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Kölner Metal-Musikerin im Interview„Frauen werden hier wie Göttinnen behandelt“

Lesezeit 6 Minuten
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Katharina Heldt ist Frontfrau der Kölner Metalband Galactic Superlords. 

  1. Katharina Heldt ist Frontfrau der Kölner Metalband Galactic Superlords.
  2. Im Gespräch mit Bernd Imgrund erzählt sie, was ihr Musik bedeutet und wovon sie träumt.

Das Fotoshooting mit der schwarz gekleideten, tätowierten Frau erregt Aufsehen im Irish Pub Corkonian am Alter Markt. Sogar Kellner Nick möchte ein Foto mit Kathi.

Galactic Superlords, also Galaktische Supergötter: Ging´s nicht eine Nummer kleiner?

Nee, auf keinen Fall! (lacht): Voll auf die Zwölf, wir wollten nie kleine Brötchen backen. Wer unsere Musik hört, wird allerdings schnell merken, dass wir auch mit einem gewissen Augenzwinkern unterwegs sind.

Sie sind in Poll aufgewachsen. Behütet?

Ja, meine Kindheit war sehr behütet. Als drittes Kind war ich das Nesthäkchen. Mein Vater hat auch immer Musik gemacht, er ist Sänger und Gitarrist bei Veedel Vüür, der kölschen Blues-Rock-Band.

Köln ist nicht gerade eine Metal-Hochburg. Wie lernt man hier Gleichgesinnte kennen?

Zum Teil kennen wir uns schon aus der Schule. Und dann gibt es ja auch ein paar Kneipen, in denen Metal läuft. Das Valhalla in Mülheim zum Beispiel, oder meine Stammkneipe Frieda Bar im Belgischen Viertel.

Viele Musikexperten verorten den Sound der Galactic Superlords in den 1970ern.

Das ist auf jeden Fall ein großer Einfluss. Ich liebe Thin Lizzy, das Gesicht von Sänger Phil Lynott habe ich mir auf den linken Unterarm tätowieren lassen. Aber auch Iron Maiden und Judas Priest gehören zu unseren Vorbildern. Ich würde unseren Stil als melodiösen Old School Heavy Metal bezeichnen.

Wegziehen aus Köln war nie eine Option?

Nein, gerade wegen der Band bleiben wir alle hier. Köln ist unsere Basis, aber natürlich wollen wir am liebsten überall auf der Welt spielen.

Frauen sind selten in der Metal-Szene. Wie beeinflusst Sie das?

Mir ist das eigentlich egal.

Sind Sie eine Emanze?

Allein schon diese Frage! Klar bin ich eine. Bis zur echten Gleichberechtigung ist es noch ein langer Weg. Aber in der Metal-Szene bin ich noch nie blöd angemacht worden oder habe auf der Bühne sexistische Sprüche zu hören bekommen. Die Metal-Leute sind da echt in Ordnung.

Metal-Fans sind auch Old School, haben also Stil?

Genau, und die wenigen Frauen in der Szene werden wie Göttinnen behandelt. Denken Sie nur an Doro Pesch, die ich übrigens mal kennengelernt habe.

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Wie war sie?

Total süß, total echt! Die freut sich noch immer über jede Kleinigkeit: „Guck mal, wir haben sogar Tapes“, meinte sie zu mir bei einer Albumpräsentation im Rock Pit am Hohenstaufenring.

Was halten Sie von Kölschrock?

Viel, damit bin ich aufgewachsen. BAP war mit zehn Jahren mein erstes Rockkonzert. Aber den Zeltinger, die Bläck Fööss und LSE finde ich auch hammer. Höre ich bis heute!

Was unterscheidet die Genannten vom kölschen Durchschnitt?

Dass sie keine Karnevalsmusik machen, sondern echt sind. Das ist handgemachte Musik, sowas gefällt mir. Es mag ungerecht sein, aber Brings und Höhner und so, das ist für mich alles das gleiche. Karnevalsmusik eben.

Kölsche Texte kommen für die Galactic Superlords nicht in Frage?

Das würde einfach einen ganz anderen Flavour in unsere Musik bringen, das ginge in die falsche Richtung. Aber wir arbeiten gerade zum ersten Mal an einem deutschsprachigen Song. Das ist auch so ein Trend im heutigen Metal, vor allem der Ostrock aus der DDR blüht wieder auf.

Welche Noten hatten Sie in Englisch?

Meistens Zweien und Dreien, glaube ich. (lacht)

Können Sie sich in Englisch besser ausdrücken als auf Deutsch?

Englisch scheint mir kompatibler zu sein – mit der Musik und mit den Menschen. Die Sprache fließt auch besser, Deutsch klingt mir oft zu abgehackt. Wenn ich mich beim Textschreiben mal verknote, denke ich einfach an „Holy Diver“ von Ronnie James Dio – niemand weiß, worum es da wirklich geht. „Holy Diver“, „Ride the Tiger“: Das sind aneinandergereihte Wörter, die sich klasse anhören.

Gesungen haben Sie schon früh?

Mit elf hatte ich meinen ersten Job: Gassi gehen mit einem Hund. Da bin ich immer die Alfred-Schütte-Allee am Rhein langspaziert und habe gesungen.

Holy Diver?

Sehr gern habe ich „Kathrin“ von den Bläck Fööss gesungen. Das finden übrigens auch Babys super.

Singen Sie mit den Superlords eher über böse Hexen oder die böse Welt?

Viel über Battles, Fire, Golden Knights und so weiter. Das ist halt das Metal-Ding. Aber zuletzt haben wir mit „Rain“ auch mal einen Text geschrieben, bei dem es um echte Gefühle ging. Also genauer gesagt um eine Beziehung.

Muss man 33 werden, um als Metal-Head zum ersten Mal ein Liebeslied zu schreiben?

(lacht) Anscheinend. Und was bei uns noch aussteht, ist so eine richtig geile, kitschige Metal-Ballade. Da sind wir gerade dran!

Haben Sie nebenbei etwas Anständiges gelernt?

Ich war sieben Jahre Tierarzthelferin. Ich liebe Tiere.

Aber da sterilisiert man doch den ganzen Tag Katzen.

Das passiert tatsächlich recht häufig, zum Glück machen das die Tierärzte selbst. Aber oft macht man eben auch Leute richtig glücklich, wenn so ein Tier geheilt ist.

Was war der schrägste Patient in Ihrer Praxis?

Eine riesige Würgeschlange, die wir röntgen sollten. Die hat sich aber leider so am Untersuchungstisch festgeklammert, dass wir die nicht mehr abbekommen haben. (lacht) Hinzu kam, dass wir vorher Kaninchen behandelt hatten und die Schlange das offenbar riechen konnte. Sie hat uns jedenfalls seltsam angesehen.

Warum haben Sie damit aufgehört?

Weil dieser Job mich physisch und psychisch schwer gefordert hat. Diese ganzen Emotionen jeden Tag… Tierärzte haben eine sehr hohe Suizidrate. Ich bin jetzt jedenfalls seit zwei Jahren Fahrlehrerin.

Lernt man als Frontfrau etwas für die Fahrlehrerlaufbahn?

Oh ja, Entertainment zum Beispiel. Man muss selbstbewusst rüberkommen und den Fahrschülern positive Vibes senden.

Was steht noch auf Ihrer To-do-Liste?

Weiter an meiner Stimme zu arbeiten. Ich habe viele Gesangslehrer durchprobiert, aber am besten komme ich mit meiner Logopädin zurecht. Die habe ich kennengelernt, weil ich mal Knötchen auf den Stimmbändern hatte und ein Jahr aussetzen musste.

Würden Sie lieber allein die Lanxess-Arena füllen oder als eine Band von vielen im Line-up von Wacken stehen?

Ich muss gestehen, ich war noch nie in Wacken. Da wollen wir unbedingt mal auftreten. Aber wenn ich die Wahl hätte, würden wir natürlich die Lanxess-Arena füllen wollen. (lacht) Ganz klar!

Wo wollen Sie mit 60 stehen?

Vor allem will ich noch singen können und Musik machen. Und ich hätte auch nichts dagegen, ein bisschen berühmter zu sein. (lacht) Das wäre schön.