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Fußball-EuropameisterschaftSo viele Polizisten sollen in Köln für Sicherheit sorgen

Lesezeit 4 Minuten
Der EM-Pokal steht im Rhein-Energie-Stadion

Der EM-Pokal war bereits im Kölner Stadion zu sehen.

Gesperrte Verkehrsachse, Waffenverbotszone und Drohnenverbot: Mit dem EM-Beginn in drei Wochen ist in der Stadt richtig was los.

In drei Wochen wird das erste Spiel der Fußball-EM in Köln angepfiffen. Welche Herausforderungen auf die Stadt zukommen, machten Verwaltung und Polizei deutlich.

Einsatzzahlen

„Da ist ganz viel, was auf uns zurollt.“ Kölns Leitender Polizeidirektor Martin Lotz umschrieb das Ausmaß der Arbeit für die Sicherheitsbehörden, Stadt Köln und Feuerwehr bei der Vorstellung der Sicherheitspläne für die Fußball-Europameisterschaft in Köln. In Köln finden fünf Spiele statt, vier Gruppenspiele und ein Achtelfinale. In Spitzenzeiten wird die Polizei in Köln mit 2400 Beamten im Einsatz sein. Die Polizei sei gut vorbereitet. Seit zwei Jahren bereiten sich die Beamte auf das Turnier vor. Die Stadt Köln wird mehr als 700 Sicherheitskräfte einsetzen, dazu 450 Volunteers. Die Sicherheitskräfte werden einer Zuverlässigkeitsprüfung unterzogen. Es wird überprüft, ob die Bewerber mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Wie viele bisher abgelehnt worden, teilten die Behörden nicht mit. Die Überprüfungen würden teilweise noch laufen.

Konrad-Adenauer-Ufer

Die Durchführung der Public-Viewing-Fläche am Konrad-Adenauer-Ufer wird für die Stadt zu einer Mammutaufgabe. Vom Hauptbahnhof bis zur Bastei wird die Straße gesperrt. Der Bereich dient als Entlastungsfläche, falls die Public-Viewing-Fläche am Heumarkt oder Tanzbrunnen überfüllt sind. Und damit ist zu rechnen. Für die Spiele der Engländer und Schotten werden insgesamt 200.000 Briten erwartet. Bei der Fläche geht es um 50.000 Fans, die keinen Platz finden würden. In dem Bereich wird es ein Glasflaschenverbot geben. Auf der Fläche werden Kunstoffbecher für die Getränke gereicht. Der Bereich am Rheinufer hat eine Fläche von 30.000 Quadratmeter. Vor der Entscheidung wurden 26 Flächen überprüft. Um die Mammutaufgabe zu bewältigen ist ein umfassendes Sicherheitskonzept erarbeitet worden. Dabei geht es bespielsweise um den geregelten Abfluss der Menschenmassen nach den Spielen. Auf den Leinwänden wird auch in ausländischer Sprache beschrieben, wo die nächsten Haltestellen (Hauptbahnhof, Ebertplatz oder Hansaring) sind. Ein Verkehrskonzept angesichts der zahlreichen Absperrungen hat die Stadt noch nicht veröffentlicht.

Videoüberwachung

Damit die Menschenmassen sich nicht zu sehr knubbeln, wird es eine Videoüberwachung an den zentralen Orten geben, an denen sich viele Fans aufhalten. „Damit haben wir den Zustrom im Blick und können entscheiden, welche Flächen wir schließen und welche Fläche wir öffnen“, sagte der EM-Beauftragte der Stadt Köln, Gregor Timmer. Bei der Videoüberwachung gehe es nicht im die Identifizierung von Menschen, sondern um die Publikumsströme, hieß es.

Auch am Konrad-Adenauer-Ufer werden ausgewählte Spiele zu sehen sein.

Bundespolizei

Die Bundespolizei wird während der Fußball-EM an den Kölner Bahnhöfen eine Waffenverbotszone ausrufen. Eine entsprechende Verfügung werde derzeit erarbeitet, sagte der Leiter der Bundespolizeiinspektion Köln, Udo Peltzer. Genau wie bei der Landespolizei wird es bei der Bundespolizei eine Urlaubssperre geben. „Wir werden an den Bahnhöfen deutlich präsenter sein“, betonte Peltzer. Für die Eröffnung der neuen Bundespolizeiwache in den ehemaligen Räumen der Buchhandlung Ludwig gibt es weiter keinen Termin. „Ich gehe von Herbst aus, möglicherweise Oktober“, sagte Peltzer. Damit steht fest: Die Bundespolizei wird bei der EM weiter aus der Containerwache auf dem Breslauer Platz arbeiten.

Versorgung

Bei der EM wird es 19 Unfall-Hilfsstellen geben. An vier Standorten seien Notärzte ständig im Dienst. An den zentralen Orten wird es mehrere Infostände geben. Dort gibt beispielsweise Wasser umonst. Auch Sonnencreme wird es kostenlos geben. „Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 war es in Köln sonnig und heiß“, erinnert sich Gregor Timmer.

Drohnen

Rund um die Spielstätte in Müngersdorf wird es eine Flugbeschränkungszone geben. „Drohnen sind dort nicht zugelassen“, betont Polizeidirektor Martin Lotz. Die Sicherheitsbehörden haben eine Drohnenabwehr für den Ernstfall parat. Damit können Drohnen unschädlich gemacht werden. Im Blick haben die Beamten so genannte Transportdrohnen, die gefährliche Gegenstände in den Bereich von Stadien transportieren können. Lotz sprach von einer „abstrakt hohen Terrorgefahr“. Die Polizei sei für den Notfall vorbereitet. Dies habe man bei der Terrorwarnung an Weihnachten am Dom gezeigt. Unterkünfte Die Mannschaften werden bei ihren Aufenthalten im Hotel Hyatt in Deutz und im Radission Blue unterkommen. Die VIP-Gäste werden im Hotel Excelsior am Dom übernachten, hieß es weiter. Trainieren werden die Mannschaften im Sportpark Höhenberg. An den Hotels werden zahlreiche Sicherheitskräfte für Ordnung sorgen.

Fan-Problematik

Die Polizei beschäftigt sich in Absprache mit den Polizeibehörden seit Monaten mit den Fans, die in Köln erwartet werden. Klar ist: Es werden nicht nur friedliche Fans nach Köln kommen. Die Polizei geht von einem hohen Alkoholkonsum vor allem der schottischen und englischen Fans aus, man sei auch auf Streitigkeiten eingestellt. Probleme könnten laut Kölner Polizei die rumänischen Fans machen, die als teilweise homophop gelten. Rumänien spielt am 22. Juni in Köln gegen Belgien. Auch bei den Ungarn gibt es in der Fan-Szene ähnliche Tendenzen. Die Ungarn spielen am 15. Juni gegen die Schweiz. „Wir haben die Fan-Szene im Blick und werden keine Straftaten dulden“, sagte Polizeidirektor Martin Lotz. Grundsätzlich geht die Polizei davon aus, dass Köln wegen seiner zentralen Lage ein großer Anziehungspunkt für die Fans sein wird — auch wegen seiner Ausgehmöglichkeiten. Rund 100 Sonderflüge werden in Flughafen Köln/Bonn erwartet.