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Aus Alt mach NeuKölner macht Kunst aus Bauresten - vom Kölner Regen gerostet

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Mit dem Kunstwerk vom Kölner Dom fing für Björn Christoffer alles an.

Mit dem Kunstwerk vom Kölner Dom fing für Björn Christoffer alles an.

Je nach Geschmack bietet der Künstler sowohl Werke aus blank poliertem Stahl, als auch rostige Exemplare an.

„Alte Liebe rostet nie“, heißt es in einem Schlagerhit. Für Björn Christoffer gilt das Gegenteil. Sein Unternehmen „wahre liebe rostet“ bietet Kunst aus Altholz und Metall an, bei der das Rosten im Mittelpunkt steht. Denn für ihn ist der Prozess genau das, was den Werken ihre Einzigartigkeit verleiht.

Der mittlerweile 50 Jahre alte Künstler zog 1994 für sein Studium aus dem Sauerland nach Köln und verlor sein Herz an die Domstadt, die er für ihre Offenheit und Diversität liebt. Lange arbeitete er in der Event-Branche, doch als diese während der Pandemie pausieren musste, verfiel er in eine Sinnkrise, die seinen Fokus neu ausrichtete.

Er und seine Frau nahmen sich eine Pause. „In dem Jahr konnte ich mich endlich den vielen Flausen widmen, die in meinem Kopf herumschwirren“, erzählt der Gründer. Eine davon war die Idee seines Unternehmens.

Im Freundeskreis präsentierte er seine neueste Flause und stieß auf Zuspruch. „Ich habe daraufhin meinen Job gekündigt und mich drei Monate lang in meiner Werkstatt eingeschlossen, um meine Vision umzusetzen“, erinnert er sich. Dabei herausgekommen ist sein eigenes Unternehmen, das Altholz-Sockel kombiniert mit verschiedenen Motiven aus Metall anbietet. Seine Kunst verkauft er nun seit drei Jahren. Angefangen hat alles mit dem Motiv des Kölner Doms, den seine Frau so liebte.

Ein Kunstwerk von Björn Christoffer zeigt die Kölner Skyline.

Ein Kunstwerk von Björn Christoffer zeigt die Kölner Skyline.

Einen wichtigen Einfluss auf seine Unternehmensphilosophie hat die Nachhaltigkeit. Christoffer betont, dass die Idee gewesen sei, nachhaltige Kunst zu produzieren, die für jeden bezahlbar ist. Das Nachhaltige an der Kunst ist das Material, welches ausschließlich aus zweiter Hand stammt. Christoffer nutzt wiederverwertetes Stahl aus NRW, das unter anderem aus dem Sauerland und aus Essen kommt. „Der Stahl geht bei mir in Rente“, beschreibt er lächelnd.

Für die metallenen Motive wird der Stahl mit einem Plasmaschneider in der Werkstatt eines Freundes zugeschnitten, der passend zum Thema Nachhaltigkeit mit Solarenergie betrieben wird. Daher produziert der Künstler vorzugsweise im Sommer, wenn die Sonne genug Energie liefert. Filigrane Motive würden mit einem Laser fein herausgearbeitet.

Je nach Geschmack bietet der Künstler sowohl Werke aus blank poliertem Stahl, als auch rostige Exemplare an. Zweitere gefallen ihm besonders, denn die Stücke werden vom Kölner Regen gerostet. Dadurch, dass niemand beeinflussen könne, wie sie rosten, entwickle jedes Stück ein eigenes Farbspiel aus rostigem braun und poliertem grau.

Vom Hobby zum Beruf

Sein Holz wiederum besteht aus aussortierter Gerüstbohle, die er im Kölner Umkreis einsammelt - vom Gerüstbauer aus Porz, Handwerksbetrieben aus Pulheim bis hin oder von Menschen, die seine Kunst schätzen und mit Material auf ihn zukommen.

Mit etwas Glück stammt ein Teil der alten Gerüstbohle von der berühmtesten Baustelle Kölns – dem Kölner Dom. Zur Verarbeitung wird fleißig geschliffen, bis alle Rückstände von Dreck und Kaugummis vom Holz entfernt sind. „Der Aufwand lohnt sich für das Ergebnis, denn durch das Schleifen kommt die ursprüngliche Struktur des Holzes wieder zum Vorschein“, erklärt der Routine-Recycler.

Ab April beginnt Björn Christoffer damit, das Hobby wortwörtlich zum Beruf zu machen. Bisher ging er noch einer zusätzlichen Tätigkeit nach, um das Projekt finanzieren zu können.

Kölntourismus unterstützt den Künstler

Ein großer Unterstützer seiner Arbeit ist Kölntourismus. Im Shop der Tourismusorganisation am Dom gibt es neben Souvenirs und anderen Artikeln aus der Kölner Produktion seine Kunstwerke zu kaufen. Kölntourismus stieß auf Christoffer, als dieser auf dem Weihnachtsmarkt am eigenen Stand ausstellte.

Seitdem arbeiten sie eng zusammen und teilen aus Sicht von Kölntourismus-Chef Jürgen Amann die gleichen Werte der Diversität und Offenheit. Auch beim Thema Nachhaltigkeit sind die beiden auf einer Wellenlänge, denn der Geschäftsführer verfolgt seit längerem das Ziel, mehr nachhaltige Produkte anzubieten.

Der Kölner Laden am Dom möchte weg vom reinen Souvenir-Verkauf hin zu hochwertigen Produkten, die auch Kölnerinnen und Kölner ansprechen, erklärt Amann. Für ihn sei die Kunst von Christoffer daher ideal, alle drei Monate liefert der Künstler dem Laden auf Wunsch neue Werke. Für seine Kunden, meint Björn Christoffer, halten die Werke aber ein Leben lang. Und wenn es doch Probleme gibt, dann greifen 60 Jahre Garantie.