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Weitere Kostensteigerung in Köln„MiQua“ kostet bis zu 127 Millionen Euro

Lesezeit 3 Minuten
Baustelle der Miqua

Blick auf die MiQua Baustelle in Köln

Köln – Der Bau des neuen Jüdischen Museums samt Archäologischer Zone („MiQua“) kostet nach Rundschau-Informationen statt 95 Millionen Euro nun bis zu 127 Millionen Euro. Demnach machen die Baukosten 73 Millionen Euro aus, die Grabung selbst sieben Millionen Euro, die Baunebenkosten 32 Millionen Euro. Der Puffer für mögliche Risiken beträgt 14 Millionen Euro – ob er komplett aufgebraucht wird, bleibt abzuwarten. In den nächsten ein bis zwei Wochen will die Stadtverwaltung offenbar die erneute Kostensteigerung der Öffentlichkeit präsentieren.

Die fünfte Kostensteigerung seit dem Jahr 2010

Die Gründe ähneln sich seit Jahren: Die Stadt muss Arbeiten neu ausschreiben, zudem entdecken Bauarbeiter unterirdisch neue Probleme, müssen umplanen. Laut Stadt schlagen die Baufirmen rund 30 Prozent drauf wegen der Corona-Pandemie.

Mittlerweile ist es schon die fünfte Kostensteigerung dieses Bauprojektes vor dem Historischen Rathaus seit dem Beschluss des Kölner Stadtrates am 13. April 2010. Damals sollte das Kulturvorhaben laut erster Schätzung 48,02 Millionen Euro kosten, im Vergleich zu damals ist der Bau um 164,47 Prozent teurer geworden. Dass solche Projekte mit zunehmender Tiefe der Pläne mehr Geld kosten, ist Usus – doch diese Kostenexplosion ist massiv. Zum Vergleich: Die Kostensteigerung der Bühnensanierung am Offenbachplatz von 253 auf bis zu 643,9 Millionen Euro beträgt 154,51 Prozent. Das „MiQua“ hat es also endgültig in die erste Kategorie der verkorksten Baustellen geschafft.

Später führt ein unterirdischer Rundgang die Besucher durch Kölns Geschichte.

Der Begriff „MiQua“ bezeichnet dabei ein Projekt, das aus oben und unten besteht, aus unter der Erde und über der Erde. Unter dem Rathausvorplatz legt die Stadt einen 600 Meter langen Rundgang durch Kölns Geschichte an, darüber baut sie ein dreigeschossiges Jüdisches Museum. Später betreibt der Landschaftsverband Rheinland (LVR) das „MiQua“. Beide haben das Projekt ziemlich lieb, Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagt: „Es wird eines der aufregendsten Museen überhaupt.“

Ob das neue Museum tatsächlich bis März 2024 fertig wird, ist eher zweifelhaft. Ein exaktes Datum war zunächst nicht zu erfahren. Im sogenannten Statusbericht im Dezember war die Rede von „schon jetzt deutlichen Terminverzügen im Gesamtprojekt“. Es dürfte also kaum wundern, wenn es später als Frühjahr 2024 wird. Ursprünglich sollte der Betrieb ja mal schon 2019 beginnen.

Tatsächlich hat das „MiQua“ sich auch erheblich verändert seit 2010, immer wieder plante die Stadt um, unter anderem wegen der Anschläge auf das Jüdische Museum 2014 in Brüssel, es brauchte höhere Sicherheitsanforderungen. Ein Überblick über die Änderungen: Der Zugang über den Alter Markt am Historischen Rathaus? Gestrichen. Eine Gastronomie im Erdgeschoss des Rathauses? Gekippt. Ein Zugang über den Vorplatz direkt am benachbarten Wallraf-Richartz-Museum? Kommt nicht. Stattdessen betreten Besucher das Museum nahe der Rathauslaube, müssen durch eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen. Wann die ersten Besucher diese Schleuse aber tatsächlich passieren, ist immer noch unklar bei diesem Bau voller Überraschungen.