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Hardthofwiese wird zum ZankapfelNachbarn und BUND wehren sich gegen Bebauung

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Peter Gremse, Martina Welchering und Helmut Röscheisen (v.l.) wollen keine weitere Bebauung der Grünflächen zwischen Penningsfelder Weg und Hardthofstraße. 

Dellbrück – Alarmstimmung herrscht bei vielen Bewohnern des Bensberger Marktwegs und bei der Kölner Kreisgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Nachdem bekannt wurde, dass es Bestrebungen gibt, im Hinterland zwischen Bensberger Marktweg, Penningsfelder Weg und Hardthofstraße Einfamilienhäuser zu bauen, begannen eine Anwohnerinitiative und der BUND, dagegen zu protestieren. „Bei dem Gebiet handelt es sich um den Flaschenhals mitten in einer Frischluftschneise in Richtung Innenstadt“, betont Helmut Röscheisen vom BUND. Es gehe um ein Gesamtgebiet von 7,3 Hektar, von dem nach derzeitigen Planungen etwa 1,3 Hektar durch das Unternehmen Sahle Wohnen bebaut werden könnte.

Bis zu 125 Wohnungen möglich

Das wird auch von Seiten des Stadtplanungsamts bestätigt. Es lägen auch erste Überlegungen für diese Fläche für Wohnungsbau vor. Danach lasse sich ein Potenzial von etwa 120 bis 125 Wohnungen ableiten, unterteilt in Einfamilienhäuser und Geschosswohnungsbau. Röscheisen: „Es handelt sich hier um ein ökologisch höchst bedeutsames Areal, weil es obendrein noch eine wichtige Verbindung zwischen der Schluchter Heide auf der Ostseite des Penningsfelder Wegs und der Wahner Heide im Süden darstellt.“ Die Aktiven bemängeln, dass hier wenig Wohnraum auf großer Fläche geschaffen werden soll. Zwar sei die Fläche im aktuellen Flächennutzungsplan als potenzielle Wohnungsbaufläche ausgewiesen, doch das lasse sich nicht mehr rechtfertigen. Röscheisen: „Was wir in Köln brauchen, ist kleinräumiger Mehrgeschoss-Wohnungsbau statt extensiver Eigenheimsiedlungen.“

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Grünflächen sollen erhalten bleiben

Im Klartext heiße das: Lieber sollen bestehende Siedlungsflächen verdichtet oder Wohnbebauung aufgestockt werden als Grünflächen zerstört. Das sei umso wichtiger, als die Stadt noch im Juli 2019 den Klimanotstand ausgerufen habe. Der BUND-Aktive ist dafür, das gesamte Grundstück unter Schutz zu stellen. Martina Welchering und Peter Gremse von der Anwohnerinitiative sind der gleichen Ansicht. „Bei dem Grundstück handelt es sich um ein Kleinod mit ökologischem Wert“, betont Gremse. Er weist darauf hin, dass die Fläche erst für Wohnungsbau erschlossen werden müsse. Es würden kluge Bauprojekte gebraucht, die ökologische und soziale Belange verbinden wie etwa die Aufwertung bereits erschlossener Areale: „Flächenfraß zugunsten des Einfamilienhauses im Grünen ist längst schon keine zukunftsweisende Option.“

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Schon genug Wohnungsbau in Köln-Dellbrück

Welchering wiederum beklagt, dass sie als Anwohnerin erst sehr spät von den Bauvorhaben erfahren hat: „Was uns irritiert ist die Heimlichkeit, mit der alles passiert.“ Außerdem sieht sie das Projekt als möglichen Einstieg, das gesamte Gebiet von 7,3 Hektar bis zum Hardthof zu bebauen. Wenig begeistert von dem Vorhaben sind auch einige Vertreter aus Politik und Gesellschaft. „Schon die vor vielen Jahren gebaute benachbarte Siedlung war ein Frevel“, meint die grüne Mülheimer Bezirksvertreterin Sabine Ulke. Auch Engelbert Hock, Vorsitzender des Bürgervereins Dellbrück, sieht die Sache kritisch: „Es entstehen schon genug neue Wohnungen an anderen Dellbrücker Standorten wie dem Möhl-Gelände. Hier wollen wir keine weitere Zersiedlung.“ Auf eine Anfrage, was konkret geplant ist, antwortete Sybille Jeschonek, Leiterin Unternehmenskommunikation von Sahle Wohnen: „Ihre sehr konkreten Fragen kommen verfrüht und sind derzeit bei uns auch falsch adressiert.“ Zunächst seien Politik und Verwaltung gefragt. Die Gegend werde von der Stadt Köln als grundsätzlich bebaubare Fläche geführt. Es gibt aber ihrer Kenntnis nach derzeit kein Bebauungsplanverfahren, in dessen Verlauf genau die erfragten Festlegungen getroffen werden würden.

Jeschonek: „Da ein solches Verfahren immer Bürgerbeteiligung vorsieht, würde die Öffentlichkeit bei Aufnahme eines solchen in jedem Fall informiert und alle Belange, auch die des Naturschutzes, würden in diesem Rahmen geprüft und bewertet.“