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Initiative von SchülernStadtrat Bad Honnef widerruft Ehrenbürgerwürde für Adolf Hitler

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Eine Gruppe von jungen Leuten übergibt dem Bürgermeister drei blaue Aktenordner.

Im September übergaben die Schüler Bürgermeister Otto Neuhoff die fast 1700 Unterschriften, mit denen Bürger deren Einwohnerantrag unterstützten.

Der Stadtrat hat die Ehrenbürgerwürde für Adolf Hitler widerrufen. Die Initiative dazu hatten Schüler des Siebengebirgsgymnasiums ergriffen.

Der Rat der Stadt Bad Honnef hat am Donnerstagabend einstimmig das Ehrenbürgerrecht für den Diktator und Verbrecher Adolf Hitler widerrufen. Er folgte damit einem Einwohnerantrag, den Schüler des Siebengebirgsgymnasiums initiiert hatten.

Knapp 1700 Unterschriften von Bad Honnefer Bürgern hatten sie gesammelt. Man wolle „bewusst und aktiv“ gegen das Vergessen der Verbrechen Hitlers vorgehen und ein „ein klares und unmissverständliches Zeichen setzen“ gerade auch in der aktuellen politischen Situation, sagte vor den Kommunalpolitikern namens der SIBI-Schüler Lionel Fitwi.

1982 hat der Bad Honnefer Stadtrat über einen Antrag der Grünen nicht entschieden

Der Rat solle sich der Vergangenheit stellen und sich zugleich distanzieren von der Haltung des Kommunalparlaments, das 1982 über einen entsprechenden Antrag der Grünen nicht abstimmte, weil man die Auffassung vertrat, dass die Ehrenbürgerwürde mit dem Tod Hitlers erloschen sei.

Lionel Fitwi wies unter anderem darauf hin, dass das auch für Konrad Adenauer gelten würde. Aber solle man beide in einem Atemzug nennen? Die Kommunalpolitiker waren voll des Lobes für die Initiative der Schüler. Von einem „Beispiel gelebter Demokratie“ sprach Bürgermeister Otto Neuhoff.

Das ist ein Zeichen, das genau in die Zeit passt
Guido Leiwig (SPD)

Elke Buttgereit (CDU) sprach den Schülern ihr Kompliment aus. Vor 40 Jahren habe der Rat schon einmal die Chance zum Widerruf gehabt, die Initiative der Gymnasiasten mache deutlich, dass es auch um eine moralisch-ethische Entscheidung gehe.

Das „große Engagement“ hob Frédéric Fraund (Grüne) hervor. Die Initiative sei in der Bürgerschaft gut angenommen worden. Guido Leiwig (SPD) zeigte sich begeistert, der Widerruf der Ehrenbürgerwürde sei „ein Zeichen, das genau in die Zeit passt“.

„Wir leben in stürmischen Zeiten“, sagte Katja Kramer-Dissmann (Bürgerblock), da sei es gut, dass die Schüler die „dunkle Zeit“ im Bewusstsein hielten. „Respekt“ vor dem Engagement und Durchhaltevermögen zeigte Carl Sonnenschein (FDP), der von einem „Zeichen für Freiheit und Demokratie“ sprach. „Ihr könnt stolz auf euch sein“, betonte Thomas Peter (Fraktion Grün und Sozial).

Auch Hindenburg die Ehrenbürgerwürde der Stadt Bad Honnef entzogen

Auf eine Anregung der Stadtverwaltung hin, die Hans-Heribert Krahe (Bürgerblock) zu einem formellen Antrag machte, beschloss der Stadtrat ebenfalls einstimmig, auch dem damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg die Ehrenbürgerwürde zu entziehen. Auch wenn Hitler und Hindenburg nicht vergleichbar seien, wie unter anderem Otto Neuhoff betonte. In der Sitzungsvorlage hieß es: „Die Verleihung des Ehrenbürgerrechts stand in unmittelbarem Zusammenhang mit der Verleihung an Adolf Hitler.“

Die Schüler hatten intensive Recherchen betrieben und wurden dabei unter anderem von Stadtarchivar Jens Kremb unterstützt. Im Stadtarchiv fanden sich noch Originaldokumente von 1933 sowie der 1982 nicht behandelte Antrag der grünen Wählergemeinschaft.