AboAbonnieren

Große Resonanz„Daach der kölschen Sproch“ soll 2025 erneut in Köln gefeiert werden

Lesezeit 4 Minuten
Beim „Daach der kölschen Sproch“ wurden im Kölner Rathaus die Preisträger des Lehrer-Welsch-Preises geehrt.

Beim „Daach der kölschen Sproch“ wurden im Kölner Rathaus die Preisträger des Lehrer-Welsch-Preises geehrt.

Zum ersten Mal wurde am Sonntag in Köln der „Daach der kölschen Sproch“ gefeiert. Das kam gut an - und eine Neuauflage ist schon in Planung.

Im Umfeld des Doms sind Fremdenführer und ihre sich um sie scharenden Zuhörer ein vertrauter Anblick: In allen möglichen Sprachen klären sie Gäste aus aller Welt über den Dom und seine Entstehungsgeschichte auf. An der Führung von Petra Liessem hingegen nehmen an diesem Sonntag vor allem Leute „von hier“ teil, denn sie spricht den örtlichen Dialekt: In breitem Kölsch erzählt sie von der heiligen Ursula und ihren Jungfrauen, dem Richter-Fenster und der vom Künstler Edward Mataré restaurierten Tür des Südportals, in die sein Schüler Joseph Beuys einst seinen Rasierspiegel eingebaut hatte.

Aber Liessem spricht auch über die kölsche Sprache selbst, vor allem über den Einfluss des Französischen während der Zeit der Besetzung des Rheinlands, der sich noch an Worten wie „Fisimatenten“ und „Kamelle“ ablesen lässt. „Darum fiere mer hier auch Carnavale un nit Fastnacht, weil mer uns mehr am südländischen, romanischen Karneval orientieren“, sagt sie.

Menschen hören beim Tag der kölschen Sprache einer Stadtführerin zu.

Sehr beliebt war die Führung von Petra Liessem (M.) op Kölsch in der Altstadt.

Der Fokus auf die Sprache kam nicht von ungefähr, denn Liessems Führung fand im Rahmen des „Daach der kölschen Sproch“ statt, der, angelehnt an den Europäischen Tag der Sprachen, in diesem Jahr zum ersten Mal stattfand. „Für viele Kölner es Kölsch en Hätzensanjelejenheit“, sagte etwa Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der offiziellen Eröffnung im Rathaus. Dabei versuchte sie sich selbst an einer Rede auf Kölsch. „Kölsch gehört zu meiner Seel', aber et kütt mir nit so locker über die Lippen, wie ich et jän hätt“, räumte sie darin ein. So gehe es vielen Kölnern. Darum gebe es nun auch den „Daach der Kölschen Sproch“, der auf eine Initiative von Günter „Bömmel“ Lückerath, Gründungsmitglied der Bläck Fööss, und Bernhard Conin vom Verein der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums zurückgeht.

„Daach der kölschen Sproch“: Lehrer-Welsch-Preis verliehen

Stadtweit waren es rund 50 gut besuchte Veranstaltungen, die das Kölsche, wohlgemerkt kostenfrei, in den Mittelpunkt stellten: Neben Liessems Führung durch die Altstadt führten andere des Dialekts Mächtige über den Melatenfriedhof. Auch die Polizei lud unter dem Titel „Pass op, do kütt de Schmier“ dazu ein, „op kölsch“ einen Einblick in ihre Arbeit zu bekommen. Die Volksbühne am Rudolfplatz ließ sich ebenso erkunden wie das Historische Rathaus. Wer sich in der lokalen Mundart für nicht firm genug hielt, um einem ganzen Vortrag folgen zu können, konnte dort derweil am Workshop von Susanne Kamp und Nina Blume vom Kumede Theater- und Heimatverein teilnehmen.

In der Piazzetta des Rathauses fand mit der Verleihung des Lehrer-Welsch-Preises auch die zentrale Veranstaltung des Tages statt. Benannt nach dem aus Kölner Liedgut bekannten Lehrer Heinrich Welsch, wird dieser Preis seit 2004 vom Kölner Regionalverband des Vereins Deutsche Sprache an Personen und Institutionen verliehen, die sich um die Mundart verdient gemacht haben. Mit den vier früheren Puppenspielern Jacky von Guretzky-Cornitz, Charly Kemmerling, Udo Müller und Josef Schönberg, die das Hänneschen-Theater über Jahrzehnte künstlerisch geprägt haben, hatte man in diesem Jahr in der Tat ein würdiges Quartett von Preisträgern gefunden.

Mundart sei die Sprache des Nahbaren, sagte der Jugendpsychotherapeut und anerkannte Brauchtumsforscher Wolfgang Oelsner in seiner Laudatio. „Natürlich brauchen wir eine nüchterne Sprache und Fakten, wenn wir einem Kind helfen wollen – aber wenn eine Mutter ihr Kind als Hänneschen bezeichnet, schwingt darin Charme und Pfiffigkeit mit, über die Kinder mit ADHS eben auch oft verfügen“, sagte er. „Das ist die Kunst, die Dinge beim Namen zu nennen, ohne viel drum herum zu schwaade.“

„Daach der kölschen Sproch“: Initiatoren von Resonanz überwältigt

Die vier früheren Puppenspieler, die jeder mehrere Jahrzehnte „hinger dr' Britz“ gestanden hatten, zeigten sich dankbar für die Rolle, die sie dank ihres Berufes für den Erhalt der kölschen Sprache gespielt haben. „Jeder, der in Köln als Mundart-Musiker oder Laienschauspieler auf einer Bühne auftritt, trägt dazu bei“, sagte Jacky von Guretzky-Cornitz. Das Hänneschen-Theater habe in dieser Beziehung jedoch einen besonderen Auftrag: „Die Menschen in der Stadt, die nur noch wenig bis gar kein Kölsch mehr hören, wissen dennoch, es gibt einen Ort, wo es noch unverfälschtes Kölsch zu hören gibt – und das ist das Hänneschen-Theater.“

Auch im Rheinenergie-Stadion zeigte der „Daach der kölschen Sproch“ Wirkung. Stadionsprecher Michael Trippel begrüßte die Zuschauer bei der Zweitliga-Partie zwischen dem 1. FC Köln und dem Karlsruher SC mit dem Satz: „Hätzlich willkommen in der jecksten Stadt Deutschlands.“ Prompt wurde FC-Fans und Gästen ein jeckes 4:4-Unentschieden geboten. Am Flughafen Köln/Bonn wurden Durchsagen op Kölsch gemacht, im Stadtmuseum fanden Führungen op Kölsch statt, und am Ostermannbrunnen sangen Hunderte gemeinsam kölsche Lieder.

Bernhard Conin zeigte sich am Abend „völlig überwältigt“ von der großen Resonanz: „Wir hätten nie gedacht, dass so viele mitmachen.“ Nächstes Jahr wolle man den „Daach der kölschen Sproch“ erneut feiern: am Sonntag, 21. September 2025.