AboAbonnieren

Kölns Vergangenheit in VR erlebenTimeRide lädt zu einer neuen virtuellen Tour

Lesezeit 4 Minuten
TimeRide

Jonas Rothe von TimeRide, Björn Heuser und Anne Katharina Müller. 

In den „Goldenen Zwanzigern“ zwischen 1924 und 1929 blühte in Deutschland die Wirtschaft. Es war die Zeit des politischen Wirrwarrs der Weimarer Republik, nach dem Leid des Ersten Weltkriegs und vor den dunklen Jahren der Weltwirtschaftskrise sowie schließlich der NS-Zeit. Genau in diese Zeit des Aufschwungs, ins Jahr 1926, wird schon bald die neue Erlebnisausstellung von TimeRide am Alter Markt seine Gäste via Virtueller Realität (VR) katapultieren.

„Für uns lag es nah, die Zeit während des Lockdowns zu nutzen und ein neues Erlebnis zu schaffen“, erläutert TimeRide-Gründer und -Geschäftsführer Jonas Rothe. Dabei hätte die Zeit vor knapp 100 Jahren in Köln einen starken Aktualitätsbezug, weil auch dort die Menschen vor einem Aufbruch nach einer großen Krise standen. „Das Spannende war, dass Köln bis 1926 durch die Besatzung quasi noch im Ersten Weltkrieg feststeckte. Nach dem Abzug der alliierten Truppen gab es dann auch erstmals wieder einen Karneval, obwohl der eigentlich noch nicht wieder erlaubt war“, so Rothe. Wenig verwunderlich also, dass der neue, knapp viertelstündige Film am Rosenmontag spielt.

Björn Heuser als Straßenbahnfahrer dabei

Für diesen konnten einige bekannte Namen gewonnen werden. Als Straßenbahnfahrer Pitter hat sich etwa Kölsch-Barde Björn Heuser in Schale geworfen. „Das ist wirklich der absolute Wahnsinn, wie nah und realistisch der Film einen an die damalige Zeit bringt. Es ist kaum vorstellbar, wie schön Köln – vor allem der alte Hauptbahnhof – mal gewesen ist“, schwärmt Heuser. Auch als Straßenbahnfahrer wird es sich der 39-Jährige nicht nehmen lassen, auch musikalisch in Erscheinung zu treten. Virtuell tauchen auch Musikerlegenden wie Willi Ostermann auf. „Für uns war Musik ein zentraler, tragender Punkt in der ganzen Produktion“, ergänzt Rothe. Man wollte so zeigen, dass Köln damals „die Hauptstadt der Straßenmusik Europas“ war.

VR-Stadtrundfahrten starten wieder

Von Samstag, den 12. Juni an kann die Stadt wieder virtuell aus anderer Perspektive betrachten. Dann geht es mit den 2020 begonnenen VR-Stadtrundfahren weiter. An zentralen Orten Kölns können Gäste in die virtuelle Stadtgeschichte eintauchen und diese mit dem heutigen Stadtbild vergleichen. Vorerst finden die Ausflüge per digitaler Brille samstags um 11, 14 und 17 Uhr statt. Die Teilnehmerzahl ist auf zehn begrenzt. Exklusive Führungen können auf Anfrage gebucht werden. Ein negativer Test ist nicht nötig.

Tickets kosten regulär 24,90 Euro (19,90 Euro ermäßigt). Gruppen bis zu zehn Personen zahlen 240 Euro, Gruppen bis zu 15 Personen 345 Euro. (roe)

www.timeride.de/koeln/vr-stadtrundgang

Die Hauptrolle des Films wird von Anne Katharina Müller verkörpert. „Ich spiele Tessa, eine Hutmacherin, deren Ehemann nicht aus dem Krieg zurückgekehrt ist, und die vielleicht auch ein klein wenig ein Auge auf den Pitter geworfen hat“, verrät die Kölner Schauspielerin. Ihr Beruf spielt eine gewichtige Rolle in der insgesamt rund 45-minütigen Ausstellung. Wie bei der zuvor thematisierten Kaiserzeit besteht diese nämlich nicht nur aus dem VR-Film, sondern beinhaltet auch Techniken aus der damaligen Zeit. Los geht es mit einem Stummfilm, bevor sich die Gäste schließlich anschauen können, wie das Hutmacherhandwerk damals funktionierte. Die Expertise liefert das traditionelle Kölner Hutmacher-Unternehmen Diefenthal 1905.

Das könnte Sie auch interessieren:

Als Erzähler der neuen Geschichte konnte ein Kölner Original gewonnen werden. Ludwig Sebus wird die Gäste durch die Zwanziger führen und als kleines Kind ebenfalls kurz digital zu sehen sein. „1926 war ich gerade ein Jahr alt, aber an die Situation, dass kaum Autos auf den Straßen unterwegs waren, dort dafür aber die Kinder spielten, kann ich mich noch gut erinnern“, so der 95-Jährige. Er ist begeistert von den Möglichkeiten der VR. „Das ist alles richtig lebendig“, schwärmt Sebus von seinem ersten Ausflug in die virtuelle Realität. „Für mich war es ein sehr angenehmes Gefühl, man wird in die Zeit von damals reinversetzt, ihr aber nicht ausgesetzt.“

Wann es losgehen kann mit der Tour durch die Zwanziger, steht noch nicht fest. Derzeit wird umgebaut, noch im Sommer soll der Startschuss fallen.

www.timeride.de/koeln