Die Kölner Staatsanwaltschaft erhebt ihre erste Anklage im Kontext von Explosionen und Drogengeschäften, drei Personen sind wegen verschiedener Verbrechen angeklagt.
Tatkomplex „Mocro-Mafia“Erste Anklage der Staatsanwaltschaft nach Drogenkrieg in Köln
Schmutzige Wände, abgeplatzter Putz sowie vergitterte und verrostete Fenster. Es gibt gewiss schönere Orte als eine Lagerhalle in Hürth-Kalscheuren. Möglicherweise haben Kriminelle speziell diesen abgelegenen Ort an der Rodenkirchener Straße für ihre Machenschaften ausgewählt. In der Halle sollen nach Ermittlungen von Kölner Polizei und Staatsanwaltschaft fünf Männer im Juni 2024 gefesselt und misshandelt worden sein.
Es ist der zentrale Ort im Zusammenhang mit der Kölner Explosionsserie im vergangenen Jahr und einem geplatzten Drogendeal der niederländischen Drogenmafia und einer kurdischen Drogenbande aus dem rechtsrheinischen Köln.
Drogenkriege in Köln: Anklage erhoben
Nun hat die Kölner Staatsanwaltschaft ihre erste Anklage in dem großen Ermittlungskomplex erhoben. Wie die Kölnische Rundschau erfuhr, hat die Behörde vier Männer angeklagt. Ihnen wird Geiselnahme, schwere Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Einer der Angeklagten ist Heranwachsender. Drei Beschuldigten wird laut Anklage vorgeworfen, am 25. Juni 2024 mehrere Männer in einer Lagerhalle in Hürth-Kalscheuren gefesselt und misshandelt zu haben. In der Halle sollen die Opfer an Stühle gefesselt worden sein. Ermittler sprachen nach dem Vorfall von einem „bewaffneten Überfallkommando“. Einen Tag danach befreite die Polizei die Männer. Im Vorfeld waren aus der Halle rund 350 Kilo Marihuana im Wert von 1,5 Millionen Euro gestohlen worden. Die Ware ist weiter verschwunden. Das Rauschgift sollte eigentlich später verkauft werden. Die Angreifer setzten die Opfer massiv unter Druck und bedrohten sie mit dem Tod. Es sollte herausgefunden werden, wer für den Diebstahl der Drogen verantwortlich ist, heißt es von den Ermittlungsbehörden. Das Gebäude in Hürth sollte unter anderem als Zwischenlager für die niederländische Drogenmafia dienen.
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Nach den Misshandlungen und dem Diebstahl der Drogen kam zu einer beispiellosen Explosionsserie in der Stadt. In Wohnungen und Hausfluren gehen Sprengsätze hoch und sorgten für Verwüstungen und Unsicherheit in der Bevölkerung. Die Explosionen standen oftmals in Verbindung mit dem gestohlenen Stoff und sollten Täter und Mitwisser unter Druck setzen.
Villa in Rodenkirchen Ort schwerer Misshandlungen
In einer Villa in Rodenkirchen wird dann am 4. Juli ein Pärchen schwer misshandelt. Die Staatsanwaltschaft spricht später von Folterung. In diesem Fall ist ein Mann wegen Beihilfe zur Geiselnahme sowie eines Verstoßes gegen das Waffengesetz angeklagt. Er soll im Vorfeld der Entführung von Rodenkirchen über die Pläne der Täter informiert worden sein und dafür Schusswaffen, Bargeld und Munition besorgt haben.
Die Geiselnehmer hatten den Bruder eines mutmaßlichen Marihuana-Diebes und eine weitere Frau entführt, um diesen zur Rückgabe der Drogen oder zur Zahlung eines Millionenbetrages zu zwingen. Die von dem Angeklagten bereitgestellten Gegenstände sollen dazu verwendet worden sein, die beiden Opfer in Bochum zu entführen und anschließend nach Rodenkirchen zu bringen, wo insbesondere der Bruder des möglichen Diebes schwer misshandelt wurde. Ein von der Polizei gesichertes Handyvideo zeigt zwei stark blutende Menschen.
Kurz vor Weihnachten teilte die Polizei schließlich mit, dass ein 21-Jähriger, der wegen der mutmaßlichen Beteiligung an Drogengeschäften in U-Haft sitzt, auch an dem Raub einer großen Menge Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth beteiligt gewesen sein soll. Der Raub soll der Auslöser für die Gewaltspirale gewesen sein. „Ihm wird vorgeworfen, zusammen mit weiteren Personen in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni circa 350 Kilogramm Marihuana entwendet zu haben“, teilte die Ermittlungskommission „Sattla“ (arabisch für Haschisch) mit. Dabei sollen auch Maschinenpistolen mitgeführt worden sein.
Am Pariser Flughafen wird dann im Spätsommer eine „Schlüsselfigur“ in dem Verfahren festgenommen. Der 22-Jährige soll eine zentrale Figur in dem komplexen Fall sein. Insgesamt sitzen in dem Verfahren 18 Personen in Haft. Die Anklagen liegen nun beim Landgericht Köln und warten auf ihre Zulassung. Für alle Angeklagten gilt bis zum Prozessende die Unschuldsvermutung, betonte das Landgericht. Zwischen Polizei und Gericht gibt es bereits seit dem vergangenen Jahr Gespräche über die Sicherheitsvorkehrungen während der kommenden Prozesse.