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Kölner DomHängegerüst am Nordturm soll nun am Donnerstag abmontiert werden

Lesezeit 4 Minuten
Baukran auf Domplatte vor Gerüst 2

Die Schwerlastkräne werden am Montag in Position gebracht, um das Gerüst abzubauen.

Köln – Der Aberglaube besagt, sind die Arbeiten am Dom beendet, geht die Welt unter. Ganz so dramatisch wird es nicht kommen. Schwarzseher dürfen sich aber ab heute dem Weltuntergang ein Stückchen näher fühlen: Erstmals seit rund 25 Jahren wird am Nordturm des Kölner Doms kein Hängegerüst mehr zu sehen sein.

Nun steht der letzte Akt zur Demontage des Gerüstes in 105 Metern Höhe bevor. Dafür kommt ein 175 Tonnen schwerer Kran mit einer Hubkraft von bis zu 700 Tonnen zum Einsatz. Für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer hat der Einsatz Auswirkungen.

Ursprünglich war die Aktion für Dienstag geplant worden, wurde aber verschoben. Grund dafür war starker Wind, sagte Domsprecher Markus Frädrich am Dienstagmorgen. „Es gibt jetzt schon relativ starke Böen am Dom.“ Im Laufe des Tages sollten diese noch wesentlich kräftiger werden. „Da ist es besser, zu verschieben, als mittendrin abbrechen zu müssen“, sagte Frädrich. „Sicherheit geht vor.“

Da die Wetterprognosen für Donnerstagvormittag kaum Wind vorhersagten, ist der Abbau des 30 Meter hohen Hängegerüsts vom Nordturm nun für diesen Tag vorgesehen, teilte die Dombauhütte am Mittwoch mit.

Für die Gerüstabnahme steht ein Kran bereit, der bis auf eine Höhe von 124 Metern ausgefahren werden kann.

Zahlreiche Sperrungen in Köln ab Dienstag

Der Kran wurde am Kardinal-Höffner-Platz vor dem Sitz von „Kölntourismus“ aufgebaut. Bis Donnerstag werden neben den bereits seit August gesperrten Bereichen unter dem Turmgerüst die Durchfahrt Burgmauer und Teile des Kardinal-Höffner-Platzes gesperrt. Ab Dienstag kommt es zudem zur Sperrung weiter Teile des Bereichs auf der Westseite des Domes und zeitweise auch der Trankgasse. Hiervon ist kurzzeitig auch die Ausfahrt der Tiefgarage am Dom betroffen.

Baukran auf Domplatte vor Gerüst 2

Die Schwerlastkräne werden am Montag in Position gebracht, um das Gerüst abzubauen.

Das Gerüst wurde im Laufe der Sommermonate schon kräftig von den Mitarbeitern der Dombauhütte abgespeckt. In luftiger Höhe sind bereits mehr als 20 Tonnen Material abgerüstet worden. Zurzeit hängen noch die großen seitlichen Gerüstpfeiler und die obere Plattform am Nordturm. Die bringen immerhin auch noch ein Gewicht von rund zehn Tonnen auf die Waage.

Zwar könnten auch sie in mühevoller Arbeit demontiert und heruntergeholt werden. Aber Zeit- und Kostenaufwand stehen nicht im Verhältnis.Der Kran ist schneller und unter dem Strich billiger.Ist das Gerüst unten, wird es zum Roncalliplatz transportiert und dort in seine Einzelteile zerlegt.

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So kennt man den Kölner Dom: Eingerüstet. Das wird sich nun ändern.

Das Einfachste wäre wohl, der Kran würde unter das Gerüst fahren, um seine Arbeit zu verrichten. Jedoch: Mit seinen 175 Tonnen ist er für die Domplatte, unter der sich ein Parkhaus befindet, zu schwer. Darum muss er vom Kardinal-Höffner-Platz aus seinen langen Arm ausfahren. Ein Job für das Familienunternehmen Wasel aus Bergheim.

Schwere Lasten sind das Kerngeschäft der Familie, und dennoch kann in diesem Fall nicht von Routine gesprochen werden: „Einem Weltkulturerbe so nahe zu kommen, passiert nicht jeden Tag und macht den Einsatz zu einem besonderen“, sagt Matthias Wasel.

Das erste Gerüst kam 1996

1996 wurde erstmals ein Gerüst am Nordturm befestigt. So sollten die Fachleute der Dombauhütte vor allem Schäden beseitigen können, die in Folge eines schwereren Sturms im November 1984 zutage traten. Damals stürzte ein 3,25 Meter großes Element aus rund 100 Metern Höhe ab und verursachte Schäden an den Seitenschiffdächern. Dadurch wurde die Rostanfälligkeit der um das Jahr 1870 verwendeten Eisenarmierungen offenkundig.

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Rundschau-Leser Burkhard Jahn hat uns dieses Foto geschickt: Zu sehen ist er vor dem Dom, ohne Gerüst – aufgenommen im Jahr 1990.

Das machte sich vor allem bei den Ziertürmen, den sogenannten Fialen, bemerkbar. Und wenn die Experten der Dombauhütte einmal da oben sind, belassen sie es natürlich beim Austausch der Anker und Dübel. Über das Gerüst wurden am Nordturm auch ausgewaschene Fugen geschlossen. Bisher unerreichbare Kriegsschäden konnten beseitigt werden.

Die Steinmetze meißelten dafür mehr als 50 Werkstücke wie Kreuzblumen, Blattornamentik , gotische Ziergiebel und auch Fialen. Erneuert wurden ebenfalls vier monumentale Engelfiguren. Finanziert wurden die Arbeiten durch den Zentral-Dombau-Verein.

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Das jetzt zu demontierende Gerüst ist das dritte von vieren, mit denen sich die Dombauhütte nach einander um den Nordturm herumbewegt. Das vierte und letzte Gerüst für den Nordturm soll im Laufe des Jahres 2023 aufgebaut werden. Spätestens dann wird der Weltuntergang wieder ein bisschen weiter in die Ferne rücken.