Wird sich der Bau des jüdischen Museums erneut verzögern, weil die Stadt Köln Kosten für das Ausgrabungsteam einsparen will? Die Stadt widerspricht - doch ihre Antworten wecken Zweifel.
Stadt will bei Ausgrabung sparenJüdischem Museum in Köln droht erneute Verzögerung
Der Bau des jüdischen Museums „MiQua“ am Kölner Rathaus hat sich immer wieder verzögert, die Kosten sind immer wieder gestiegen – auf zuletzt 190 Millionen Euro, bei einer geplanten Fertigstellung Ende 2027. Zu den Gründen dafür zählten nach Angaben der Stadt Köln Probleme mit dem Baugrund, Umplanungen, explodierende Baupreise und Pfusch des ersten Stahlbauers, dem die Stadt gekündigt hatte. Doch nun drohen neue Verzögerungen, weil die Stadt offenbar aus Spargründen die zum Jahresende auslaufenden Verträge für das Ausgrabungsteam des MiQua nicht verlängern will.
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete, soll es sich um 21 Experten handeln, die den Baugrund nach bedeutsamen Objekten sondieren. Ohne sie drohe ein Baustopp, so MiQua-Direktor Thomas Otten.
Das LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier, kurz MiQua, vereint einen unterirdischen Parcours durch 2000 Jahre Stadtgeschichte mit dem darüber errichteten Museum zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Köln, die einst genau dort ihren Sitz hatte. Auf Anfrage der Rundschau wollte die Stadt weder bestätigen, dass Verträge des Ausgrabungsteams auslaufen, noch wie viele Mitarbeiter betroffen sind. Sie erklärte lediglich: „Die Stadt Köln wird die weiteren Grabungen so organisieren, dass der Baubetrieb parallel weiterlaufen kann.“
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MiQua-Direktor fürchtet Verzögerung des Projekts
Wie das geschehen soll, erläuterte die Stadt nicht. Auf Nachfrage zum Stand der Grabungen betonte sie: „Der Großteil der wesentlichen Arbeiten im Bereich der Ausgrabungen ist bereits abgeschlossen. Seit Beginn der Grabungen im Jahr 2006 wurden rund 250.000 Objekte dokumentiert. Die Qualität der Ausstellung wird durch die umfangreiche und gründliche Dokumentation dieser archäologischen Funde sichergestellt.
MiQua-Direktor Thomas Otten sagte der Rundschau: „Ich befürchte nach wie vor, dass es durch Personalabbau im Grabungsteam zu Verzögerungen auf der MiQua-Baustelle kommen könnte.“ Die Stadt wolle offenbar einen Großteil des Teams 2025 nicht mehr weiterbeschäftigen, um Personalkosten einzusparen. Betroffen seien Archäologen, Grabungstechniker, Fundbearbeiter und Restauratoren. Ohne dieses Personal sei der Zeitplan gefährdet, so Otten. „Archäologen und Hochbau arbeiten bei diesem Projekt Hand in Hand. Bevor bestimmte Ausgrabungen durchgeführt sind, kann der weitere Ausbau in diesen Bereichen nicht weitergehen.“
Konkret gehe es um den unterirdischen Parcours, der die Besucher weitgehend barrierefrei an den Bodendenkmälern vorbeiführen wird. „Hier müssen noch einige sehr knifflige Stellen fertiggestellt werden. Jeder Meter davon muss zuvor archäologisch untersucht werden“, so Otten. Er betont, die archäologische Sicherung der Bodendenkmäler sei gesetzlich vorgeschrieben und müsse gerade beim MiQua eine Selbstverständlichkeit sein. Denn dessen Konzept beruhe ja darauf, die Bodendenkmäler in den Museumsbau zu integrieren.
MiQua: Stadt Köln erwartet weitere Funde in Museumsqualität
Sollte es wegen fehlender Ausgrabungskapazitäten zu Verzögerungen auf der MiQua-Baustelle kommen, wären die finanziellen Folgen erheblich. Die Rundschau wollte von der Stadt wissen, ob diese Kosten nicht höher sind als Einsparungen durch Personalabbau und wie die Stadt konkret einen drohenden Baustopp verhindern will. Eine Antwort blieb die Stadt schuldig. Auf erneute Anfrage erklärte sie: „Aufgrund der angespannten Haushaltslage stellt die Stadtverwaltung auch befristete Stellen auf den Prüfstand. Eine Fortsetzung der Grabung ist finanziell sichergestellt. Es werden weitere Funde musealer Qualität erwartet.“