Die Stadt Köln bereitet sich mit verstärkten Sicherheitsmaßnahmen, darunter Drohnenabwehr, verstärkter Polizeipräsenz und speziellen Bereitschaftsdiensten auf die Fußball-EM vor.
Von Urlaubssperren und TerrorgefahrSo bereiten sich die Kölner Behörden auf die Fußball-EM vor
Die Fußball-Europameisterschaft wird eine große Herausforderung für die Sicherheitskräfte, die Stadt Köln auch für die Bürgerinnen und Bürger, die in den stark frequentieren Bereichen leben. Auch die Justiz hat sich vorbereitet und arbeitet schon seit Monaten an den Vorbereitungen. Hier ein Überblick über die Vorkehrungen der verschiedenen Behörden.
Kölner Amtsgericht
Am Amtsgericht sind die Richter an normalen Tagen vom 6 bis 21 Uhr im Einsatz um Entscheidungen über eine Haft oder Gewahrsam zu treffen. Während der Fußballeuropameisterschaft sind die Bereitschaftszeiten bis Mitternacht erweitert worden. Bis 0 Uhr können Entscheidungen über eine Haft oder Entlassung getroffen werden. Mehrere Spiele in Köln beginnen um 21 Uhr. Möglich ist, dass es am späteren Abend zu Straftaten kommt und die Richter aktiv werden müssen.
Kölner Staatsanwaltschaft
Seit dem Herbst 2023 befasst sich eine Arbeitsgruppe mit den Planungen der Anklagebehörde im Zusammenhang mit der Fußball-Europameisterschaft. Die Staatsanwaltschaft hat ihre Bereitschaftsdienste während der Spiele verdoppelt. Die zuständigen Staatsanwälte sind rund um die Uhr erreichbar. Federführend ist die Abteilung von Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn. Seine Abteilung ist für die Bekämpfung der Fußballkriminalität, auch in Zeiten außerhalb der EM, rund ums Stadion zuständig — und nun noch mehr im Fokus. „Wir haben auch auf unsere Erfahrungen bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zurückgegriffen“, sagte Stephanie Beller von der Kölner Staatsanwaltschaft. Eine Urlaubssperre gibt es nicht.
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Bundespolizei
Die Bundespolizei wird während der Fußball-EM an den Kölner Bahnhöfen eine Waffenverbotszone ausrufen, sagte der Leiter der Bundespolizeiinspektion Köln, Udo Peltzer. Genau wie bei der Landespolizei wird es bei der Bundespolizei eine Urlaubssperre geben. „Wir werden an den Bahnhöfen deutlich präsenter sein“, betonte Peltzer . Dazu gehören besonders die Bahnhöfe Messe/Deutz und der Hauptbahnhof. Begleitet werden die Bundespolizisten von ausländischen Kollegen. Genau wie bei der Landespolizei gibt es bei der Bundespolizei eine Urlaubssperre. Für die Eröffnung der neuen Bundespolizeiwache in den ehemaligen Räumen der Buchhandlung Ludwig gibt es weiter keinen Termin. „Ich gehe von Herbst aus, möglicherweise Oktober“, sagte Peltzer. Damit steht fest: Die Bundespolizei wird bei der EM weiter aus der Containerwache auf dem Breslauer Platz arbeiten. „Wir bekommen die Einsätze auch aus den Containern geregelt“, ist Peltzer sicher. Während der Europameisterschaft in die neuen Räume umzuziehen, sei schwierig geworden.
Feuerwehr
Die Kölner Berufsfeuerwehr steht, wie die Kölner Polizei, vor einer großen Aufgabe. „Die Fußball-Europameisterschaft wird eine Herkulesaufgabe für uns “, betonte Feuerwehrchef Christian Miller im Gespräch mit der Rundschau. Auf eine Urlaubssperre verzichtet die Kölner Feuerwehr. Sonst gäbe es nach der EM persönliche Engpässe, weil dann die Kräfte ihren Urlaub nehmen würden. Die Dienstpläne zu erstellen, sei ambitioniert gewesen. Die Höhenretter der Feuerwehr trainierten beispielsweise im Jahr 2023 im Stadion das Abseilen von Verletzten. Die Feuerwehr hat in ihren Reihen eine Analytische Taskforce. Dies ist eine Spezialeinheit zur Bekämpfung von biologischen oder radiologischen Gefahren.
Polizei
Die Polizei ist an Spitzenzeiten in Köln mit 2400 Beamten im Einsatz. Die Behörde hatte schon vor Monaten eine Urlaubssperre verhängt. „Da ist ganz viel, was auf uns zurollt“, sagte Kölns Leitender Polizeidirektor Martin Lotz und umschrieb damit das Ausmaß der Arbeit für die Sicherheitsbehörden In Köln finden fünf Spiele statt, vier Gruppenspiele und ein Achtelfinale. Die Polizei sei gut vorbereitet. Seit zwei Jahren bereiten sich die Beamten auf das Turnier vor. Auch eine Drohnenabwehr gibt es bei der Polizei in NRW. Dieses Projekt wird am kommenden Freitag am Borussia-Park in Mönchengladbach von Innenminister Herbert Reul vorgestellt. Dort findet das Testspiel der deutschen Mannschaft gegen Griechenland statt. Rund um die Spielstätte in Köln-Müngersdorf wird es eine Flugbeschränkungszone geben. „Drohnen sind dort nicht zugelassen“, betont Polizeidirektor Martin Lotz.
Die Sicherheitsbehörden hätten eine Drohnenabwehr für den Ernstfall parat. Damit können Drohnen unschädlich gemacht werden.Im Blick haben die Beamten so genannte Transportdrohnen, die gefährliche Gegenstände in den Bereich von Stadien transportieren können. Lotz sprach von einer „abstrakt hohen Terrorgefahr“. Die Polizei sei für den Notfall vorbereitet. Dies habe man bei der Terrorwarnung an Weihnachten am Dom gezeigt. Die Stadt wird mehrere hundert Sicherheitskräfte einsetzen.
Deutsche Bahn
Zur Fußball-EM in Deutschland rüstet die DB Regio Nordrhein-Westfalen die Zugbegleiter in Köln und anderen Städten mit Bodycams aus. In einem ersten Schritt werden 30 Zugbegleiter in den Regional- oder S-Bahnen mit Bodycams ausgestattet werden. „Es hat regelrecht Wunder bewirkt, wenn die dortigen Kundenbetreuerinnen und -betreuer bei einer drohenden Eskalation darauf hinwiesen, sie würden die Bodycam für eine Video-Aufnahme einschalten“, sagte ein Bahnsprecher der „Rheinischen Post.“ Und: Je nach Spiel würden die Ansagen in den Bahnen an ausländische Gäste angepasst. „Wenn Italien in Dortmund spielt, gibt es auch Zugdurchsagen auf Italienisch und nicht nur auf Deutsch und Englisch,“ hieß es. Im Kölner Hauptbahnhof wird das Geschehen über zahlreiche Kameras in einer Schaltzentrale beobachtet.
Nachhaltige EM
100 nachhaltige Maßnahmen zum Klimaschutz, Jugend- und Breitensportförderung, Vielfalt und Inklusion will die Stadt Köln umsetzen. Sie setzt sich für nachhaltige Maßnahmen und Inhalte bei der Fußball-Europameisterschaft ein.
„Eckpfeiler unseres Konzepts einer nachhaltigen Fußball-Europameisterschaft sind der Schutz von Umwelt und Klima und die Förderung des Jugend- und Breitensports“, betont Oberbürgermeisterin Henriette Reker. An den verschiedenen Fan-Orten wird es „maximale Müllvermeidung“ geben, wie es heißt. Beispielsweise am Konrad-Adenauer-Ufer wird es in der Public-Viewing-Zone ein Glasverbot und eine entsprechende Kontrolle geben. Um das Thema Mülltrennung zu forcieren, werden in den Fan-Zonen so genannte „Müllinseln“ eingerichtet. Dazu werden farbliche Mülltonnen in den Zonen platziert, in denen der getrennte Müll gesammelt werden soll.
Am Tanzbrunnen werden zu den Deutschland-Spielen beim „Public Viewing für Alle“ rund 12.500 Menschen erwartet. „Damit verfolgen wir das Ziel, allen Menschen ungeachtet einer Behinderung sowie Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen im Rahmen der Spiele der deutschen Nationalmannschaft ein Gemeinschaftserlebnis zu ermöglichen“, teilt die Stadt mit. Dies gelte für Fans mit Sehbehinderung, im Rollstuhl oder Menschen mit kognitiver Einschränkung. (ta)