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SanierungRömisch-Germanisches Museum in Köln öffnet nicht vor 2030

Lesezeit 5 Minuten
Passanten vor dem Römisch-Germanischen Museum in Köln.

Das Römisch-Germanische Museum am Roncalliplatz in Köln.

Bereits seit sechs Jahren ist das Haus geschlossen. Bis zur Wiedereröffnung wird es noch mehr als fünf Jahre dauern.

Das seit Ende 2018 geschlossene Römisch-Germanische Museum (RGM) am Roncalliplatz wird offenbar nicht vor 2030 wieder seine Pforten öffnen. Das geht aus einem Zeitplan des Kulturdezernats für den Kulturausschuss hervor. Vor drei Jahren galt noch 2027 als Zielmarke für die Wiedereröffnung, Anfang dieses Jahres war von 2028 oder 2029 die Rede. Nun wird es wieder einmal später – der Leerstand direkt neben dem Weltkulturerbe Kölner Dom dehnt sich voraussichtlich auf mehr als elf Jahre aus. Ein Besuch im Museum – eigentlich ein Pflichttermin für jedes Kölner Schulkind – fällt für eine ganze Generation von ihnen aus. Es ist das nächste Kapitel in der schier unglaublichen Geschichte, wie die Stadt mit einem ihrer Top-Museen umgegangen ist, das in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum feiert.

Zur Erinnerung: Spätestens 2009 war klar, dass der bauliche Zustand des RGM eine aufwendige Generalsanierung erfordert. Ein erster Ratsbeschluss dazu erfolgte bereits 2011. Doch lange Zeit passierte wenig. Die Stadtverwaltung bekam es nicht hin, die Arbeiten zügig zu planen, geschweige denn rechtzeitig umzusetzen. Wegen Brandschutzmängeln musste das Museum schließlich am 31. Dezember 2018 schließen. Die Betriebsgenehmigung, die die Stadt zuvor Jahr für Jahr nur mit Mühe hatte verlängern können, war endgültig erloschen. Zu dieser Zeit gab es weder einen Interimsstandort, noch eine belastbare Planung für die Sanierung.

Erst im November 2019 konnte das RGM sein Interim im Belgischen Haus an der Cäcilienstraße eröffnen, wo es eine kleine Auswahl seiner Sammlung präsentiert. Im denkmalgeschützten Museumsbau von 1974 am Roncalliplatz wurden in der Folgezeit immer neue Mängel entdeckt, die die Kosten für die Sanierung in die Höhe trieben – von 41,7 Millionen Euro (2015) auf zuletzt 177 Millionen Euro (wir berichteten).

RGM in Köln: Inbetriebnahme soll im ersten Halbjahr 2030 erfolgen

Als der Stadtrat diesen Kostenrahmen im Februar 2024 bewilligte, hieß es in der Beschlussvorlage: „Der Terminplan sieht einen Baubeginn im 4. Quartal 2025 vor. Die Inbetriebnahme der Gebäude (nach Baufertigstellung, Inbetriebnahme-Management und Einrichtung) kann voraussichtlich ab dem 1. Quartal 2028 erfolgen.“ Das entspricht einer Bauzeit von rund zwei bis zweieinhalb Jahren. Im Zeitplan des Kulturdezernats wird die Bauzeit jedoch nun mit Januar 2026 bis Ende 2029 angegeben – das sind vier Jahre. Die Inbetriebnahme des sanierten Museums soll laut diesem Zeitplan im ersten Halbjahr 2030 erfolgen.

Auf Anfrage der Rundschau teilte die Stadtverwaltung dazu mit, aktuell sei von einer baulichen Fertigstellung des RGM zwischen Juli und September 2028 auszugehen. „Daran schließt sich der museale Ausbau, mit Einbringung der Exponate und deren Medien an. Die Einrichtung der Exponate wird nach derzeitigen Planungen zirka ein Jahr in Anspruch nehmen.“

Eine Visualisierung aus dem künftigen Innenraum des sanierten RGM

Eine Visualisierung aus dem künftigen Innenraum des sanierten RGM.

Nach den Erfahrungen bei der Oper dürfte eine Wiedereröffnung vor 2030 damit praktisch ausgeschlossen sein. Und auch dieses Datum ist womöglich nicht das letzte Wort. Um die geplante kurze Bauzeit realisieren zu können, muss die Stadt für die Sanierung erst einen Generalunternehmer finden, der für sie alle Arbeiten aus einer Hand erledigt und Probleme mit einzelnen Gewerken selbst regelt. Die Stadt erklärte dazu: „Es ist beabsichtigt, einen Generalunternehmer Mitte 2025 zu beauftragen.“

Köln: Asbest in Römisch-Germanischem Museum entfernt

Seit Frühjahr 2024 ist der Rückbau im Innern des Museums abgeschlossen, dabei wurden auch mit Asbest und anderen Schadstoffen belastete Bauteile entfernt. Asbest war unter anderem in dem Mörtel entdeckt worden, mit dem in den 70ern römische Mosaike im Museum verlegt wurden. Betroffen waren laut Stadt das Philosophen-Mosaik, Gladiatoren-Mosaik, Epikur-Mosaik und mehrere vorcoloniazeitliche Mosaike aus dem Obergeschoss des Museums sowie das Swastika-Mosaik aus dem Untergeschoss, nicht jedoch das weltberühmte Dionysos-Mosaik.

Es wurde ebenso unter einer schützenden Einhausung gesichert wie das 14,70 Meter hohe Grabmal des Lucius Poblicius, dass sich nach seiner Entdeckung am Chlodwigplatz seit 1974 im RGM befindet. Der Bauantrag für die Generalinstandsetzung des Museums, die zahlreiche Umbauten beinhaltet – darunter ein neuer Dachaufbau, damit Photovoltaik und Dachbegrünung möglich wird –, wurde im Frühsommer gestellt. Bis zu ihrem Beginn werden laut dem aktuellen Sachstandsbericht der Stadt „weitere Arbeiten, wie zum Beispiel der Rückbau des Estrichs im Obergeschoss, durchgeführt. Außerdem wird die erforderliche Betonsanierung des Gebäudes in die Interimszeit vorgezogen, so dass die Risiken aus dem Gebäudebestand für den Generalunternehmer auf ein Minimum beschränkt werden.“

Poblicius-Grabmal

Das 14,70 Meter hohe Grabmal des Lucius Poblicius im Innern des Museums wurde vor zwei Jahren eingerüstet und mit einer Schutzhülle versehen.

Welch große Risiken im Gebäude lauern, zeigte sich insbesondere auch bei der Sanierung der Decke der benachbarten Dombauhütte samt Trafostation, die mit dem Museum eine Einheit bildet. Sie ist erheblich komplizierter als gedacht und dauert weiterhin an. Grund ist die hier vorhandene sogenannte „Röhbaudecke“ (mit Ö). Diese enthält im Inneren Hohlräume aus Pappröhren, um die Betonkonstruktion leichter zu machen. Doch dieses Konzept der 70er-Jahre führte zu schweren Schäden durch eindringendes Wasser. In der Dombauhütte tropfte es seit Jahren von der Decke, die Mitarbeiter stellten Eimer auf (wir berichteten).

Nun muss die Decke aufwendig statisch verstärkt werden, indem in jede einzelne Pappröhre ein Stahlbetonbalken eingelegt wird. Die 2022 begonnenen Arbeiten dauern auch deshalb so lange, weil die Werkstätten der Dombauhütte dafür nur abschnittsweise gesperrt werden dürfen, damit dort der Betrieb weiterlaufen kann. Das ist Bedingung der Hohen Domkirche. Die bauliche Unterhaltung des Doms läuft seit 1945 kontinuierlich. Das RGM hat die Stadt fast 50 Jahre lang sich selbst überlassen.


Das Römisch-Germanische Museum

Am 4. März 1974 wurde das Römisch-Germanische Museum am Roncalliplatz eröffnet. Seitdem sahen sich mehr als 22 Millionen Besucher die bedeutende Sammlung an, darunter das weltberühmte Dionysos-Mosaik. Bis zur Schließung des Haupthauses Ende 2018 war das RGM regelmäßig das am zweitbesten besuchte Kölner Museum nach dem Museum Ludwig. 2018 verzeichnete es rund 193 000 Gäste. Im Interim im Belgischen Haus an der Cäcilienstraße, wo das RGM eine kleine Auswahl zeigt, brachen die Besucherzahlen drastisch ein. 2023 wurden dort 49 227 Gäste gezählt – nur rund ein Viertel des früheren Zuspruchs im Haupthaus.

Das Museumsgebäude wurde von den Braunschweiger Architekten Heinz Röcke und Klaus Renner entworfen, seit 2016 steht es unter Denkmalschutz. Sein Aufbau orientiert sich an dem römischen Peristyl-Haus mit dem Dionysos-Mosaik, das sich hier befand. Das Mosaik wurde 1941 beim Bau des Luftschutzbunkers am Dom entdeckt. Der Bunker ist heute Teil des Museumsgebäudes. (fu)