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Interview

Musiker Bömmel Lückerath
„Es wird nur noch an wenigen Stellen Kölsch gesprochen“

Lesezeit 3 Minuten
Günther Lückerath (Bömmel)

Günther Lückerath (Bömmel)

Der Musiker Bömmel Lückerath ist einer der Initiatoren des „Daach der kölschen Sproch“ — wir haben mit ihm gesprochen.

Bömmel Lückerath (76) war Gründungsmitglied der Bläck Fööss. Mit ihm sprach Thorsten Moeck auf Hochdeutsch über kölsche Lieder und kölsche Eigenheiten und den „Daach der kölschen Sproch“.

Wann reden Sie Kölsch im Alltag?

Immer. Ich bin mit der kölschen Sprache aufgewachsen, bei uns zu Hause wurde Kölsch gesprochen. Meine Mutter und meine Oma haben Kölsch geredet, nur mein Vater musste aus beruflichen Gründen hin und wieder ins Hochdeutsche wechseln. Mit meinem Bruder, der ja Musiker bei den Paveiern ist, rede ich immer Kölsch.

War die kölsche Sprache in der Schule ein Problem?

Bei mir nicht. In der Volksschule wurde nur kölsch gesprochen, selbst der Rektor sprach kein Hochdeutsch. Kölsch war in der Schule die Alltagssprache. Verpönt war das zu Schulzeiten nie. Als wir mit den Bläck Fööss zu Beginn der 1970er Jahre kölsche Lieder sangen, wurde das zum Teil etwas Naserümpfend kommentiert.

Aber das blieb nicht so. Die Fööss haben der kölschen Sprache zur Renaissance verholfen.

Das Erstaunen überwog damals, denn wir waren junge Musiker, alle Anfang 20 und sangen auf kölsch. Dadurch erhielt das Kölsche einen Aufschwung, das war eine gute Entwicklung. Der britische Musiker Graham Bonney hatte uns anfangs ermuntert, kölsch statt englisch zu singen. Er hatte uns auf den richtigen Weg gebracht.

Eine provokante These: Ohne den Karneval und die kölschen Bands wäre Kölsch heute eine ziemlich tote Sprache. Mindestens künstliches Koma.

Vielleicht. Der Karneval hat das Kölsche immer befördert, wobei das heute kaum noch gilt. Es wird nur noch an wenigen Stellen Kölsch gesprochen, in der Bütt wird auch fast nur noch hochdeutsch gesprochen.

Die Bläck Fööss bringen die kölsche Sprache seit vielen Jahren in die Schulen, es gibt Projekte mit Lehrkräften und Kindern. Eine Herzensangelegenheit?

Durchaus, unser Schulprojekt gibt es seit etwa 20 Jahren. Früher sind wir in die Schulen gegangen und haben mit den Kindern gesungen. Später folgten Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer, mit denen wir gesungen und geübt haben, damit sie die Lieder in den Schulen den Kindern beibringen können. In der Philharmonie singen wir jedes Jahr mit Kindern, vor Weihnachten in der Piazzetta des Rathauses. Die neuen Musiker der Bläck Fööss führen das Projekt in kompletter Besetzung fort. Kafi Biermann und ich sind auch noch dabei.

Was war die Initialzündung für den „Daach der kölschen Sproch“?

Ich habe das Gefühl, das die Menschen froh sind über die vielen kölschen Lieder, die hier gesungen werden. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Bevölkerungsstruktur in Köln durch Flüchtlingswellen und Zuzug stark verändert. Deshalb finde ich es an der Zeit, der kölschen Sprache einen neuen Fokus zu geben und ihr einen neuen Aufschwung zu verschaffen. Ich hoffe sehr, dass viele Menschen zu den Veranstaltungen kommen und der zeitliche Vorlauf für die Menschen groß genug war.

Was fasziniert Sie an der kölschen Sprache?

Das Kölsche hat einen schönen Klang, ein Singsang. Und es gibt Formulierungen, mit denen man sich von der Hochsprache absetzen kann. Das Kölsche ist emotionaler und bildreicher. Wenn die Sprache den Bach runterginge, ginge viel Eigenheit und Mutterwitz verloren. Das wäre jammerschade.