Das historische Haus Höckling, mit dem Kronensaal ein markantes Ensemble in Alfter-Ort, wird trotz Denkmalschutz abgerissen. Der Erhalt sei wirtschaftlich nicht mehr darstellbar.
Haus HöcklingDieses historische Gebäude wird im Ortskern von Alfter abgerissen

Das historische Haus Höckling in der Kronenstraße wird abgerissen.
Copyright: Frank Engel-Strebel
„Es tut schon weh, wenn ich sehe, dass das Gebäude nun abgerissen wird. Es war ein besonderes Gebäude und prägend für Alfter“, beschreibt es die Alfterer Vize-Bürgermeisterin Luise Wiechert gegenüber der Rundschau. Gemeint ist das historische Haus Höckling an der Kronenstraße im Herzen des Dorfes. Spätestens Mitte April könnte das dreigeschossige Gebäude mit seiner markanten rosafarbenen Fassade, das Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut worden war, dem Erdboden gleichgemacht sein. Dafür bleibt die Kronenstraße derzeit wegen der Abbrucharbeiten voraussichtlich bis zum 13. April voll gesperrt.
„Sehr, sehr schade!“
Über Jahre beschäftigten sich Gemeinde, Politik und Denkmalschutz mit diesem Haus. Am Ende ohne Erfolg, obwohl das Gebäude unter Denkmalschutz stand. Das Thema wurde mehrfach in nicht-öffentlicher Sitzung in den Fachausschüssen beraten, bevor dem Antrag der Eigentümer schließlich 2022 doch zugestimmt worden war. Letztendlich konnten sie anhand mehrerer Gutachten deutlich machen, dass eine Sanierung wirtschaftlich keinen Sinn mehr machen würde, da das Haus in einem sehr desolaten Zustand ist: „Das ist sehr, sehr schade, am Ende mussten wir die Vernunft walten lassen und unsere Gefühle hintanstellen“, sagt Luise Wiechert, die für die CDU im Gemeinderat sitzt. Über eine Nachnutzung des Grundstückes ist der Gemeinde noch nichts bekannt, erklärte Gemeindesprecherin Maryla Günther auf Anfrage. Auch Wiechert weiß nicht, was die Eigentümer mit der Fläche vorhaben. Sie dürfte es aber auch nicht sagen, da es sich um eine Privatangelegenheit handele. Nur so viel lässt sie durchblicken: „Politisch ist ein Neubau nicht gewollt.“

Rosa Fassade und sehr hohe Sprossenfenster waren ein Markenzeichen.
Copyright: Frank Engel-Strebel
Das dreigeschossige Haus bildete mit dem gegenüberliegenden Gasthaus „Zur Krone“ und dem angrenzenden Kronensaal ein markantes historisches Ensemble mitten im Dorf. Errichtet wurde das dreigeschossige Gebäude 1802/1803 aus Abbruchmaterial des kurfürstlichen Jagdschlosses „Herzogsfreude“ in Röttgen.
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Mit seinem großen Walmdach und den auffallend großen Sprossenfenstern erinnert der schlanke Bau an seine hochherrschaftliche Herkunft. So ist es nachzulesen in dem 1999 vom Kulturkreis Alfter herausgegebenen Buch „Alfter in Wort und Bild“. Ursprünglich war das Gebäude Sitz der fürstlichen Verwaltung und damit etwas ganz Besonderes, schildert es Wiechert: „Das Haus sollte nach außen strahlen und repräsentativ wirken. Deswegen waren die Fenster auch größer gebaut als in Fachwerkhäusern damals üblich.“ Zudem sei das Haus Höckling das höchste Zivilgebäude in Alfter-Ort gewesen, neben dem Schloss.
Büros für die Absatzgenossenschaft
Der Name des Hauses geht auf Tillmann Höckling zurück, der das Anwesen 1920 gekauft und dort Büro und Lager für die durch den Alfterer Pfarrer Dechant Wilhelm Bergené gegründete „Bezugs- und Absatzgenossenschaft Vorgebirge“ zur Verfügung gestellt hatte, dem Vorläufer des späteren Zentralmarktes in Roisdorf. Tillmann Höcklings Sohn Peter baute gegenüber in der Kronenstraße 18 eine Gaststätte. Dabei ließ er sich von der Kaiserzeit inspirieren und nannte sein Lokal „Zur Krone“. Einer der prominentesten Gäste war der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer. Letzte Bewohnerin der Familie Höckling war Nelli Büns.
1991 wurde das Haus an den Unternehmer Theo Forst verkauft. Zwei Jahre später bescherte der Landeskonservator dem Haus einen neuen Dachstuhl samt Eindeckung mit einem Wetterhahn auf der Spitze über dem Krüppelwalm an der Straßenfront. Auch wenn das Haus auf der Denkmalliste steht, wurde es nach einer unglücklichen Sanierung in den 1990er Jahren nicht mehr in Stand gehalten. Die historischen Holzbalken sollen verfault sein, im Gebäude habe sich Schimmel ausgebreitet, schreiben ehemalige Bewohner und Bürger in den Kommentarspalten der sozialen Netzwerke.
An der Gemeinde scheiterte der Erhalt nicht, wie es vor zwei Jahren aus dem Rathaus hieß. Sie hatte länger mit dem Eigentümer verhandelt, jedoch vergeblich Eigentlich dürfen Denkmäler nicht abgerissen werden. Doch es gibt ein Schlupfloch. So sei ein Abriss nach dem Gesetz beispielsweise erlaubt, wenn „die Instandhaltungs- und Erhaltungskosten für den Denkmaleigentümer wirtschaftlich nicht mehr darstellbar sind. Das ist in diesem Fall leider gegeben“, konstatierte die Gemeinde vor zwei Jahren.

Errichtet wurde das dreigeschossige Gebäude 1802/1803 aus Abbruchmaterial des kurfürstlichen Jagdschlosses „Herzogsfreude“ in Röttgen.
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Als die Fachleute des Amtes für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) 2016 erstmals die Schäden am Gebäude aufnahmen, machten ihnen die Besitzverhältnisse zu schaffen. Das Hauptgebäude gehörte einem Verein, für die Ende des 19. Jahrhunderts angebaute und zum Ensemble gehörende Fachwerkscheune waren verschiedene Eigentümer eingetragen. Die Eigentümer legten der Gemeinde und den politischen Gremien vor vier Jahren erstmals eine Wirtschaftlichkeitsberechnung vor. Darin hieß es, dass ein Großteil der Substanz ausgetauscht werden müsse, um die Schäden zu beseitigen. Dies sei „unzumutbar“ und am Ende bliebe eine „bloße Kopie des Originals“ übrig.
Zuletzt beugte sich 2022 auch das LVR-Amt für Denkmalpflege und folgte der Argumentation, dass das Gebäude nicht mehr wirtschaftlich zu halten sei. Nach Informationen der Rundschau im selben Jahr soll das Haus dem LVR-Freilichtmuseum in Kommern angeboten worden sein. Dort habe man jedoch wegen des schlechten Gebäudezustandes abgewunken. Vor allem für viele alteingesessene Alfterer geht mit dem Abriss ein Stück Heimatgeschichte verloren. Dies bedauert auch der Vorsitzende des Ortsausschusses, Klaus Hergarten: „Wer ein denkmalgeschütztes Gebäude kauft, der sollte wissen, worauf er sich einlässt. In diesem erbärmlichen Zustand, in dem sich das Haus zuletzt befand, ist es aber nun das Beste für den Ort, was passieren konnte.“