Köln – Es ist noch nicht ganz drei Wochen her, dass ein 18-Jähriger nachts auf der Zülpicher Straße durch Messerstiche sein Leben verlor. Das Entsetzen ist noch nicht verhallt. Doch Handlungsdruck scheint es nicht erzeugt zu haben. Dem allgemeinen Aufschrei nach der Bluttat, es müsse sich auf der Partymeile im Kwartier Latäng dringend etwas ändern, sind bisher offensichtlich keine Taten gefolgt. Kein Zeichen von direktem Eingreifen, kein Konzept in greifbarer Nähe.
„Vergangenen Donnerstag hatten wir ein Treffen mit Vertretern der Stadt“, sagt Markus Vogt. „Der Ton war gut, das Ergebnis nicht so gut“, sagt der Vorsitzende der Interessensgemeinschaft (IG) Gastro Kwartier Latäng, der mit dem „Soylent Green“ auf der Kyffhäuser und dem „Kwatier“ auf der Zülpicher Straße selbst zwei Gaststätten vor Ort hat. Nach dem Tod des 18-Jährigen hat er die Zustände in dem Studentenviertel, das sich immer mehr zu einer Partyzone nach Art der Ringe entwickle, angeprangert.
Arbeitsgruppe soll gegründet werden
Das Ergebnis des Gesprächs: „Es soll eine Arbeitsgruppe Kwartier Latäng gegründet werden, bestehend aus Polizei, Ordnungsamt, Wirten und Anwohnern.“ Das erste Treffen: „Voraussichtlich im September“. Im Grunde sei das okay, so Vogt. Aber: „Wir brauchen kurzfristige Maßnahmen.“ Und so wie er die Lage auf der Zülpicher Straße schildert, wohl dringender denn je.
Der Sprecher der IG berichtet, dass sich die Lage auf der Zülpicher immer mehr zuspitze. „Die Berichte über die Bluttat haben nicht abgeschreckt, sondern sogar noch mehr negatives Klientel angezogen.“ Der vergangene Samstag sei dabei ein trauriger Höhepunkt gewesen. „An die 2000 Menschen auf dem Zülpicher Platz, wie zu Karneval.“ Aggressiv und chaotisch sei es zugegangen, Autos hätten sich durch die Menschenmenge gequetscht. „Es war so schlimm, dass ich nochmals eine Mail an die Stadt geschrieben habe. Es muss jetzt dringend etwas passieren“, mahnt Vogt. Bevor die Entwicklung im Kwartier Latäng unumkehrbar sei.
Verhältnisse haben massive Auswirkungen auf Straße
Dass am kommenden Wochenende die Clubs auch auf den Ringen theoretisch öffnen dürfen, macht ihm wenig Hoffnung. Das Problem-Publikum auf der Zülpicher kaufe Alkohol am Kiosk oder im Supermarkt und ziehe damit über die Straße. Interesse am Einkehren bestehe gar nicht, berichtet der Wirt.
Mittlerweile haben die Verhältnisse massive Auswirkungen auf die klassischen Wirte des Viertels. „Ich habe das am vergangenen Samstag mal nachgehalten. Rund 70 Prozent meiner Stammkundschaft kommen nicht mehr.“ Gehe das so weiter, hätten er und die Seinen ein ernsthaftes Problem, versichert Vogt.
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Auf seine Mail an die Stadt habe er bisher keine Antwort erhalten. Auf Nachfrage der Rundschau bestätigt Stadtdirektorin Andrea Blome, dass es ein „konstruktives“ Treffen gegeben habe. „Es besteht Einigkeit darüber, dass die gegenwärtige Situation auf der Zülpicher Straße diverse Aspekte betrifft, die nur im Dialog aller Akteure gelöst werden können.“ Es werde nun eine „Gesprächsreihe“ etabliert. Einzelne Aspekte würden dabei in kleinere Arbeitsgruppen verwiesen. Es brauche einen „langfristigen Austausch“. Kein Wort von einem Sofortprogramm.