- Nach dem Tod von Tigerdame Hanya im Interim im Krefelder Zoo wartet Tiger „Sergan“ noch auf eine neue Frau.
- Nun könnte es bald soweit sein. Allerdings wird erst die neue Anlage fertiggestellt.
- Und die wird teurer und der Bau dauert länger, als geplant.
Köln – Zweigeteiltes Gehege mit Aussicht und Rückzugsmöglichkeiten, Essen und Unterhaltungsprogramm inklusive – der Kölner Zoo will seinen Tigern einiges bieten. Auch der neuen Tigerin, die dort einziehen soll. „Die Auswahl wird mittelfristig erfolgen“, heißt es. Zunächst wird die Tigeranlage fertiggestellt, was für Juni geplant ist. Dann kehrt Tiger „Sergan“, der wegen des Umbaus nach Schwerin umgezogen ist, zurück. Seine Partnerin „Hanya“, die während der Bauphase im Krefelder Zoo untergebracht war, ist dort im Februar gestorben. Die 15-jährige Sibirische Tigerin hatte „aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters massive neurologische Störungen“ gezeigt (wir berichteten).
Im Zuchtbuch sind die Daten von 11 331 Tieren enthalten
Der Kölner Zoo entscheidet nicht selbst, welche Tigerdame zu „Sergan“ passt. Das erfolgt mit den Daten im Internationalen Tigerzuchtbuch. Seit 1973 liegt es in der Hand von Peter Müller im Zoo Leipzig. Der ehemalige Zoo-Direktor hat bisher 11 331 Tiere registriert, die sich auf sechs Unterarten aufteilen. Es handelt sich um alle Tiere in menschlicher Obhut, „einschließlich ihrer inzwischen gestorbenen Vorfahren, zurückreichend teilweise bis in die 1930er Jahre“, erklärt Peter Müller. Die Zahlen im Zuchtbuch seien die Grundlage „für das Populationsmanagement des gesamten Bestandes der Tiger“ in Zoos.
Umbau wird teurer und dauert länger
Zwei Millionen Euro investiert der Zoo in die neue Tigeranlage. Ursprünglich waren 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Das Geld stammt aus einem Kredit und aus den Mitgliedsbeiträgen des „Team Tiger Köln“, einer Zusammenarbeit mit der Naturschutzorganisation WWF. Die Eröffnung ist für Juni geplant. Eigentlich sollte das Gehege 2019 fertig sein, aber es gab Verzögerungen – unter anderem ließen Baugenehmigungen der Stadt auf sich warten. Im Sommer waren dann kurzfristig die beiden Löwen auf der leeren Anlage untergebracht – während ihr eigenes Gehege hergerichtet wurde. Für das neue Tiger-Paar soll es unter anderem eine Trainingswand geben, außerdem die Möglichkeit, den Tigerkater bei Bedarf vom Nachwuchs fernzuhalten. Die Besucher sollen die Tiere durch große Fenster beobachten können. (kl)
Das Populationsmanagement brachte auch „Sergan“ und „Hanya“ zusammen. Früher berechnete man Kombinationen per Hand, inzwischen werden Verpartnerungsstrategien „mithilfe von speziellen Computerprogrammen erstellt“, erklärt Dr. Alexander Sliwa in einem Beitrag für ein Fachmagazin. Alexander Sliwa ist im Kölner Zoo als Kurator für die Großkatzen verantwortlich. Tiger und ihr Nachwuchs gelten in Zoos als Publikumsmagneten. Gleichzeitig sind sie eine Rückversicherung für eine bedrohte Art: In der Amur-Region leben nach Zoo-Informationen nur noch etwa 550 Tiger. Im gesamten asiatischen Raum sollen es noch 4000 Tiger sein. Zoos sind international vernetzt, um Tiger zu retten. Die Kooperation mit einer russischen Organisation „ermöglicht die Einbeziehung von verwaisten Jungtigern“, die „aufgrund der Wilderei und somit Tötung des Muttertiers regelmäßig aufgegriffen werden“, schreibt Alexander Sliwa.
„Hanya“ wurde in Frankreich geboren, mit ihr gelang dem Kölner Zoo 2011 erstmals nach 20 Jahren eine Nachzucht. Die drei Kleinen blieben zunächst bei „Hanya“, damit sie sich an die Gesellschaft von Artgenossen gewöhnen – zu lange, denn der Nachwuchs „Jegor“ wurde überraschend geschlechtsreif und zeugte mit „Hanya“ wieder drei kleine Tiger. „Jegor“ kam noch vor deren Geburt in den Münchener Zoo, eine seiner Schwestern sollte Europa verlassen, die andere zog nach Portugal. Von den drei Inzucht-Tigern starb einer, zwei wurden an einen Zoo in Brasilien abgegeben. Für die Erhaltungszucht sind sie wegen der Inzucht wohl verloren. Und weil sie nicht über das Zuchtprogramm vermittelt werden konnten, musste der Kölner Zoo selbst nach einem neuen Platz für „Dima“ und „Darja“ suchen.
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„Akute Bedrohung durch die Gier des Menschen“
2017 kam „Sergan“ nach Köln. Nachwuchs war erst mal nicht geplant, „Hanya“ bekam Verhütungsmittel. Tiger spielen in modernen Zoos eine wichtige Rolle, erklärt Alexander Sliwa, um den Besuchern ihre „beeindruckende Schönheit“ aber auch die „akute Bedrohung durch die fortwährend zunehmende Gier des Menschen näherzubringen“.