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Riesen GeburtstagspartyÜber 260.000 Besucher feiern am Wochenende den NRW-Tag in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Beliebter Programmpunkt: Versteigerung gepfändeter Objekte.

Beliebter Programmpunkt: Versteigerung gepfändeter Objekte.

Das Wochenendfest NRW-Tag in Köln übertraf mit über 260.000 Besuchern die Erwartungen. Vor allem die Ausstellung von Einsatzfahrzeugen und Bundeswehr-Ausrüstung, die Blaulichtmeile, zog das Publikum an.

Blaulichter blitzen, ein Feuerwehrkran fährt mit einem begeisterten kleinen Passagier an Bord in die Höhe. Dutzende Einsatzfahrzeuge stehen auf dem Festgelände des NRW-Tages bereit, um inspiziert zu werden. Neugierige Gäste stauen sich darum, mit breitem Grinsen sitzen Kinder teilweise selbst am Lenkrad. Die Blaulichtmeile ist am Wochenende zweifellos der Publikumsmagnet auf dem Gelände des zweitägigen Bürgerfestes rund um den Rheinauhafen. Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und auch die Bundeswehr präsentierten sich unter anderem. Bei dem Publikum, das zum großen Teil aus Familien besteht, kommt das gut an. Die Faszination scheint groß – auch bei den Erwachsenen.

Mehr als 260.000 Menschen waren laut Stadt am Wochenende auf dem Festgelände des NRW-Tags unterwegs. Die Erwartungen seien damit übertroffen worden. Das meist sonnige Wetter bot beste Voraussetzungen. Ein Fest „der Superlative“ nannte die Stadt die Veranstaltung anlässlich des Landesgeburtstags. Auf einer Strecke von rund 2,5 Kilometern informierten über 200 Ausstellende über ihre Arbeit.

Riesen Geburtstagsparty: Besucher NRW-Tag bei Sonnenschein

Mit der Blaulichtmeile konkurrieren müssen Vereine, Ministerien, Städte und Verkaufsstände. Um nicht unterzugehen, ist Kreativität gefragt. Wer hat die beste Mitmachaktion? Eine JVA setzte ironischerweise auf einen Escape-Room, also einen Raum, aus dem man durch das Lösen von Rätseln ausbrechen muss. Der ADAC geht mit Bobbycar-Parcours und Unfallsimulator ins Rennen, die AWB setzt auf ferngesteuerte Autos. Das lässt Maltisch und Glücksrad alt aussehen.

Im Gegensatz zu den schier endlosen Mengen an Ausstellenden wirken die Bühnen im Rheinauhafen eher klein. Statt eines durchgängigen musikalischen Programms treten immer wieder auch Politiker auf, es gab Lesungen oder Tanzshows. Patrice, Mo-Torres und die Grüngürtelrosen, die wahrscheinlich bekanntesten Namen, spielen auf der Bühne auf dem Roncalliplatz. Zu Fuß war die aber rund 25 Minuten entfernt. Kulinarische Angebote, Orte um zu verschnaufen oder bei einem Kölsch zusammenzukommen, sind im Rheinauhafen rar. Auch wenn das Interesse an den Ständen rege ist: Feststimmung kommt dort am Samstagnachmittag nur vereinzelt auf.

Polizei und Bundeswehr waren Publikumsmagnet

Ein mattschwarzer Militärhubschrauber thront am Ende der Blaulichtmeile. Maskierte Spezialkräfte der Luftwaffe stehen mit breiter Brust davor. „Die Kids sind einfach total baff davon“, zuckt eine Mutter lachend mit den Schultern. Ihre beiden Söhne starren fasziniert auf den Hubschrauber, der konstant von Menschen umrandet ist. Ein paar Meter weiter stehen Panzer. Für ein Foto positioniert ein Vater seinen Sohn davor. Ein anderer nimmt sein Kind auf den Arm und zeigt ihm den Panzer aus der Nähe. Sie würden offen und ehrlich damit umgehen, wofür so ein Panzer genutzt wird, wenn die Leute fragen, sagt ein Kompaniefeldwebel. Das den Kindern zu erklären, würden aber zum Glück die Eltern übernehmen. In einem großen khakifarbenen Container im Rheinauhafen, der „Karrierebasis“, wird derweil über Jobs beim Bund informiert.

Die Bundeswehr mag Panzer und Helikopter haben, aber die Polizei fährt mit etwas auf, das mindestens genauso effektiv ist, um Blicke auf sich zu ziehen: Einem Hundewelpen. Der junge Schäferhund knabbert genüsslich am Finger einer Polizistin, bevor er seinen Kopf auf ihrer Hand ablegt. Neben der Hundestaffel war auch die Reiterstaffel unter den Ausstellenden. Ein Holzpferd muss den Kindern hier aber genügen. Gespannt beäugten Gäste auch den riesigen Wasserwerfer.

Auktion: 150 statt 900 Euro für Marken-Kinderwagen

Ministerpräsident Hendrik Wüst startete am ersten Festtag seinen Rundgang über das Gelände. Mit dabei war auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Wüst lief nicht nur die Blaulichtmeile, sondern tauschte sich auch mit den Organisationen und Institutionen aus. „Wenn ich mir die vielen Stände im Kölner Rheinauhafen anschaue, wird mir eindrücklich bewusst: Nordrhein-Westfalen ist unglaublich vielfältig – egal ob kulturell, wirtschaftlich oder gesellschaftlich“, teilte er mit. „Besonders die vielen ehrenamtlichen Engagierten der über 100 Organisationen, die heute über ihre so wichtige Arbeit informieren, beeindrucken mich sehr.“ Erstmals war der alljährliche Ehrenamtstag der Stadt in den NRW-Tag eingebunden. Das Land lud im Anschluss zum traditionellen und kostenlosen Sommerkonzert. Auch das fand erstmals im Rahmen des Landesgeburtstages statt. Mit Regencapes gewappnet, lauschten Gäste der Nordwestdeutschen Philharmonie. Der Ministerpräsident war beeindruckt von dem Veranstaltungsort des Konzerts: Eine „imposante Kulisse“ nannte er den Kölner Dom.

Das Justizministerium zog hunderte Leute mit seiner Versteigerung von beschlagnahmten Gegenständen an. Zwei Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Köln brachten Dutzende Gegenstände wie Spielekonsolen, Computer, Werkzeug, Gartengeräte oder Taschen unter die Leute. Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten... Nur 150 Euro bezahlt ein Mann für einen Marken-Kinderwagen, der neu um die 900 Euro kostet. Erstauntes Lachen geht durchs Publikum.

Ein anderer Bieter sahnt eine Apple-Watch für mindestens 100 Euro unter Ladenpreis ab. Ein Vater-Sohn-Gespann macht ein ähnlich gutes Schnäppchen: Dem Jungen im Grundschulalter ist die Freude anzusehen, als er einen ferngesteuerten Lego-Truck weg von der Bühne und durchs Publikum schleppt. So kann ein erfolgreicher NRW-Tag auch aussehen.