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Die Bücher seines LebensWolfang Niedecken verrät in Köln, welche Literatur ihn bis heute prägt

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Moderatorin Sabine Heinrichs bat Wolfgang Niedecken in der Flora zum Gespräch.

Moderatorin Sabine Heinrichs bat Wolfgang Niedecken in der Flora zum Gespräch.

Im Rahmen der lit.Cologne erklärte der Sänger unter anderem, warum er eine ganz besondere Beziehung zu Heinrich Böll hat. 

Es war der Radio- und TV-Moderatorin Sabine Heinrichs augenscheinlich anzusehen, dass es ihr ein Vergnügen war, am Freitagabend in der Flora jenen Künstler vorzustellen, der mittlerweile zu einer „engagierten und wichtigen Stimme“ Kölns geworden ist: der Musiker, Maler und Autor Wolfgang Niedecken.

Und Niedecken erinnert sich gleich daran, dass er schon als Kind an diesem außergewöhnlichen Ort gespielt hat und später mit seiner BAP-Band eine Fotosession gemacht hat. Aber um Musik sollte es an diesem Abend nur an zweiter Stelle gehen. Im Vordergrund stand die Frage: Welche Bücher und Schriftsteller haben sein Leben geprägt, die Texte seiner Songs beeinflusst? „Um mir das klarzumachen, habe ich zur Vorbereitung dieses Gesprächs sie alle noch mal lesen müssen“, gesteht Niedecken.

Die Literatur wurde ihm nicht in die Wiege gelegt: „Mein Vater las überhaupt nicht. Mutter verschlang Böll und hörte ununterbrochen die Knef. So wurde quasi Heinrich Böll zu meinem literarischen Ziehvater, der übrigens, wie meine Mutter in der Alteburgerstraße geboren wurde. Meine erste Berührung mit Böll hatte ich dann im Gymnasium durch einen wagemutigen, jungen Lehrer, der uns ‚Ansichten eines Clowns‘ nahebrachte, das ich aber noch nicht so richtig verstand.“ Später traf Niedecken den jetzt auch von ihm verehrten Schriftsteller bei mehreren Diskussionen: „Wenn es je einen gütigen Menschen gegeben hat, dann war das Heinrich Böll“, schwärmt er noch heute.

All diese Bücher boten mir eine Heimat – und ich bin dankbar für dieses Leben.
Wolfgang Niedecken

Das musikalisch-literarische Coming-out hatte Niedecken dann, als er Bob Dylans „Like a Rolling Stone“ hörte: „Da ging bei mir die Sonne auf! Deshalb habe ich später auch eine Liebeserklärung an Bob geschrieben, bin auf seinen Spuren gereist.“

Das ist das Stichwort für Sabine Heinrichs, die natürlich wissen will, wie Niedecken den gerade in unseren Kinos angelaufenen Bio-Pic „Like A Complete Unknown“   findet? - „Ich finde, Timothée Chalamet spielt so überzeugend, als ob er selber Bob Dylan ist.“

Durch Dylan entdeckte Niedecken die Beat-Poeten Allen Ginsberg und Jack Kerouac („Dessen ‚Unterwegs‘ lese ich immer wieder“), die Romane von John Steinbeck und Joseph Conrad: „All diese Bücher boten mir eine Heimat – und ich bin dankbar für dieses Leben“, zieht Wolfgang Niedecken Bilanz, ehe das unterhaltsame „Plauderstündchen“ mit viel Applaus endet.