Über 1000 Beamte werden in Köln und Leverkusen eingesetzt. Man werde sich so vorbereiten, dass man „möglichen Anschlägen“ begegnen könne, sagte Einsatzleiter Martin Lotz.
Vor SilvesternachtPolizeipräsident spricht von „sehr ernstzunehmendem Gefahrenhinweis“
Der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns hat am Freitag erstmals zu der Frage, ob Köln vor einem Terroranschlag gestanden habe, Stellung bezogen. Am 21. Dezember seien demnach das Landeskriminalamt und die Kölner Polizei vom Bundeskriminalamt zunächst mündlich über „Hinweise auf ein mögliches Anschlagsszenario auch auf den Kölner Dom an Silvester beziehungsweise zum Jahreswechsel“ informiert worden, sagte Hermanns am Freitag.
Weitere Überprüfungen hätten ergeben, dass es sich um „sehr ernstzunehmende Hinweise“ handele. Ein Anschlag habe allerdings nicht unmittelbar bevor gestanden, sagte Hermanns der Rundschau. Im Fokus der Sicherheitsbehörden habe ein Mann (30) mit Bezügen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gestanden. Wie aus Sicherheitkreisen verlautete, soll der Mann bereits den Dom ausgespäht haben. Der 30-Jährige wurde festgesetzt und sitzt bis zum 7. Januar in Gewahrsam. Zur Gefahrenabwehr wurden strenge Sicherheitsvorkehrungen für die Gottesdienste schon an Weihnachten getroffen worden. Die konkrete Anschlagsdrohung habe für Silvester gegolten, teilte die Polizeiführung mit.
Nach dem Terroralarm für den Kölner Dom wird die Polizei die weltbekannte Kathedrale und ihr Umfeld in der Silvesternacht mit strengen Schutzmaßnahmen absichern. Über 1000 Beamte werden in Köln und Leverkusen eingesetzt. Man werde sich so vorbereiten, dass man „möglichen Anschlägen“ begegnen könne, sagte Einsatzleiter Martin Lotz. „Anschläge welcher Art kann ich hier nicht näher ausführen.“ Es könne auch sein, dass man Polizistinnen und Polizisten mit Maschinenpistolen in Köln sehen werde. „Das kann beunruhigend wirken, das weiß ich“, sagte Lotz. Aber die Maßnahme sei wichtig, um der Bevölkerung ein friedliches Feiern zu ermöglichen.
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„Wir müssen uns überlegen: Was haben die denn möglicherweise da vor?“
Lotz skizzierte, welche Überlegungen bei der Planung für den Polizeieinsatz an Silvester nun eine Rolle gespielt hatten. „Wir müssen uns überlegen: Was haben die denn möglicherweise da vor?“, sagte er. Drohungen müsse man stets interpretieren. Den Dom selbst zu beschädigen, sei „nicht so ganz einfach“, erklärte Lotz. „Das heißt, das Umfeld kann es genauso sein.“ Konkrete mögliche andere Ziele nannte Lotz nicht. Zusätzlich zur aktuellen Terrorwarnung gehe es darum, Ausschreitungen am Silvestertag entgegenzuwirken: „Die Silvesternacht 2022/2023 hat gezeigt, dass es vielerorts nicht mehr ums Feiern geht“, erklärte Kölns Polizeipräsident Johannes Hermanns.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) bat die Bürger, zur Mithilfe das in diesem Jahr in der Innenstadt geltende Böllerverbot zu befolgen. Im Zusammenhang mit der Terrorwarnung sprach auch Reker von einer „aktuellen Bedrohungslage“ und einer „Anschlagsdrohung über Silvester“.
„Der Kölner Dom ist Wahrzeichen, nicht nur für die Stadt Köln, sondern auch Symbol in ganz Deutschland“, kommentierte Dompropst Guido Assmann und dankte der Polizei für ihr schnelles Eingreifen nach dem ersten Anschlagshinweis des Bundeskriminalamtes am 21. Dezember. Seitdem gelten teils strenge Sicherheits-Maßnahmen. Allein an den Weihnachtstagen waren dafür über 200 Beamte im Umfeld des Doms im Einsatz. Ein Zugang zum Dom ist nur möglich über eine polizeiliche Sicherheitsschleuse am Petersportal an der Domplatte. Jeder Besucher wird von der Polizei gezählt und durchsucht. Der Eintritt ist ausschließlich zu religiösen Zwecken gestattet, Touristen müssen draußen bleiben. Diese Sicherheitsmaßnahmen werden noch bis Neujahr fortgeführt. Nach Angaben der Polizei will man an einigen Vorkehrungen auch in der Woche nach Silvester festhalten. Inwieweit der Dom weiter intensiv geschützt wird, hänge damit zusammen, ob es Silvester ruhig bleibe. „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Die Situation ist nicht entspannt“, sagte Lotz weiter. (mit dpa)