AboAbonnieren

Kölner Stadtverordnete in der NS-ZeitDr. Jung veröffentlicht Lexikon zum „Kölner Rat“

Lesezeit 2 Minuten

397 Biografien von Stadtverordneten hat Dr. Werner Jung in seinem Buch zusammengetragen.

Köln – Im Gespräch über sein frisch veröffentlichtes biografisches Lexikon zum Kölner Rat sagt Dr. Werner Jung: „Eigentlich war das Gremium gar nicht so wichtig.“ Damit meint der ehemalige Direktor des NS-Dokumentationszentrums den Rat in der Zeit der Weimarer Republik zwischen 1919 und 1934, der damals noch eine Stadtverordnetenversammlung war. Dort sei die politische und wirtschaftliche Elite der Stadt ihrer Zeit vertreten gewesen. Dass dieses Gremium dennoch nicht so einflussreich gewesen sei, habe vor allem an Oberbürgermeister Konrad Adenauer gelegen, der der Meinung gewesen sei, er habe „die Pflicht, bei der Stadtverordnetenversammlung darauf hinzuwirken, daß Sie den Beschluß faßt, den ich für den richtigen halte.“ So zitiert Jung den Alt-Kanzler.

Jung: „auf Dinge gestoßen, die man nicht erwartet hat“

Der Historiker ist besonders bei der Zusammensetzung dieser Versammlung „auf Dinge gestoßen, die man nicht erwartet hat“. Beispielsweise wie viele Chefredakteure von Kölner Zeitungen bis 1934 „wie selbstverständlich“ als Stadtverordnete aktiv waren – heute undenkbar.

In Jungs neuem biografischen Lexikon zum Kölner Rat befinden sich Biografien von 397 Personen, die nicht nur vor 1934, sondern anschließend auch bis 1945 Teil des nationalsozialistischen Rates waren. Die einzelnen Biografien beschränken sich nicht auf die Zeit der Tätigkeit im Rat, sondern sind laut Jung lebensgeschichtlich angelegt. Dabei fand er bei seinen Recherchen, dass die Zahl derer Stadtverordneten, die Opfer der NS-Verfolgung wurden, von 13 auf 15 korrigiert werden muss. Peter Florin und Michael Haßler seien bisher nicht auf der am Eingang zum Ratssaal angebrachten Gedenktafel für die in der NS-Zeit ermordeten Stadtverordneten aufgeführt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Sozialdemokrat Haßler war von 1919 bis 1920 Stadtverordneter in Köln und auch Parteisekretär der SPD. Später war er Mitglied des Kreistags im Siegkreis und Stadtverordneter in Aachen. Nach 1935 nahm ihn die Gestapo mehrfach fest und stellte ihn unter Polizeiaufsicht. Verhaftet worden ist er im Zusammenhang mit dem Attentat auf Adolf Hitler am 5. September 1944. Er verstarb später im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Das 360 Seiten lange biografische Lexikon mit dem Titel „Der Kölner Rat“ setzt den von Thomas Deres erarbeiteten ersten Band zum Kölner Rat der Jahre 1794 bis 1919 aus dem Jahre 2002 fort. Herausgeber sind das Historische Archiv und das NS-Dokumentationszentrum der Stadt. Interessierte können das Werk in beiden Häusern und im Buchhandel zum Preis von 15 Euro erwerben. (rom)