Köln – Uwe Jacob ist auf Abschiedstour. Gestern stand für den Kölner Polizeipräsidenten ein Besuch bei Oberbürgermeisterin Henriette Reker an. Viele Tage hat er nicht mehr, um sich zu verabschieden. Ende Januar ist für Jacob Schluss. Ruhestand. Und damit rückt die Frage in den Mittelpunkt, wer folgt auf den Mann mit Schiebermütze und Rundbrille?
Die Entscheidung ist zwar noch nicht gefallen. Aber nach Informationen der Rundschau ist der Kreis der möglichen Kandidaten denkbar klein. Zwei Personalakten liegen demnach zu oberst auf dem Schreibtisch von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). Die eine gehört zu Mathis Wiesselmann, amtierender Polizeipräsident in Mönchengladbach. Die andere zu Markus Röhrl, amtierender Polizeipräsident in Wuppertal.
Die Kandidatensuche sei nach dem Ausschlussverfahren gelaufen, heißt es aus Düsseldorf. Am Anfang stand die Frage, wer kann auf keinen Fall Polizeipräsident in der größten Stadt Nordrhein-Westfalens werden. Am Ende war klar, Wiesselmann und Röhrl könnten es.
Wird allein die „Aktenlage“ gewichtet, scheint Mathis Wiesselmann (62) die Pole Position inne zu haben. Seine Vita ist von Köln durchtränkt. Geboren wurde der Brühler in der Domstadt. Vier Jahre war er bereits stellvertretender Polizeipräsident in Köln. Nach seinem zweiten Staatsexamen arbeitete Wiesselmann bei der Stadt Köln und wechselte danach in die Bezirksregierung, wo er der persönliche Referent des damaligen Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes war. 2015 schließlich folgte die Ernennung zum Polizeipräsidenten in Mönchengladbach.
Bestens vernetzt in Köln
Wiesselmann ist also bestens vernetzt in Köln. Ein wichtiger Faktor, da in den vergangenen Jahren Ordnungspartnerschaften zwischen städtischem Ordnungsamt und der Kölner Polizei an Bedeutung gewonnen haben. Doch könnte sein SPD-Parteibuch beim Wettlauf um den Job in Köln zum Klotz am Bein werden? Experten winken ab. Parteizugehörigkeit spiele traditionell bei der Besetzung eines Polizeipräsidentenpostens eine untergeordnete Rolle.
Kann Röhrl (59) sich damit schon als zweiter Sieger fühlen? Mitnichten. Sein größtes Pfund: Er ist selbst Polizist. Direkt nach den juristischen Staatsexamina und einem Jahr als Rechtsanwalt stieg er 1995 in den Polizeidienst ein. Für Insider aus der Polizeiführungsriege stellt sich damit die Frage: „Wie gewichtet der NRW-Innenminister? Ist es ihm ein Anliegen, die Polizei in Köln gänzlich in die Hände der Polizei zu legen, oder will er mit dem Mann an der Spitze die Brücke in Politik und Verwaltung aufrecht erhalten?“
Neben seinen Führungsaufgaben in Köln war Röhrl auch bei der Bonner Polizei tätig. Danach wechselte er ins Düsseldorfer Polizeipräsidium, wo er die Direktion Kriminalitätsbekämpfung leitete. Bisher letzter Karrieresprung: Die Polizeipräsidentschaft in Wuppertal.
Übergangsphase ist wahrscheinlich
Nebst der Frage, wie sich Reul entscheidet, rückt auch immer mehr die Frage in den Vordergrund, wann er sich entscheidet. In Kreisen der Kölner Polizei wird es mittlerweile als unwahrscheinlich erachtet, dass der Nachfolger von Uwe Jacob pünktlich zum 1. Februar den Stab übernimmt. Zu wenige Tage verbleiben, eine Übergangsphase ist da wohl unvermeidlich. Für diesen Fall wird Miriam Brauns übernehmen. Sie wurde 2018 Stellvertreterin von Jacob im Polizeipräsidium.