Mit einem Brief hatte sich der Zehnjährige an OB Reker gewendet. „Umweltschutz ist mir sehr wichtig“, sagt Gustav im Gespräch mit der Rundschau.
Dass das kein Lippenbekenntnis ist, beweist er am Dienstag bei der Vorstellung seines Antrages im Rathaus.
Wir haben mit ihm über seinen Brief, seine Beweggründe und sein Engagement gesprochen.
Köln – Etwas mulmig war ihm schon zu Mute. „Ich bin ein bisschen aufgeregt“, bekannte Gustav auf dem Weg ins Rathaus. Der zehnjährige Grundschüler aus Nippes hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker einen Brief geschrieben und den Vorschlag gemacht, mit einem Prämiensystem mehr Menschen zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen (wir berichteten). Am Dienstag wurde seine Eingabe im Ausschuss für Anregungen und Beschwerden behandelt – Gustav war der jüngste Kölner, der dort einen Antrag vorgestellt hat.
„Umweltschutz ist mir sehr wichtig“, sagte Gustav der Rundschau. „Das Thema beschäftigt mich schon lange.“ Auch die „Fridays for Future“-Demos, mit dem sich Schüler für mehr Klimaschutz einsetzen, finde er gut. „Teilgenommen habe ich selbst noch nicht, aber vielleicht bald.“ In Köln störe ihn in Sachen Umwelt am meisten, „dass sehr viele Leute ihren Müll auf die Straße werfen, dass es zu viele Autos gibt und die Luft deshalb teilweise sehr schlecht ist“. Klimaschutz sei sehr wichtig, doch die Erwachsenen hätten bisher zu wenig für die Umwelt getan. „Deshalb ist es richtig, dass wir Jüngeren die Erwachsenen daran erinnern.“
Die Idee, an die OB zu schreiben, habe er selbst gehabt. „Er kam mit dem fertigen Brief zu seinen Eltern“, bestätigt seine Großmutter Isolde, die eigens aus Karlsruhe angereist war, um gemeinsam mit Gustavs Vater Sebastian ihren Enkel bei seinem Auftritt im Ausschuss zu begleiten. Dort stellte Gustav seinen Antrag den Ratspolitikern in einem kurzen Vortrag vor. „Ich finde, dass dringend etwas für den Klimaschutz gemacht werden muss“, erklärte der Schüler mit fester Stimme. Auch in Köln gebe es viel zu viele Autos, dagegen müsse etwas unternommen werden. Er habe einen Artikel über die italienische Stadt Bologna gelesen, der ihn sehr beeindruckt habe. „Dort gibt es ein Belohnungssystem, das Bella Mossa heißt. Die Menschen, die teilnehmen, werden nämlich für ihr umweltbewusstes Verhalten belohnt, wenn sie auf ihr Auto verzichten und aufs Fahrrad oder auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen oder zu Fuß gehen.“
Gustav schilderte, wie die Nutzer über eine App Punkte sammeln, die man in Belohnungen eintauschen kann. „Es machen schon über hundert Geschäfte mit und spendieren zum Beispiel Kinotickets, Eis oder Bier. Manche Leute machen sogar einen Wettbewerb, um festzustellen, wer am meisten Punkte hat.“ Dieses System solle in Köln eingeführt und beworben werden, beantragte Gustav. Auch forderte er, dass das Radwegenetz sicherer und wird und „die Bahnen öfter fahren und mit Ökostrom betrieben werden“.
Sein Antrag stieß bei allen Fraktionen auf Zustimmung. Einstimmig wurde beschlossen, dass die Verwaltung den Vorschlag in das städtische Klimaschutzprogramm „Köln Klima Aktiv 2022“ mit einbeziehen und schnellstmöglich umsetzen soll. „Ich habe nicht unbedingt damit gerechnet, dass mein Antrag angenommen wird, aber ich habe es gehofft“, freute sich Gustav nach dem Beschluss. „Jetzt hoffe ich, dass die Idee auch bald umgesetzt wird.“