Im Kölner Norden entsteht ein moderner Logistik-Campus. Die Thielemann Group will dort 140 Millionen Euro investieren. 500 Arbeitsplätze sollen entstehen.
„Fusion Cologne“Neuer Logistikcampus entsteht in Köln für 140 Millionen Euro
Es tut sich was auf der letzten großen verfügbaren Industriefläche in Köln, dem Industriepark Nord in Niehl. Große Bagger und Planierraupen bewegen zurzeit gewaltige Erdmassen auf dem 17,4 Hektar großen Areal an der Fygen-Lützenkirchen-Straße, das der städtische Logistikkonzern Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) Ende 2020 von der Stadt Köln gekauft hat. Nach der Schließung der ehemaligen Esso-Raffinerie 1985 hatte das Grundstück jahrzehntelang brach gelegen. Nun soll sich die Brache in einen hochmodernen Logistik-Campus verwandeln. „Fusion Cologne“ heißt das Projekt, das die HGK im November 2022 vorgestellt hat. Jetzt wird es konkret.
Mit der Thielemann Group aus Mönchengladbach hat die HGK einen Partner gefunden, der 140 Millionen Euro in den Bau von zwei Logistikimmobilien investieren will. Die so genannten „Multi-Level“-Gebäude sollen den in Köln so knappen Platz optimal ausnutzen. 90 000 Quadratmeter Lager- und Logistikfläche sind geplant, verteilt auf zwei Etagen, über Rampen können 40-Tonner-Lkw ins obere Stockwerk fahren. Ein Konzept, das es so erst einmal in Deutschland gibt.
Mit dieser Bauweise „werden wir den Platz doppelt gut nutzen und setzen auf Nachhaltigkeit und Effizienz“, betonte Navid Thielemann, Chef der Thielemann Group, am Montag bei der Vorstellung der Pläne auf der Baustelle vor geladenen Gästen. HGK-Chef Uwe Wedig sagte, das Projekt werde „eine Kombination von Logistik, Light Industrial und innovativen Dienstleistungen an diesem Standort vereinen“. Man wolle „kein Projekt von der Stange etablieren, sondern ein besonderes und einzigartiges Modell für die Region und die Stadt Köln schaffen“, das Vorbildcharakter haben werde.
Alles zum Thema Henriette Reker
- Soziales Engagement Vier Menschen in Köln mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet
- Bilanz des Pilotprojekts Muezzin darf in Ehrenfeld weiter rufen
- Holger-Czukay-Preis Kölner Musiker Roosevelt und Eko Fresh ausgezeichnet
- „Standort stärken“ Kölner Stadtrat debattiert über Kurzarbeit bei Ford
- Haushaltskrise Wo die Stadt Köln jetzt überall kürzt und Gebühren erhöht
- Runder Geburtstag OB Reker und Weitekamp erinnern an politische Überraschung in Lindenthal
- Fahrraddemo in Köln Eltern und Schüler demonstrieren für Schulwegsicherheit
Direkter Anschluss an Straße, Wasserstraße, Schiene und Flughafen
„Dass hierbei die mustergültige Lage des Standortes mit den kurzen Wegen zu den verschiedenen Verkehrsträgern, nämlich Straße, Wasserstraße und Schiene, und auch die Nähe zum Flughafen Köln beste Voraussetzungen bieten, stand von Anfang an außer Frage“, erklärte Wedig. Seit 2015 operiert direkt neben dem Areal ein Eisenbahnterminal der HGK, wo Container vom Lkw auf die Bahn umgeschlagen werden. Der Niehler Hafen, wo Containerschiffe aus Antwerpen und Rotterdam ankommen, liegt in der Nähe, und seit dem Neubau der Leverkusener Brücke gibt es wieder einen ungehinderten Zugang zum Autobahnnetz.
Neben seiner hohen Flächeneffizienz zeichne sich das Projekt auch durch höchste Nachhaltigkeitsstandards aus, so Wedig. Die Hallen sollen mit Nahwärme aus der benachbarten Müllverbrennungsanlage versorgt werden und Strom aus Photovoltaik-Anlagen liefern. 40 Prozent der Fassaden werden begrünt. Im Vollbetrieb sind 500 tarifgebundene Arbeitsplätze geplant. „Wir glauben, das ist ein Modell für die Region, aber auch für ganz Deutschland“, erklärte Wedig.
HGK stach Amazon aus
Wie berichtet, wollte hier ursprünglich der Onlineriese Amazon ein Verteilzentrum errichten, scheiterte damit aber im Stadtrat. „Der Verkauf dieser Flächen an die HGK war kein Selbstläufer“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Die HGK habe mit einem bodenständigen Ansatz überzeugt. „Fusion Cologne zeigt, dass wirtschaftliche Weitsicht und Klimaneutralität in Köln absolut zusammenpassen.“ Staatssekretär Daniel Sieveke, der in Vertretung von NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach ein Grußwort sprach, lobte, die Partner hätten den Mut, etwas Neues auszuprobieren und Logistik neu zu denken.
Stand jetzt, soll die Immobilie 1 bis Ende 2026 fertig werden. Die „Recht Logistik Gruppe“ als Mieter der Thielemann Group will hier für den japanischen Elektrogeräte-Hersteller Makita das gesamte Deutschland-Geschäft bündeln – inklusive Vor- und Endmontage, Lagerhaltung, Kommissionierung und anderen Dienstleistungen.
In Immobilie 2 planen HGK und Thielemann Group ein Joint Venture – für welche Kunden, ist noch unklar. Bei der Präsentation auf der Baustelle wurde diese Partnerschaft am Montag praktisch schon als beschlossen dargestellt. Das sorgte für Irritationen in der Politik, denn der Aufsichtsrat der HGK hat sich nach Rundschau-Informationen bisher noch gar nicht mit diesem Joint Venture befasst und erst recht keinen Beschluss dazu getroffen. Der Vorstand müsse sich dazu erklären, hieß es aus Kreisen des Gremiums.
Klar ist: „Die HGK will und wird weiter wachsen“, wie Wedig betonte. Vom Eigentümer Exxon wolle man weitere 25 Hektar Fläche erwerben und sei „guter Dinge, dass wir das auch hinbekommen“.