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Prozess in KölnDoppelmord vom Niehler Hafen gibt weiter Rätsel auf

Lesezeit 3 Minuten
Angeklagter Prozess NIehl

Der 25-Jährige schützt sein Gesicht mit einem Aktenordnern vor den Fotografen.

Köln – Auch nach sieben langen Prozesstagen, der mutmaßliche Doppelmord vom Niehler Hafen bleibt nach wie vor rätselhaft. Laut Anklage soll der Angeklagte (25) seine ehemalige Geliebte (24) sowie den aus dieser Beziehung herrührenden Sohn (4) am Abend des 14. November 2021 in den Niehler Hafen gelockt und dort mit einem Messer brutal erstochen haben. Die leblosen Körper soll er anschließend ins Wasser geworfen haben. Als Motiv vermutet die Anklage, dass der Angeklagte nicht wollte, dass jemand von seinem Sohn erfährt — vor allem seine Familie und seine Freundin nicht. Ferner, so die Anklage weiter, habe er Unterhaltszahlungen an den Jungen vermeiden wollen.

Über Fußball und Urlaub unterhalten

Am Dienstag sagte nun ein Cousin (26) des 25-Jährigen vor dem der 11. Strafkammer am Landgericht aus. Der Mann gab an, dass er in der Nacht auf den 15. November 2021 — also unmittelbar nach der vorgeworfenen Tat — mit dem 25-Jährigen in einer Shisha-Bar war. Ob etwas auffällig gewesen sei, fragte die Vorsitzende Richterin. Die Antwort des Zeugen: „Nein.“ Und weiter: „Er war ganz normal wie immer.“ Man habe geraucht und sich über „Fußball und Urlaub“ unterhalten, so der 26-Jährige. In der Rückschau sei das alles für ihn auch nicht nachvollziehbar, so der Zeuge. Er verstehe bis heute nicht, warum der Angeklagte seine Vaterschaft — die durch einen DNA-Test festgestellt ist — so unbedingt habe verheimlichen wolle. Was denn passiert wäre, wenn er seiner Familie von einem unehelichen Sohn erzählt hätte, fragte das Gericht weiter. „Ja nichts, das ist ja kein Drama“, so der Zeuge.

Eltern als modern und weltoffen beschrieben

Auf Nachfrage des Staatsanwalts charakterisierte er die Eltern des Angeklagten als „modern, weltoffen, nicht gläubig“. An den zurückliegenden Verhandlungstagen waren immer wieder Fragen hinsichtlich der Strenge — kulturell oder religiös bedingt — in der Familie des Angeklagten aufgekommen. Die Eltern des Angeklagten selbst berufen sich auf ihr Schweigerecht. Frühere Schulfreunde des Angeklagten, die bereits vor Gericht ausgesagt haben, hatten die Eltern des 25-Jährigen dagegen als streng charakterisiert. Vor allem die Mutter habe immer wieder Druck auf ihren Sohn ausgeübt.

Und wie hätte die Freundin reagiert, wollte das Gericht von dem Cousin wissen. „Natürlich wäre das nicht optimal für ein junges Mädchen. Das stellt sich den Anfang ihrer Beziehung natürlich anders vor“, sagte der Cousin. Dennoch zeigte sich der 26-Jährige überzeugt, dass auch die Freundin einen Weg gefunden hätte damit umzugehen. Auch finanziell hätte sich der 25-Jährige Unterhaltszahlungen leisten können, so der Zeuge. „Der arbeitet bei Ford, unbefristet, seit er 16 Jahre alt ist.“

Der Prozess wird fortgesetzt.