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Kölner Raser-HotspotSchranke an der Alfred- Schütte-Allee mit eingeschränkter Wirkung

Lesezeit 3 Minuten
Wird die Drehschranke an Wochenenden geschlossen, bleibt noch genug Platz zum Passieren.

Wird die Drehschranke an Wochenenden geschlossen, bleibt noch genug Platz zum Passieren.

Und wieder eine neue Maßnahme gegen Raser und Poser an der Alfred- Schütte-Allee. Und wieder scheint die Wirkung fraglich.

An Elementen, die Rasern und Posern den Spaß verderben sollen, ist die Alfred-Schütte-Allee mittlerweile wirklich nicht arm. Piktogramme weisen die Allee als eine Fahrradstraße aus, Mittelinseln aus Beton sollen zum langsamen Fahren zwingen. Verschränkte Parkplätze auf der Fahrbahn sollen ebenfalls der flotten Durchfahrt hinderlich sein. Seit Montag, 17. Februar, ist die Straße, an denen die Schütte-Werke liegen, um noch ein Element „reicher“. Die Stadt hat auf Höhe der Müllergasse eine Drehschranke installieren lassen. Erstmals wurde sie am darauffolgenden Freitag geschlossen. Mit ihr soll nun endgültig verhindert werden, dass Raser und Poser die Anwohner im südlichen Abschnitt der Alfred-Schütte-Allee wochenends um ihre Ruhe bringen – oder sie besser noch ganz das Feld räumen. Doch wie die Piktogramme, die Mittelinseln und das verschränkte Parken erfüllt auch die Schranke nicht so recht ihren Zweck. Was daran liegen dürfte, dass sie gar nicht richtig schließt.

Holpriger Start

Freitagabend, 18 Uhr, Premiere: Die zwei Flügel der Drehschranke sollen zum ersten Mal über die Fahrbahn geschwenkt werden und so die Durchfahrt verhindern. Dabei geht es nicht darum, dass die Alfred-Schütte-Allee überhaupt nicht mehr befahren werden darf. Von Norden aus ist die Zufahrt über die Straße „Am Schnellert“ weiterhin möglich. Beschränkt werden soll eben nur die Durchfahrt hin zur Wohnbebauung. Das erstmalige Schließen der Schranken erregt öffentliche Aufmerksamkeit. Anwohner sind gekommen, ein Kamera-Team des WDR ist vor Ort. Doch der Start ist holprig. Die städtischen Mitarbeiter kommen verspätet und können dann die Abdeckungen der Schächte nicht öffnen, in denen die geschlossenen Drehschranken verankert werden sollen. Nach etwas mehr als einer Stunde ist es geschafft, die neue Schranke an der Alfred-Schütte-Allee ist geschlossen – oder besser gesagt eingeschwenkt. Geschlossen ist da nämlich gar nichts.

Reichlich Raum zum Durchschlängeln

Auf Höhe der Müllergasse befindet sich ein Zebrastreifen auf der Allee. Der eine Arm der Drehschranke schließt mit der südlichen Längsfront des Zebrastreifens ab, der andere mit der nördlichen. Die beiden Schwenkarme liegen also rund vier Meter auseinander. Das bietet Raum. Ein Mittelklassewagen kann sich problemlos zwischen den Schranken durchschlängeln, wie schon am Premierenabend beobachtet werden kann. Und es geht noch mehr: Selbst ein Transporter passiert die geschlossene Drehschranke ohne Gefahr für Lack und Blech. Wenn mit dem aufkommenden Frühling also wieder die Poser und Raser zum Präsentieren ihrer Fahrzeuge und zum Gasgeben kommen, müssen sie sich nicht eingeschränkt fühlen. Ihre sportlich flachen und eher kurzen Fahrzeuge sollten spielend passieren können.

Mehr Verbotsschild als Schranke

Was hat sich die Stadt dabei gedacht? Aus der Antwort geht hervor, dass eine Schranke gar keine Schranke sein muss, sondern auch etwas von einem Verbotsschild haben kann: „Mit der Maßnahme wird bei geschlossener Schranke die Durchfahrt mit Kraftfahrzeugen verkehrsrechtlich verboten. Ein Zuwiderhandeln durch eine Überfahrt über Gehwegbereiche oder durch ein kompliziertes Umfahrungsmanöver über den Zebrastreifen kann mit einem Bußgeld bis zu 1000 Euro geahndet werden.“

„Werden das beobachten“

Wer mit Bußgeld droht, muss auch kontrollieren. Doch da sieht die Stadt sich nicht in der Pflicht, sind die städtischen Ordnungskräfte doch von Amts wegen nur für den ruhenden Verkehr zuständig. Und der Verkehr kommt ja nun mal vor der Schranke nicht zum Ruhen. Damit ist die Polizei zuständig. Doch der mangelt es bekanntlich nicht an Arbeit in Köln, bei der sie wahrscheinlich dringender benötigt wird, als bei einer Schrankenkontrolle. Sieht die Stadt sich deshalb aufgefordert, zusammenzuführen, was zusammen gehört, also die Flügel der Drehschranke? „Eine physische Barriere herzustellen, ohne dass eine tatsächliche Notwendigkeit festgestellt wurde, sieht die Verwaltung zunächst noch nicht als erforderlich an“, sagt ein Stadtsprecher. Stattdessen: „Die Verwaltung wird die Situation der Durchfahrtssperre weiter beobachten.“