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Neueröffnung in KölnLindenthaler Traditionslokal „Zum Marienbildchen“ feiert Renaissance

Lesezeit 4 Minuten
Mark Junglas hinter der Theke im neuen „Marienbildchen“.

Mark Junglas hinter der Theke im neuen „Marienbildchen“.

Vor allem über die sozialen Medien erreichte der Kölner Wirt Mark Junglas schon vor der Neueröffnung große Aufmerksamkeit.

In Köln wurde eine Auferstehung gefeiert. Nicht die von Jesus Christus, sondern die von der Traditionskneipe „Zum Marienbildchen“ in Lindenthal. Hinter dem zumindest für das Veedel bedeutenden Ereignis steckt Mark Junglas. Der Kölner Wirt hat am Wochenende das älteste Haus des Veedels mit einem Straßenfest wiedereröffnet. Davor stand es mehrere Jahre leer. „Das sind Gemäuer von 1836 und die müssen wieder Oldschool-Kölsch betrieben werden. Aber dieses Mal mit Stil und Spaß, nicht so eingestaubt“, sagt Junglas. Deshalb heißt das Brauhaus jetzt auch „Zum Marienbildchen – Leev Marie“ und nicht mehr nur „Zum Marienbildchen“.

An der Fassade grüßt eine Marienfigur.

An der Fassade grüßt eine Marienfigur.

Der alte Schriftzug leuchtet einem wieder entgegen, wenn man in die Falkenburgstraße einkehrt. Gegrüßt wird man von einer Marienfigur über der Türe. Die Madonna ist umgeben von frisch gestrichenen Backsteinwänden in strahlendem Weiß, die eine Art Heiligenschein bilden. Das Marienbildchen, 1945 erstmals als Kneipe genutzt, wurde für die Wiedereröffnung richtig herausgeputzt – sowohl von außen als auch von innen. Dabei war dem Betreiber besonders wichtig, den alten Charme beizubehalten. Elemente wie die Lichterdecke über der Theke und die gesamte Holzvertäfelung wurden lediglich aufgemöbelt, sodass der urige Kneipenflair erhalten bleibt. Trotzdem sind auch neue Komponenten hinzugekommen, wie moderne Holzstühle oder rosa Bankpolster. Also eine Mischung aus rustikaler und eleganter Optik.

Zum Marienbildchen in Köln: Kernsanierung innerhalb von drei Monaten

Bevor der 38-Jährige eröffnen konnte, musste er jedoch seinen ganz persönlichen Leidensweg bezwingen: „Innerhalb von ein paar Tagen habe ich festgestellt, dass ich komplett kernsanieren muss“, erinnert sich Junglas. Aus geplanten vier Wochen wurden kurzerhand drei Monate. Es seien einfach immer mehr Baustellen hinzugekommen: von nassen Wänden, bröckelnden Decken bis hin zu Jahre altem Küchenfett. Was ihn durch diese turbulente Zeit getragen hat: „viel Fluchen“ und das Ziel einen Ort zu schaffen, „um die tristen Zeiten draußen für ein paar Minuten zu vergessen“.

Alles zum Thema Konrad Adenauer

Auch auf Instagram nimmt der gebürtige Eifler kein Blatt vor den Mund. In kurzen Videos zeigt er unverblümt, welchen absurden Herausforderungen er sich täglich stellen muss. Anfänglich sei er noch skeptisch den sozialen Medien gegenüber gewesen. Allerdings haben es seine Freunde geschafft, ihn zu überreden und er hat „einfach mal gemacht“. Dass er damit viral gehen würde, habe er nicht erwartet: „Ich habe auf mein Handy geschaut und hatte auf einmal 12.000 Abonnenten. Das war total surreal und verrückt“, sagt er rückblickend. Mittlerweile folgen dem Instagram-Account, der auch „Zum Marienbildchen – Leev Marie“ heißt, mehr als 30.000 Menschen.

Ein Video wurde fast eine Million Mal angesehen

Sein erfolgreichstes Video wurde über 950.000 Mal angesehen und von mehr als fünfzehntausend Menschen mit einem Herz markiert. In den Kommentaren erhält der junge Wirt viel Zuspruch. Eine Abonnentin schreibt: „Mut wird belohnt!“ Hunderte andere kündigen bereits Monate vor der Eröffnung ihren Besuch an und freuen sich über die Wiederbelebung der „legendären Bude“.

Im wiederbelebten Brauhaus vereint der Wirt Tradition und Moderne.

Im wiederbelebten Brauhaus vereint der Wirt Tradition und Moderne.

Ähnlich sieht es auch auf der Straße in Lindenthal aus. Täglich würden dutzende Anwohnende vorbeikommen und sich nach dem Stand im Marienbildchen erkundigen, schätzt Junglas. Am liebsten hört er sich die alten Geschichten seiner spontanen Besucherinnen und Besucher an. Ein älterer Herr hat ihm zum Beispiel erzählt, dass er vor über 70 Jahren im Marienbildchen sein erstes Bier getrunken hat. Außerdem soll sich Konrad Adenauer regelmäßig ein Kölsch in dem historischen Gasthaus genehmigt haben. Es war dieser Geschichtsreichtum, der Junglas überzeugt hat: „Ich bin reingegangen und hab mich direkt verliebt. Da habe ich gedacht, das könnte doch etwas sein, was wieder richtig Kult wird.“

Brauhausklassiker, Fischtag und vegetarische Alternativen

Ursprünglich wollte der gelernte Metzger und Jäger einen Burgerladen aufmachen. Nachdem er das Marienbildchen entdeckt hat, hat er sich aber dagegen entschieden. Burgerläden gäbe es in Köln sowieso schon genug, findet Junglas. Mit dem Brauhaus macht er sich zum zweiten Mal selbstständig. Zum ersten Mal hat es ihn vor sieben Jahren mit der „gläsernen Metzgerei“ im Belgischen Viertel in die Selbständigkeit getrieben – die musste er jedoch aufgrund der Insolvenz des Hallenbetreibers schließen. Danach arbeitete er auf einem Bio-Bauernhof in Freudenberg. Passend dazu möchte er auch im Marienbildchen nur mit regionalen Lieferanten zusammenarbeiten.

Auf der Speisekarte stehen zurzeit herzhafte Brauhaus-Klassiker wie „Himmel und Äd“, Markklößchen-Suppe oder Schnitzel. Es gibt auch vegetarische Alternativen, darunter vegane Schnitzel aus Austernpilzen oder Spinatknödel mit brauner Butter. Natürlich gibt es auch frisch gezapftes Kölsch (0,2) für 2,50 Euro. Bald soll auch eine Wochenkarte hinzukommen und am Karfreitag soll ein Fischtag eingeführt werden.

https://www.zum-marienbildchen.de