Mülheim – Herr Fuchs, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wiederwahl. Bevor wir auf Ihre Vorhaben für die kommenden fünf Jahre kommen: Wie bewerten Sie Ihre Ergebnisse der vergangenen Wahlperiode?
Vielen Dank für die Glückwünsche, ich freue mich auch in den nächsten Jahren gemeinsam mit meinen alten und neuen Kolleginnen und Kollegen in der Bezirksvertretung zum Wohle unseres Stadtbezirks und ihrer Einwohnerschaft weiterarbeiten zu können. In der vergangenen Legislaturperiode haben wir bereits viele wichtige Projekte für die Weiterentwicklung unseres Bezirks auf den Weg gebracht. Dennoch gibt es , gerade im Hinblick auf die großen Herausforderungen für unsere Stadt, noch viel zu tun. Lange Jahre mussten wir auf Baukräne im Mülheimer Süden warten, nun haben endlich die Arbeiten auf dem Gelände von Cologneo I begonnen. Gleichzeitig stockt weiterhin die Entwicklung der übrigen vier Grundstücke. So führte ein offensichtlicher Planungsfehler auf dem Gelände des Cologneo II dazu, dass die Wohnbebauung zu dicht am Mülheimer Hafen mit seinem Gewerbe geplant wurde. Zudem muss NRW Urban das Otto-und-Langen-Quartier auf Geheiß des Landes meistbietend verkaufen und der Stadt nicht wie vorgesehen ein Vorkaufsrecht einräumen, um dort neue Formen für die Verbindung von Kultur, Wohnen und Arbeiten auszuprobieren. Hier hat die Stadtspitze eindeutig versagt.
Die weiteren Planungen am alten Mülheimer Güterbahnhofsgelände kommen gut voran, zudem gibt es positive Aussichten, dass das lange erwartete Mahnmal für den NSU-Anschlag an der Keupstraße endlich gebaut werden kann. Auch die Sanierung der Mülheimer Brücke kommt, wenn auch etwas verzögert, voran. Diese Sanierung und die damit verbundenen Teilsperrungen auf dem Clevischen Ring haben zudem dazu geführt, dass die Schadstoffbelastung vor Ort deutlich zurückgeht. Ein weiterer Erfolg ist die erhebliche Reduzierung des Lkw-Verkehrs in den Veedeln. Liegengeblieben sind allerdings solche Vorhaben wie die Umgestaltung des Dellbrücker Marktplatzes, die Wiedereröffnung des Thurner Hofs oder die Sanierung der Berliner Straße in Dünnwald.
Zur Person
Norbert Fuchs (72) wurde in Opperzau (Sieg) geboren, wuchs in Buchforst auf und lebt in Mülheim. Er trat 1981 der SPD bei und wurde 1984 erstmals in die Bezirksvertretung gewählt. Seit 1989 bekleidet er das Amt des Bezirksbürgermeisters von Mülheim. Der Dienstälteste in dieser Funktion in Nordrhein-Westfalen tritt nun seine siebte Amtszeit in Folge an. Bevor er in den beruflichen Ruhestand ging, arbeitete Fuchs als Leiter des Fachbereichs Gesundheitspolitik bei einem großen Pharma-Unternehmen. Fuchs ist verheiratet, hat zwei Kinder sowie drei Enkel.
Was sehen Sie als dringendste Aufgaben in den kommenden fünf Jahren?
An vorderster Stelle steht in den kommenden Jahren die Entwicklung des Mülheimer Südens. Was mir dort besondere Sorgen bereitet ist, dass einige der Investoren sehr hohe Grundstückspreise zahlen mussten. So wechselten Flächen bereits im Vorfeld mehrmals die Besitzer, was zu einer massiven Erhöhung der Grundstückspreise und in der Folge zu höheren Mieten führte. An der Mülheimer Brücke wiederum zeigt sich, dass ihr Zustand deutlich schlechter ist als anfangs erwartet. So muss die rechtsrheinische Rampe vollkommen abgerissen werden und nicht grundsaniert. Diesen Prozess will ich intensiv begleiten. Städtebaulich habe ich zudem die Sanierung der LEG-Siedlung am Schlebuscher Weg in Höhenhaus im Blick, wo auf mein Drängen hin die Umsetzung des kooperativen Baulandmodells gesichert wurde. Die LEG muss nun wieder mindestens 30 Prozent der Wohnungen als öffentlich geförderte anbieten. Außerdem hat die LEG auf meinen Rat hin ein Umzugsmanagement für die Bewohner der Siedlung eingerichtet.
Wo sehen Sie weitere Schwerpunkte für die nähere Zukunft?
Da fällt mir der geplante Sportkomplex am Dünnwalder Kommunalweg in Stammheim ein. Dort sollen später einmal die Amateure des KEC trainieren oder beispielsweise die Rollstuhlbasketballer der Köln 99er. Denkbar wäre, dass der FC Viktoria Köln hierher zieht. Für mich wäre diese Anlage der Bestandteil einer Sportachse zwischen Leverkusen im Norden und Zündorf im Süden. Ich denke auch an das Bürgerhaus Mütze. Wegen einer Sanierung soll es ja für drei Jahre geschlossen werden. Doch was ist mit dem Angebot? Da gilt es Lösungen zu finden.
Dann bleibt ja fast nur noch der Verkehr?
Genau, und es gibt mehr als genug davon. Unsere Stadt und insbesondere der Stadtbezirk Mülheim brauchen endlich ein modernes Gesamtkonzept für den öffentlichen Nah- und den Individualverkehr. So bin ich dafür, dass der geplante Flüsterasphalt rasch auf die Bergisch Gladbacher Straße aufgebracht wird. Damit eng verbunden ist das Verkehrskonzept für Holweide, das ja schon intensiv diskutiert wird. Ich will keinen Schleichverkehr durch die Nebenstraßen. Die Radschnellwege von und nach Leverkusen und Bergisch Gladbach sollten schnell kommen, wie auch die Planungen der Stadtbahnverlängerung nach Stammheim, Flittard und meinetwegen Leverkusen-Mitte. Was mir in letzter Zeit aufgefallen ist: Wir engagieren uns zwar viel für Radfahrer, doch sollten auch die Fußgänger mehr berücksichtigt werden, wenn es um Verkehrsfragen geht.