NeueröffnungWas das neue Südamerika-Haus im Kölner Zoo den Besuchern bietet
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Köln – Zwei Weißkopfsakis im freien Flug, zwei, drei Meter durch die Luft. Unvermittelt fangen sich die Affen nach ihren gewaltigen Sprüngen an einer Liane ab, schauen dem Besucher aus knapp einem Meter Entfernung in die Augen. Eine feuerrote Brasiltangare schwirrt mit elegantem Schwung übers Geländer des Holzpfades, dahinter staksen Sonnenrallen aufgeregt über den querliegenden Ast.
Der Mensch zu Gast bei den Tieren
Wer das seit heute für Besucher zugängliche Arnulf-und-Elizabeth-Reichert-Haus im Kölner Zoo betritt, versteht im ersten Augenblick: Hier ist der Mensch der Gast im Lebensraum der Tiere.
Und genauso soll es sein. Weit über 100 Vögel und Affen leben auf dem 760 Quadratmeter großen Areal, zu dem das alte Südamerikahaus aufwendig umgestaltet wurde. Außerdem zwei Zweizehenfaultiere und ein Gürteltier. Sie alle nutzen das Areal, das dem südamerikanische Urwald nachempfunden ist, gemeinsam. Diese „Vergesellschaftung“ entspricht neuen zoologischen Erkenntnissen, ermöglicht den Tieren die Nutzung eines großen Lebensraumes und ist durch den Kontakt der Arten untereinander sehr anregend für alle.
Nicht zu vergessen, die Besucher. Die sind etwa für die Silberäffchen viel spannender als Äste und Blätter. Sherlock, Watson und Holmes, drei junge Äffchen aus dem Berliner Zoo, finden alles interessant, was die Besucher tun, spiegeln sich in Handys oder greifen vorsichtig nach Stiften. Und betrachten die Besucher zumindest so staunend wie umgekehrt. Für sie ist alles neu.
Noch leben nicht alle zusammen
Aber nicht nur für die Tiere, die über Monate Art für Art in ihren neuen Lebensraum eingewöhnt wurden. Auch für Kurator Alexander Sliwa und sein Südamerika-Team ist vieles Neuland. Etwa, ob alles glatt geht, wenn in der gemeinsamen Haltung Nachwuchs ansteht.
Oder ob die urwaldtypischen Bromelien, von den Gärtnern akribische an den Bäumen befestigt, dem Ansturm der agilen Silberkopfäffchen auf Dauer standhalten. Eins ist für Sliwa indes jetzt schon sicher: „Die Roten Brüllaffen dürfen erst rein, wenn die Vegetation robust und üppig geworden ist. Sonst ist hier alles ganz schnell kahl.“
Deshalb sind sie in einem Freigehege neben dem Haus untergebracht. Ein abgetrenntes Areal haben zudem die stark gefährdeten Salzkatzen. Gut geklappt hat die Eingewöhnung auch bei den goldfarbenen Löwenkopfäffchen: Sie haben im neuen Haus zwei Jungtiere bekommen, die sich gerade fest ins Rückenfell ihres Vaters krallen.
Die Entkernung und Umgestaltung des im Stil einer russisch-orthodoxen Kirche gestaltete Gebäudes aus dem Jahr 1899 hat rund 28 Monate gedauert und zwölf Millionen Euro gekostet. Finanziert wurde sie überwiegend durch einen einmaligen Zuschuss der Stadt Köln, mit 250 000 Euro beteiligte sich aber außerdem die NRW-Stiftung am Bau, 200 000 Euro steuerten jeweils die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und der Förderverein des Zoos bei.
Mit dem Leitungsteam des Zoos, Theo Pagel und Christopher Landsberg, freuten sich auch die ehemalige Dombaumeisterin Barabara Schock-Werner sowie der frühere Zoo-Aufsichtsratschef Ralf Heinen und sein Nachfolger Ralf Unna über den gelungenen Umbau des im Sinne einer modernen Haltung „richtungsweisenden Hauses“.