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PannenfliegerRegierungs-Airbus „Konrad Adenauer“ wird ausgemustert

Lesezeit 3 Minuten
Das Regierungsflugzeug, der Airbus „Konrad Adenauer“

Das Regierungsflugzeug, der Airbus „Konrad Adenauer“

Ausgemusterter Pannenflieger: Merkels Kanzlerinnen-Airbus wartet in Spanien auf die Verschrottung.

Im Herzen Spaniens, auf dem Flughafen von Teruel, geht ein Stück deutscher Geschichte zu Ende: Der Airbus „Konrad Adenauer“, jahrelang das offizielle Flugzeug der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, steht hier vor seiner letzten Bestimmung: der Verschrottung. Die Maschine vom Typ Airbus A340-300 wird nun in Teruel, Europas größtem Flugzeugfriedhof, zerlegt. Die Einzelteile werden dann recycelt und dem Rohstoffmarkt wieder zugeführt.

Die „Konrad Adenauer“, benannt nach dem ersten Kanzler der Bundesrepublik, stand seit 2011 im Dienst der deutschen Regierung. Mit einer Länge von 64 Metern und einer Kapazität von 143 Passagieren war dieses Flugzeug mehr als nur ein Transportmittel. Es war das Flaggschiff der Flugbereitschaft der Luftwaffe – eine fliegende Kommandozentrale, ausgestattet mit einem bequemen Privatbereich mitsamt Schlafzimmer und Dusche. Zudem gab es einen Konferenzraum und Business- sowie Economy-Sitzreihen für die begleitende Delegation.

Umgebaut für die Dienstreisen der Bundeskanzlerin

Das vierstrahlige Flugzeug war im Jahr 1999 gebaut worden und flog zunächst für die Lufthansa. Später wurde es von der Bundesregierung erworben und für Merkels Dienstreisen umgebaut. Dank einer Reichweite von mehr als 15000 Kilometern und einer Reisegeschwindigkeit von 890 km/h konnten fast alle wichtigen Ziele auf dem Globus nonstop erreicht werden. Im Bedarfsfall war es sogar möglich, einen Teil der Passagierkabine für den Transport von Verletzten und Kranken zur Intensivstation umzubauen.

29.11.2018, Nordrhein-Westfalen, Köln: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verlässt mit einem Regenschirm in der Hand auf dem Rollfeld des Flughafens in Köln den Kanzler-Airbus „Konrad Adenauer“.

29.11.2018, Nordrhein-Westfalen, Köln: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verlässt mit einem Regenschirm in der Hand auf dem Rollfeld des Flughafens in Köln den Kanzler-Airbus „Konrad Adenauer“.

Mit Merkels Abschied als Kanzlerin Ende 2021 näherte sich auch das Ende der „Konrad Adenauer“. Zunächst nutzten noch Merkels Amtsnachfolger Olaf Scholz und seine Kabinettsmitglieder den damals schon mehr als 20 Jahre alten Airbus. Doch nach einer Reihe technischer Pannen auf Regierungsreisen wurde das Flugzeug Ende 2023 außer Dienst gestellt. Inzwischen trägt eine neue Regierungsmaschine vom größeren Typ A350 den Namen „Konrad Adenauer“.

Während der Corona-Pandemie spielte der Airport Teruel, der von Feldern und einer sanften Hügellandschaft umgeben ist, eine wichtige Rolle: Wegen der Einschränkung des internationalen Luftverkehrs parkten damals Hunderte von großen Jets monatelang auf dem Flughafen Teruel. Warum ausgerechnet hier? Vor allem, weil es in Teruel jede Menge Stellfläche gab und die Parkgebühren für die Flugapparate sehr viel niedriger als anderswo waren.

„Konrad Adenauer“ geht auf letzte Reise

Die Erfolgsgeschichte des Airports zeigt, dass auch in der Provinz ein großer Flughafen Sinn machen kann – soweit er seine Marktlücke findet. Der Airport, der von der 37000-Einwohner-Stadt Teruel und der Regierung der spanischen Region Aragonien betrieben wird, ist heute der größte Arbeitgeber in diesem strukturschwachen Gebiet. Immer mehr Unternehmen der Luftfahrtindustrie siedeln sich hier an. Einer der wichtigsten Konzerne ist Tarmac Aragón, der sich auf Instandhaltung und Recycling von Verkehrsmaschinen spezialisiert hat.

Nun geht also bei Tarmac Aragón die betagte „Konrad Adenauer“ auf ihre letzte Reise. Der Merkel-Airbus wartet schon seit einigen Monaten auf seine Demontage, die mehrere Monate dauern wird. „Es ist uns gelungen, den Airport zur größten Infrastruktur für Recycling, Wartung, Parken und Lackierung von Flugzeugen in ganz Europa zu entwickeln“, erklärt ein Flughafensprecher.

Kürzlich kam ein weiterer Jet aus Deutschland zur Verschrottung an: Der Lufthansa-Airbus A320 „Quedlinburg“. Die dienstälteste Lufthansa-Maschine trug den Namen der ostdeutschen Weltkulturerbestadt Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) in die Welt hinaus. Nun wurde der Jet nach 32 Dienstjahren und 53000 Flügen außer Dienst gestellt und nach Teruel überführt.