beim Kölner Turnier erhalten die Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt in diesen Tagen viel öffentliche Aufmerksamkeit. Die Sportlerinnen und Sportler kommen von fast allen Kontinenten, die größte Gruppe stellt Deutschland (101), danach folgen Großbritannien (75), Kanada (45), Niederlande (41) und Australien (40). Die älteste Teilnehmerin ist mit 74 Jahren Odile aus Frankreich, Isabella aus Deutschland ist mit zwei Jahren die jüngste Teilnehmerin: Sie wird in einem 15-Meter-Lauf antreten.
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Über 1000 Sportler, Fans und Familienmitglieder bejubelten am Freitag in Müngersdorf den feierlichen Einlauf der Nationen. Manch ein Land wurde von lediglich einem tapferen Sportler vertreten, so beispielsweise Schweden, Russland oder die Ukraine. Die World Dwarf Games finden zum achten Mal statt, zum ersten Mal in Deutschland. Ausrichter ist der gemeinnützige Bundesverband Kleinwüchsiger Menschen und ihrer Familien (BKMF).
Patricia Carl-Innig ist Vorsitzende dieses Verbands. Sie begrüßte die Gäste gemeinsam mit Professor Thomas Abel, Prorektor der Spoho. Abel betonte: „Wir glauben, dass dieser Wettbewerb ein Beispiel für Vielfalt und Sportbegeisterung ist. Hier kann eine neue gesellschaftliche Haltung entstehen.“ Die DSHS stellt ihre Sportstätten unentgeltlich zur Verfügung.
Bis zum 5. August finden Wettkämpfe im Badminton, Boccia, Bogenschießen, Leichtathletik, Powerlifting, Schwimmen, Tischtennis sowie in den Teamsportarten Basketball, Fußball und Volleyball statt. Viele Sportlerinnen und Sportler haben sich für mehrere Sportarten gemeldet: Im Durchschnitt nimmt jeder Teilnehmende an 6,4 unterschiedlichen Sportarten teil, einige haben schon an den Paralympics teilgenommen.
Carl-Innig bedankte sich für die große Unterstützung vieler Anlaufstellen: „Der BKMF, das Organisationsteam der WDG und alle Athletinnen bedanken sich vor allem bei der Aktion Mensch, der Deutschen Sporthochschule und der Stadt Köln, die in erheblichem Maße Unterstützung leisten.“
Henriette Reker und Hendrik Wüst beim Boccia
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst werden am Mittwochnachmittag die World Dwarf Games besuchen und an einem Boccia-Spiel teilnehmen. Wüst erklärte im Vorfeld: „Sport bedeutet Zusammenhalt, Wettkampf und Lebensfreude – genau darum geht es auch bei den World Dwarf Games in Köln. Wir sind stolz, dass diese zum ersten Mal in Deutschland und NRW stattfinden.“
Henriette Reker: „Sport ist wie kaum ein anderer Gesellschaftsbereich dazu in der Lage, wichtige Werte zu vermitteln und Menschen zu vereinen. Bei den World Dwarf Games geht es nicht nur um den sportlichen Wettbewerb, sondern sie sind auch ein Motor der Inklusion. Köln ist daher ein idealer Austragungsort.“
Der Bundesverband Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien (BKMF) setzt sich seit 1988 für die Interessen kleinwüchsiger Menschen ein, berät Betroffene und setzt sich für eine inklusive Gesellschaft ein. Gemeinsam mit acht Landesverbänden veranstaltet der BKMF jährlich etwa 30 Seminare zu unterschiedlichen Themen und Kleinwuchsformen.
Der BKMF ist der größte Interessenverband kleinwüchsiger Menschen und ihrer Familien in Deutschland und Europa. Wer als Erwachsene*r nicht größer als 150 cm groß wird, gilt als kleinwüchsig. In Deutschland leben etwa 100.000 kleinwüchsige Menschen; 650 Kleinwuchsformen sind aktuell bekannt.