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„Gelebte Solidarität“Kölner Dombauhütte restauriert Notre-Dame Fenster

Lesezeit 6 Minuten
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NRW-Regierungschef Hendrik Wüst lässt sich die Arbeiten an den Fenstern aus Notre-Dame zeigen.

Köln – „Merci du fond du cœur – Danke aus vollem Herzen.“ Gerührt bedankte sich Frankreichs Botschafter François Delattre am Montag im Domforum am Kölner Dom für die Unterstützung aus Deutschland beim Wiederaufbau der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Das Meisterwerk gotischer Kirchenbaukunst, das wie der Dom zum Unesco-Welterbe gehört, wurde bei einem verheerenden Großbrand am 15. April 2019 schwer beschädigt. Der aus 1300 Eichenbalken bestehende Dachstuhl stürzte samt Vierungsturm und mehreren Gewölben ein.

Die Katastrophe löste weltweit Entsetzen aus, gefolgt von einer Welle der Hilfsbereitschaft. In NRW und ganz Deutschland wurden rund 500 000 Euro Spenden für den Wiederaufbau gesammelt, der Zentral-Dombau-Verein zu Köln warb weitere 200 000 Euro Spendengelder für Notre-Dame ein.

„Eine große, prasselnde und grimmige Flamme“

Es sei ihm „eine große Ehre in Köln zu sein, um die wunderbare Restaurierungsarbeit der deutschen Glasmeister zu bewundern“, sagte Delattre nach einem Besuch in der Glasrestaurierungswerkstatt der Kölner Dombauhütte. Gemeinsam mit dem deutsch-französischen Kulturbevollmächtigten und NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst, dessen Vorgänger Armin Laschet und der Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Prof. Maria Böhmer, machte sich der französische Botschafter persönlich ein Bild vom Stand der Restaurierungsarbeiten.

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Die Fenster werden akribisch restauriert.

Im April waren vier beim Brand beschädigte Glasfenster aus Notre-Dame ausgebaut und zur Restaurierung nach Köln gebracht worden. Es handelt sich um abstrakte Kunstwerke des französischen Glasmalers, Grafikers und Kupferstechers Jacques Le Chevallier (1896-1987) aus dem Jahre 1965.

Ein Juwel der gotischen Architektur

Der Brand war „ein Schock, nicht nur für Frankreich, sondern auch für Europa und die Welt“, betonte Delattre. Er nannte die Kathedrale „ein Juwel der gotischen Architektur“, das seit seiner Errichtung „weit über Paris hinaus gestrahlt“ habe. Der Botschafter erinnerte auch daran, dass der französische Schriftsteller Victor Hugo in seinem Roman „Der Glöckner von Notre-Dame“ von 1831 den Brand vorausgesagt hatte, und zitierte: „Auf dem Gipfel der höchsten Galerie, hoch oben über der Mittelrosette, war eine große Flamme zu sehen, die zwischen den beiden Glockentürmen mit Funkenwirbel aufstieg. Eine große prasselnde und grimmige Flamme, von welcher der Wind zeitweilig eine Funkenwolke im Rauche davontrug.“

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Vier beim Brand beschädigte Glasfenster aus Notre-Dame waren zur Restaurierung nach Köln gebracht worden. Hier wird die Notsicherung entfernt.

Eine schaurige Vision, die am 15. April 2019 um 18.20 Uhr traurige Realität wurde. Die Brandursache ist bis heute nicht geklärt, vermutet wird ein elektrischer Kurzschluss oder eine weggeworfene Zigarette. Rund 600 Feuerwehrleute kämpften gegen die Flammen, zwischenzeitlich wurde befürchtet, dass der Brand die komplette Kirche zum Einsturz bringen würde.

Baudenkmäler sind empfindlich

Bis tief in die Nacht habe er damals „das furchtbare Geschehen in Paris“ am Bildschirm verfolgt, berichtete Dombaumeister Peter Füssenich. Ihm seien die Tränen gekommen, „wie sicherlich vielen Menschen auf der ganzen Welt“. Der Brand habe „schmerzlich gezeigt, wie empfindlich unsere Baudenkmäler sind und wie schnell ein Werk von Generationen zerstört werden kann. Mit dem historischen Dachstuhl sind nicht nur einfach alte Holzbalken niedergebrannt, sondern zugleich auch wichtige historische Zeugnisse, die vom Ideenreichtum, vom Wissen, von den technischen Fähigkeiten, aber auch vom Wagnis und von der Kunstfertigkeit der Bauleute des Mittelalters und des 19. Jahrhunderts Auskunft geben konnten.“

Notre-Dame sei die Schwesterkirche des Kölner Doms

Die Reaktionen aus aller Welt hätten gezeigt, dass Notre-Dame für viele Menschen unabhängig von ihrer Religion einen hohen emotionalen Wert besitze. Notre-Dame sei „Mutter und Vorbild“ für den Bau vieler gotischer Kathedralen in Europa, sie habe auch den ersten Kölner Dombaumeister Meister Gerhard inspiriert und sei die „Schwesterkirche“ des Doms, so Füssenich. Es sei eine große Ehre, dass Notre-Dame der Kölner Dombauhütte vier Glasfenster aus dem Obergaden des Langhauses „anvertraut“ habe, die in der Glasrestaurierungswerkstatt gereinigt und restauriert werden.

Stand der Arbeiten

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Im April 2019 wurde die Ka­the­drale bei einem Brand schwer be­schä­digt. Nun helfen Fachleute aus Deutsch­land beim Wie­der­auf­bau.

Wie ist der aktuelle Stand des Aufbaus von Notre-Dame?

Die Zeitvorgabe zur Fertigstellung ist anspruchsvoll: Bereits im Jahr 2024 soll Notre-Dame wieder für Besucher zugänglich sein. Ein Te Deum (Lobgesang „Dich, Gott, loben wir“) ist für den 15. April 2024 geplant, genau fünf Jahre nach dem verheerenden Brand. Die Neugestaltung des Vorplatzes und der Umgebung von Notre-Dame, also die endgültige Fertigstellung, ist allerdings erst für 2027 geplant.

Die ersten Meilensteine der umfassenden und komplizierten Sanierungsarbeiten: Ende 2020 verkündete die verantwortliche Baugesellschaft, dass die Einsturzgefahr der Kathedrale gebannt sei. Seit dem 8. September 2022 ist die Pont au Double wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie ermöglicht wieder den Übergang vom Vorplatz von Notre-Dame zum linken Ufer.

Kann man derzeit Notre-Dame besuchen?

Ein Besuch der Kathedrale ist derzeit noch nicht möglich. Seit dem 31. Mai 2020 ist der Zugang zum Vorplatz von Notre-Dame für die Öffentlichkeit freigegeben. Die archäologische Krypta ist wieder für Besucher geöffnet.

Wo finden momentan die Heiligen Messen statt?

Die Messen werden derzeit in der Kirche Saint-Germain L’ Auxerrois im ersten Arrondissement von Paris gefeiert, wo die Gottesdienste auch bis zur Fertigstellung von Notre-Dame stattfinden werden. (EB)

Die vier jeweils rund 25 Quadratmeter großen, bleigefassten Fenster bestehen aus rund 80 Teilen, teils quadratisch, teils rechteckig. In den abstrakten Kompositionen dominieren helle Gläser sowie Blau- und Rottöne, die sich eng an die Farben mittelalterlicher Kirchenfenster anlehnen. Die Glasmalereien haben den Brand ohne größere Schäden überstanden, wurden aber mit Bleistaub aus dem bleigedeckten Dach kontaminiert. Als Erstes mussten die Restauratoren sie also von dem giftigen Staub befreien – und zwar in voller Schutzausrüstung mit Gasmaske und striktem Sicherheitsprotokoll.

Im 19. Jahrhundert wurde in Paris für den Kölner Dom gesammelt

„So eine Dekontaminierung war Neuland für uns“, sagte die Leiterin der Glasrestaurierung in der Dombauhütte, Katrin Wittstadt. Erste Arbeiten begannen im Mai. Nach der Trockenreinigung säubere man die Scheiben feucht mit einem Ethanol-Wasser-Gemisch, um die ursprüngliche Leuchtkraft der Fenster wiederherzustellen. Außerdem klebe man Sprünge im Glas, verlöte Brüche im Bleinetz neu und erneuere alle Umrandungsbleie.

„Im Frühjahr 2023 wollen wir fertig sein“, erklärte Wittstadt. Dann sollen die Fachleute der Dombauhütte, unterstützt von französischer Seite, die restaurierten Fenster in Paris wieder einbauen. Am 15. April 2024 soll nach Abschluss der Wiederaufbauarbeiten der erste Gottesdienst in Notre-Dame gefeiert werden. An der Restaurierung der Glasfenster sind neben Köln noch acht andere Glaswerkstätten beteiligt.

Spenden ermöglichen die Arbeiten an den Fenstern

Zum Kölner Team gehört auch die Französin Élodie Schneider. Die gelernte Glasmalerin hatte zur Zeit des Brandes in Notre-Dame im April 2019 ein Praktikum in der Kölner Dombauhütte gemacht. Finanziert werden die Arbeiten aus den in Deutschland gesammelten Spenden.

Botschafter François Delattre bezeichnete die Restaurierung der Pariser Fenster in Köln als „großartige Konkretisierung unserer Freundschaft“. Ministerpräsident Hendrik Wüst sagte, die von Armin Laschet und Maria Böhmer bereits am Tag nach dem Brand gestartete Spendenaktion „NRW für Notre-Dame“ sei „gelebte europäische Solidarität und steht symbolhaft für die tiefe deutsch-französische Freundschaft“.

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Er erinnerte daran, dass im 19. Jahrhundert für die Vollendung des Kölner Doms auch in Paris Spenden gesammelt wurden. „Dass die französische Seite vier der beschädigten Fenster den Händen der Kölner Dombauhütte anvertraut, unterstreicht die enge Bindung unserer beiden Länder.“ Der Wiederaufbau sei zudem ein Symbol dafür, „dass man große Aufgaben nur gemeinsam schultern kann“.