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Woelkis Vertrauter im InterviewKölner Dompropst kritisiert den Papst

Lesezeit 4 Minuten

Guido Assmann (58) im Garten der Dompropstei.

  1. Guido Assmann wird ab Juli neuer Generalvikar im Erzbistum.
  2. Warum er dennoch Dompropst bleiben will, wie er die Kirchenkrise überwinden möchte und warum er sich über den Papst geärgert hat, darüber sprach Ingo Schmitz mit ihm.

Zum 1. Juli werden sie offiziell Generalvikar, Was war Ihr erster Gedanke, als Kardinal Woelki an Sie herantrat?

Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet und bin im Sessel immer kleiner geworden, als ich merkte, worauf das Gespräch hinausläuft. Ich konnte noch einmal darüber schlafen. Dabei ging mir natürlich sehr viel durch den Kopf. Es ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe in Zeiten gesellschaftlicher und kirchlicher Anspannungen. Da habe ich mich schon hinterfragt, ob ich das schaffen kann.

Sie sprechen von einer angespannten kirchlichen Lage. Wie bewerten Sie diese?

Ziemlich zerrissen. Viele Menschen sagen, unser Vertrauen in die katholische Kirche, in den Erzbischof und in die handelnden Personen ist geschwunden. Nach der Auszeit des Erzbischofs erlebe ich aber auch, dass in ersten kleinen Schritten wieder aufeinander zugegangen wird, dass wieder gegenseitiger Respekt wächst, wie beispielsweise im Diözesanpastoralrat. Das gibt mir die Hoffnung, dass wir wieder gemeinsam für die Sache Jesu arbeiten und die Kirche von Köln gestalten können.

Was können Sie dazu beitragen, den Konflikt zu überwinden?

Einen Koffer voller Lösungen habe ich natürlich nicht zur Hand. Ich möchte aber meine über 30-jährige Erfahrung als Priester in der Pfarrseelsorge einbringen. Ich werde Gesprächsbereitschaft signalisieren und versuchen Fragen so zu beantworten, dass es kein Theologiestudium braucht, um alle Aspekte der oft vielschichtigen Probleme zu verstehen. Darum möchte ich als Generalvikar nicht hinter einen Schreibtisch verschwinden, sondern auch weiterhin als Priester erlebbar bleiben.

Ein Teil der Basis fordert Reformen ein wie das Weiheamt für Frauen und mehr Verantwortung für Laien. Welchen Spielraum sehen sie dafür?

Immer mehr Gremien in unserer Kirche werden mittlerweile von Frauen geleitet. Im Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat haben wir hervorragende Frauen und Männer, die beraten und beschließen. Wir sollten da so breit wie möglich aufgestellt sein, um den Dienst des Priesters auf seinen Kern zu konzentrieren: die Skaramente zu spenden. Es gibt aber Felder, da sagen wir aus theologischer Überzeugung: Das ist von Gott gesetzt, wie das Weiheamt und die Messfeier als Zusammenkunft katholischer Christen, bei der die Auferstehung Jesu Christi und seine Gegenwart gefeiert wird. Da hat niemand die Vollmacht – kein Papst und kein Bischof – diesen Kern unserer Kirche zu entfernen und durch etwas anderes zu ersetzen.

Papst Franziskus hat sich kürzlich in einem Interview zu der „Personalie“ Kardinal Woelki geäußert und dabei seine Sichtweise auf Auszeit und Rücktrittsangebot dargestellt. War das förderlich?

Ich finde unabhängig von Kirche, Personalangelegenheiten gehören nicht in ein Zeitungsinterview. Weder in das, welches wir jetzt führen, noch in eines, dass der Papst gibt. In Personalfragen braucht es Vertrauen und ein gegenseitiges Ernstnehmen – das darf man von Führungspersönlichkeiten erwarten.

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Sie wollen als Generalvikar weiterhin Dompropst bleiben. Warum?

Eigentlich habe ich mich nicht dafür , sondern noch nicht dagegen entschieden. Mit meinem Amtsantritt als Generalvikar wird zudem ein Mann oder eine Frau als Amtsleitung gesucht. Damit soll sich der Generalvikar mehr auf die theologischen und pastoralen Aufgaben konzentrieren können. Vielleicht schafft das Spielraum für die Aufgaben als Dompropst. Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, ausführlicher mit dem Domkapitel darüber zu sprechen. Und wie ich schon sagte, ich bin gerne Pastor. Die Beichte abzunehmen, im Dom als Priester angesprochen zu werden, das ist sehr bereichernd, das möchte ich nicht missen – ob als Dompropst, oder als Domkapitular, muss sich zeigen. Auch ist ja weiterhin ungeklärt, ob der Papst das Rücktrittsangebot von Kardinal Woelki annimmt. Und wenn ein Erzbischof geht, geht auch sein Generalvikar.

Das Domkapitel ist auch Kontrollinstanz für den Erzbischof. Entsteht nicht ein Konflikt, wenn sie als Vertrauter Woelkis zugleich einer Instanz vorsitzen, die ihn kontrollieren soll?

In bestimmten finanziellen Fragen, wie bei Werkverträgen von über 500 000 Euro, müssen zwei Gremien gehört werden: der Vermögensrat und das so genannte Konsultorenkollegium. Weil die Domkapitel in Deutschland ein lange Tradition haben, ist im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz das Konsultorenkollegium personenidentisch mit dem Domkapitel. Den Vorsitz des Konsultoriumkollegiums übernimmt der Erzbischof, der sich in Köln dabei immer von seinem Generalvikar vertreten lässt. Als Vorsitzender des Konsultoriums bin ich jedoch weder stimmberechtigt noch darf ich mit beraten. So bleibt die Trennung gewahrt, und bei allen anderen Beschlüssen habe ich als Dompropst im Domkapitel genauso nur eine Stimme wie jeder andere Domkapitular.