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Umweltschutz und RenaturierungKölner Parkplätze sollen zu Insektenwiesen werden

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Diese und andere Parktaschen im Inneren Grüngürtel sollen weg.

Köln – Dieser Antrag kommt direkt auf den Punkt: „Ersatzlose Streichung und Entsiegelung von Parkplätzen“ lautet der Titel einer Beschlussvorlage für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt (BV) am 10. März. Die Klimafreunde haben ihn gemeinsam mit den Grünen gestellt, sie fordern die Stadtverwaltung auf, die Parktaschen an mehreren Straßen im Inneren Grüngürtel abzuschaffen, Pflaster und Asphalt zu entfernen und die Flächen zu begrünen.

Mehrere Dutzend Parkplätze sollen wegfallen

Konkret geht es um die Zülpicher Straße im Bereich Mensa/Uniwiese, die Vogelsanger, Venloer und Subbelrather Straße östlich der Inneren Kanalstraße sowie die Kreutzerstraße nahe des Wasserspielplatzes. Mehrere Dutzend Parkplätze sollen ersatzlos wegfallen – um das Klima in der City zu verbessern. „Köln hat eine der heißesten Innenstädte überhaupt. Wir müssen mehr Flächen entsiegeln und begrünen, um das Stadtklima zu kühlen“, sagt Bezirksvertreter Claus Vincon (Grüne). In heißen Sommern kühle sich die City nachts kaum noch ab, der Klimawandel verschärfe die Probleme. Das sei eigentlich allen klar, nun müsse auch danach gehandelt werden.

Baumfällung

1 Platane musste nun weichen für die Planungen zur Historischen Mitte. Der stattliche Baum an der Straße „Am Hof“ stand dem geplanten neuen Gebäude am Roncalliplatz im Weg. Laut Gutachten konnte er nicht versetzt werden, unter seiner Wurzel liegen Versorgungsleitungen. Vergeblich hatten Umweltschützer für den Erhalt der Platane demonstriert. Der Bauherr, die GbR Historische Mitte, hat angekündigt, als Ersatz im Herbst zehn neue Bäume zu pflanzen. Dies soll in Abstimmung mit der Bezirksvertretung Innenstadt und dem Grünflächenamt nach den Vorgaben des Straßenbaumkonzepts Innenstadt geschehen. Ersatzpflanzungen erfolgen in der Regel in Fehlstellen oder neu entsiegelten Bereichen – zum Beispiel auf ehemaligen Parkplätzen (fu)

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Eine Renaturierung der Randstreifen vergrößere auch die Fläche, „die bei Starkregen in der Lage ist, Wasser aufzunehmen“, heißt in dem Antrag. „Außerdem verringert der Wegfall der Parkplätze negative Verhaltensanreize.“ Da die Stellflächen city-nah und umsonst sind, kein Parkschein und kein Bewohnerparkausweis erforderlich ist, sei das ein Anreiz, von auswärts mit dem Auto statt mit Bus und Bahn nach Köln zu fahren. Zudem werde Kölnern „eine Möglichkeit zur unregulierten Abstellung von nicht benötigten Pkw“ geboten. Die Verwaltung solle prüfen, ob dort Bäume oder Wildblumen als Insektenwiese angepflanzt werden können.

„Der Innere Grüngürtel ist von vielen Straßen durchbrochen, dieser Effekt verstärkt sich durch die Parkplätze am Straßenrand noch“, meint Emanuel Florakis von den Klimafreunden, auf deren Initiative der Antrag zurückgeht. „Wenn diese Parkplätze entsiegelt und begrünt werden, dient das nicht nur der Kühlung und Starkregenvorsorge, sondern führt auch zu einer Aufwertung des Grüngürtels, einer höheren Erholungswirkung und mehr Lebensqualität.“ Je früher mit der Entsiegelung begonnen werde, desto so besser.

Kühlung des Stadtklimas im Sommer und Schutz vor Starkregen

Florakis sieht den Antrag als Ergänzung zum Masterplan Parken, an dem die Stadt derzeit im Auftrag von Grünen, CDU und Volt arbeitet. Demnach sollen viele Parkplätze zu Gunsten von Rad- und Fußverkehr weichen, es soll höhere Parkgebühren und mehr Kontrollen geben. Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) begrüßt den Antrag. „Der Innere Grüngürtel ist stärker zerschnitten als der Bois de Boulogne in Paris. Dort Autos abzustellen, ist ein Anachronismus und nicht mehr zeitgemäß.“ Ohne die Parktaschen könne der Grüngürtel „optisch näher zusammenwachsen“. Dass die BV zuständig ist und die Entsiegelung im März beschließen kann, steht für Hupke außer Frage. „Diese Parkplätze haben keine gesamtstädtische Bedeutung.“

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Teresa De Bellis-Olinger, Ratsmitglied und verkehrspolitische Sprecherin der CDU, sieht den Vorstoß kritisch. „Wenn Parkplätze wegfallen sollen, dann müssen die Antragsteller auch sagen, wo und wie sie Alternativen schaffen wollen.“ Im Ratsbündnis habe man im Dezember gemeinsam beschlossen, das Parken in einem Masterplan grundsätzlich neu zu ordnen. Jetzt ohne jede Kompensation größere Mengen an Stellplätzen ersatzlos zu streichen, bevor dieses Gesamtkonzept vorliege, sei nicht angebracht.

Derweil nehmen die Antragsteller schon die nächsten Flächen in den Blick: Die Verwaltung möge bitte prüfen, ob es noch mehr kostenlose Parkplätze in der City gebe, die man auch entsiegeln oder künftig kostenpflichtig machen könne.