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Nach Corona-Lockdown in KölnStadtführungen zur Kölner Filmgeschichte laufen wieder

Lesezeit 3 Minuten

Durch die Kölner Kino- und Filmgeschichte führt Josef Haas-Achenbach seine Gäste.

Köln – Schleppend laufen die Stadtführungen nach dem Lockdown wieder an. „Meine letzte Tour war im Oktober“, erzählt Josef Haas-Achenbach dem achtköpfigen Freundeskreis, der seinen ersten Filmscout-Rundgang gebucht hat. Auf die Spuren der Kölner Filmgeschichte begibt sich der gelernte Requisiteur mit der Gruppe. Für viele der Einblicke greift er auf die Forschungen des Vereins „Köln im Film“ zurück. In dessen Publikation „Kino in Köln“ ist nachzulesen, welche Rolle der Schokoladenfabrikanten-Sohn Ludwig Stollwerck spielte, als die Bilder in der Domstadt laufen lernten.

Nur wenige Meter vom Treffpunkt Severinstorburg am Chlodwigplatz gibt es die erste Überraschung. Spontan stimmt die Gruppe das kölsche Lied „Wenn et Leech usjing em Roxy“ an, als sie erfährt, dass sich hinter der Fassade eines Drogeriemarkts das von den Bläck Fööss besungene 50er-Jahre-Kino verbirgt. Die Lichter gingen 1975 aus. Einer der Pänz in der Nachbarschaft, die es immer wieder schafften, sich auf verschlungenen Wegen in die Filmvorführungen zu schleichen, war Josef Gens. Er wurde selbst ein Star, als er 1964 im Keller seines Elternhauses am Chlodwigplatz 24 das Poblicius-Grabmal entdeckte, das heute im Römisch-Germanischen Museum steht.

Verborgener Ort der Filmgeschichte

Dank bester Vernetzung hat Haas-Achenbach einen Schlüssel zu einem verborgenen Ort der Filmgeschichte. Durch das schäbige Tor an der Annostraße 86 ist nicht einmal die Plakette gut zu lesen, die Auskunft über ein Stück fast vergessener Fernsehhistorie gibt. In dem Gebäudekomplex befand sich von 1949 bis 1961 das „Metropol“, Kölns modernstes Kino nach dem Krieg. Bis in die 90er-Jahre produzierte der WDR dort unter anderem die Serien „Ein Herz und eine Seele“, „Klimbim“ und den „Rockpalast“. Das Fernsehballett nutzte eine Etage als Probenraum, später betrieben die Komponisten Karl-Heinz Stockhausen und Mauricio Kagel das Studio für Neue Musik. Romy Schneider, die Band Dire Straits, Willy Brandt sollen an dem „legendären Ort“, so Haas-Achenbach, zu Gast gewesen sein.

Als 2000 der Standort Annostraße 86 aufgegeben wurde, geriet seine Geschichte schnell in Vergessenheit. Heute sind dort eine Tonschnitt- und eine Videoproduktionsfirma ansässig, die erst durch Haas-Achenbach auf die Vergangenheit des Ortes aufmerksam wurden.

Köln wichtiger Standort der Filmwirtschaft

Am Odeon-Kino in der Severinstraße fällt der Gruppe sofort Trude Herr ein. Die Komikerin betrieb in dem 1956 eröffneten ehemaligen Rhenania-Kino von 1977 bis 1986 ihr Volkstheater. Seit 1987 ist das Kino unter dem Namen Odeon wieder das, was es ursprünglich war: ein auf hochwertige Filme spezialisiertes Lichtspielhaus. Nach kurzzeitiger Krise startete das Kino 2002 neu mit dem Dokumentarfilm „Viel passiert – Der BAP-Film“. Regisseur Wim Wenders schlenderte dafür mit Wolfgang Niedecken durch die Südstadt.

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„Köln ist zwar ein wichtiger Standort der Filmwirtschaft, aber weniger selbst ein Schauplatz, da geht der Blick neidvoll nach Berlin“, fasst Haas-Achenbach zusammen. In einigen Köln-Filmen wirkte er selbst als Komparse mit, so im Kinderspielfilm „Spatzi“. In „Südstadt in Aspik“ mimt Heinrich Pachl die Rolle, die Josef Haas-Achenbach jetzt wieder real spielen kann: einen Stadtführer.