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Fußball-EM in KölnKritik an Plänen für Public Viewing am Rhein – bis zu 200.000 Briten erwartet

Lesezeit 3 Minuten
Schon bei der Fußball-WM 2006 feierten viele englische Fans in Köln.

Schon bei der Fußball-WM 2006 feierten viele englische Fans in Köln.

Viel Zeit ist nicht mehr bis zum EM-Auftakt in Köln. Doch viele Fragen sind noch offen und auch das Schallschutzkonzept ist noch nicht fertig.

Der Zeitplan ist ambitioniert: Am 14. Juni beginnt die Fußball-Europameisterschaft, am 15. Juni steigt die erste von Begegnungen in Köln – Ungarn gegen die Schweiz. Als letztes Gremium hat die Bezirksvertretung Innenstadt im Rahmen einer Dringlichkeitsentscheidung zugestimmt, die rechtlichen Voraussetzung sind damit gegeben. Der Aufbau der Fanzone in der Altstadt beginnt in knapp drei Wochen, am Montag, 3. Juni, für den Abbau sind zwei Wochen nach dem letzten Spiel in Köln (Achtelfinale am 30. Juni) vorgesehen. Das Land lässt bei Großveranstaltungen solcher Art Ausnahmen vom Immissionsschutzgesetz zu, die Durchführung auf öffentlichen Plätzen ist dennoch ein heikles Thema. So ist laut Mitteilung der Stadt die Schallschutzprognose sowie ein Schallschutzkonzept noch in Arbeit.

Um als Austragungsort in Frage zu kommen, musste die Stadt Vorgaben der Uefa erfüllen. Unter anderem die Einrichtung von Fanzonen mit Public Viewing. Die Flächen am Tanzbrunnen (12 500) und auf dem Heumarkt (7500) dürften allerdings kaum groß genug sein für den Ansturm britischer Fans: Die Stadt geht von je 100.000 Fans aus England und Schottland aus. Am 19. Juni spielt Schottland gegen die Schweiz, am 25. Juni England gegen Slowenien. Für die Spiele wird am Konrad-Adenauer-Ufer eine zusätzliches Areal für 50.000 Fans geschaffen.

Public Viewing in Köln: EM-Beauftragte informierten Anwohnerinnen und Anwohner

Die „EM-Beauftragten“ Gregor Timmer und Sven Stolze informierten Anwohnerinnen und Anwohner im Marriott-Hotel über das Konzept. Speziell rund um die beiden Insel-Spiele wird es zu Sperrungen kommen, unter anderem auf der Rheinuferstraße. „Wir haben 26 Flächen geprüft. Nur das Rheinufer erfüllt die erforderlichen Kriterien wie Kapazität und Lage. Es ist eine Sicherheitslösung“, erklärt Timmer. Auch die Deutzer Werft sei geprüft worden. „Dort lässt der Bebauungsplan nur zwei Großevents zu, die sind mit der Kirmes im Frühling und im Herbst schon verplant“, so Stolze.

Die 30.000 Quadratmeter große Fläche zwischen Bastei und Goldgasse wird in drei Sektoren unterteilt. Sechs LED-Leinwände aus den Niederlanden mit einer Größe von 20 bis 80 Quadratmetern werden aufgebaut, die größte an der Bastei. Sieben Zugänge sind geplant. Entlang der Hausfassaden solle es einen getrennten Weg für Anwohner und Einsatzkräfte geben. Laute Musik ist nicht zugelassen, die Sperrungen für Auf- und Abbau werden kurz gehalten werden. Spielende ist jeweils kurz vor 23 Uhr.

Viele offene Fragen bei Anliegern

Wie schon bei der ersten Veranstaltung zum Schutzkonzept für die Anwohner des Stadions gab es Kritik an der Informationspolitik der Stadt. Zahlreiche Anwohnerinnen und Anwohner beklagten, keine Einladung erhalten zu haben. Man sei vor vollendete Tatsachen gestellt worden, bemängelte eine Anwohnerin. Auch Guido Lerzynski, Geschäftsführer des Cellitinnen-Krankenhauses St. Marien, zeigte sich irritiert: „Wir sind als Akutkrankenhaus nicht informiert worden. Wie ist die Notfallversorgung gewährleistet? Welche Wege muss der Rettungswagen nehmen? Wie kommen die Lkw mit dem Essen zu uns?“ Alles Fragen, die noch geklärt werden müssten.

Und auch am Institut der Deutschen Wirtschaft am Konrad-Adenauer-Ufer ist die Euphorie gebremst: „Wir haben an einem Spieltag eine große Veranstaltung mit vielen Gästen von auswärts. Wie sollen die zu uns finden?“ Einem Anwohner kam das Ganze sogar vor „wie eine Blaupause für Karneval. Sucht die Stadt eine Alternative für die Zülpicher Straße?“ Viele Fragen und Hinweise drehten sich erwartungsgemäß um das Parken. So kam der Vorschlag, für die Spieltage kostenloses Parken für die Anwohner unter der Zoobrücke und im Parkhaus am Zoo anzubieten.

Neben Fragen und Kritik gab es aber auch viel Vorfreude auf die anstehenden Spiele. Freundinnen und Freunde seien bereits für eine schöne EM-Party auf dem Balkon eingeladen, äußerte sich eine Anwohnerin. Ihre Nachbarin ergänzte, sie vermisse die Kölner Lichter sehr – die EM biete nun wieder etwas Feier-Atmosphäre.