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Sanierung beschlossenRömisch-Germanisches Museum in Köln soll 2028 wieder öffnen

Lesezeit 4 Minuten
Das Römisch-Germanische Museum in Köln.

Seit Ende 2018 ist das Römisch-Germanisches Museum in Köln geschlossen.

Die Generalsanierung des Römisch-Germanischen Museums soll Ende 2025 starten. Unter dem Estrich wurde Asbestfolie gefunden, was das Vorhaben nicht einfach macht.

„Das Römisch-Germanische Museum soll mit großem Aufwand modernisiert werden“, berichtete die „Kölnische Rundschau“ am 17. April 2010. Fast 14 Jahre später und mehr als fünf Jahre, nachdem das marode Museum Ende 2018 geschlossen wurde, soll bald endlich der Startschuss für die Generalsanierung des denkmalgeschützten Gebäudes am Roncalliplatz fallen. Am Dienstagabend fasste der Kölner Stadtrat mit großer Mehrheit den Baubeschluss – trotz der mittlerweile auf 177,1 Millionen Euro gestiegenen Kosten.

Das Projekt sei „alternativlos“, auch wenn die Kostenexplosion ärgerlich sei, hieß es im Vorfeld aus mehreren Fraktionen. Die Stadt erklärte: „Mit der Generalsanierung des RGM möchte die Stadt Köln ihre Position als Kunst- und Kulturmetropole stärken.“ Erst vor 18 Monaten, im August 2022, hatten Baudezernent Markus Greitemann und Kulturdezernent Stefan Charles die Sanierungskosten noch auf 91,4 Millionen Euro geschätzt, 2015 war man gar von 41,7 Millionen Euro ausgegangen. Jetzt wird das Projekt mehr als viermal so teuer.

Vergabe an Generalunternehmer geplant

Laut der im Januar vorgelegten Kostenberechnung sollen die reinen Baukosten rund 80 Millionen Euro betragen. Dazu kommt ein Zuschlag in Höhe von 20 Millionen Euro für die Vergabe an einen Generalunternehmer, der alle Bauleistungen aus einer Hand anbietet und es der Stadt erspart, die Gewerke einzeln ausschreiben zu müssen. Die Planung schlägt mit knapp 34 Millionen Euro zu Buche, weitere 26 Millionen sind als Risikopuffer eingeplant. Hinzu kommen 7,5 Millionen für die Restaurierung und Herrichtung der Exponate der künftigen Ausstellung sowie zehn Millionen Euro für Preissteigerungen gemäß Preisindex.

Nach dem Ratsbeschluss kann nun die Ausschreibung starten. Die Bauarbeiten sollen im vierten Quartal 2025 beginnen – also frühestens in 18 Monaten. Dann jedoch soll es flott vorangehen auf der Baustelle. Die Inbetriebnahme nach der Fertigstellung und Einrichtung des Museums soll laut Stadt, Stand jetzt, ab dem ersten Quartal 2028 erfolgen.

Mit der Generalsanierung des RGM möchte die Stadt Köln ihre Position als Kunst- und Kulturmetropole stärken.
Erklärung der Stadt Köln zu dem 177,1 Millionen Euro teuren Projekt

Demnach würde die Bauzeit nur zwei bis zweieinhalb Jahre dauern. Das Museum wäre in vier Jahren wieder geöffnet – fast zehn Jahre nach seiner Schließung. Doch der Zeitplan erscheint recht ambitioniert, wenn man bedenkt, dass allein der Ausbau der Exponate und die Vorarbeiten im Bereich der benachbarten Dombauhütte deutlich länger gedauert haben. Und dass das Museum nicht einfach wiederhergerichtet wird, sondern eine umfassende Neugestaltung erfährt inklusive neuer Ausstellungskonzeption und statischer Ertüchtigung des Dachs samt Begrünung und Photovoltaikanlage. Ein weiterer Punkt ist die Frage, ob die erforderlichen Rückbau-Arbeiten zu weiteren Verzögerungen führen werden. Denn das 1974 eröffnete Museumsgebäude ist mit Asbest belastet.

Der krebserregende Gefahrstoff wurde in römischen Mosaiken gefunden, die man in den 70er-Jahren mit asbesthaltigem Mörtel neu verlegt hatte. Sie sind bereits ausgebaut, der Asbestmörtel wird fachgerecht entsorgt. Betroffen sind, wie berichtet: Philosophen-Mosaik, Gladiatoren-Mosaik, Epikur-Mosaik und mehrere vorcoloniazeitliche Mosaike aus dem Obergeschoss sowie das Swastika-Mosaik aus dem Untergeschoss.

Das Philosophen-Mosaik im Römisch-Germanischen Museum zeigt Abbildungen antiker Philosophen. Es ist mit Asbest belastet.

Das Philosophen-Mosaik im Römisch-Germanischen Museum zeigt Abbildungen antiker Philosophen. Es ist mit Asbest belastet.

Doch das ist nicht alles. Auf Nachfrage der Rundschau teilte die Stadt mit: „Im ersten Obergeschoss des RGM ist unter dem Bestandsestrich eine Folie verbaut, die Asbestpartikel enthält.“ Es handele sich um eine Trennlage zwischen dem Estrich und der Rohdecke.

Auf die Frage, was mit dieser Folie geschehen muss oder soll, erklärte die Stadt: „Der Bestandsestrich ist schadhaft und muss erneuert werden. Beim Rückbau des Estrichs wird die Folie aufgedeckt und kann in diesem Zuge entfernt werden. Der Estrich ist überwiegend untrennbar mit der Folie verbunden und kann beim Rückbau nicht separat behandelt werden.“

Für den Ausbau der Asbestfolie seien die Richtlinien der Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 519) maßgeblich, die besondere Schutzmaßnahmen für den Umgang mit Asbestprodukten vorsehen. „Seitens der Gesetzgebung ist explizit gewollt, Asbestprodukte aus dem Kreislauf zu entfernen“, betont die Stadtverwaltung. Die Kosten für Rückbau und Entsorgung des Estrichs samt asbesthaltiger Folie schätzt sie auf rund 360.000 Euro.

Unter dem weltberühmten Dionysos-Mosaik liegt laut Stadt keine asbesthaltige Folie. Dort befinde sich eine Stahlbetonbodenplatte. Das Baudezernat räumt jedoch ein: „Über gegebenenfalls darunterliegende Schichten und deren Zusammensetzung liegen keine Erkenntnisse vor.“ Da die Stahlbetonplatte aber die Fläche unter dem Mosaik vollständig abdecke, sei davon auszugehen, „dass darunterlegende Schadstoffe keine Gefährdung darstellen“.

Ein Ausschnitt aus dem berühmten Dionysos-Mosaik.

Unter dem weltberühmten Dionysos-Mosaik soll sich keine mit Asbest belastete Folie befinden.

Das Dionysos-Mosaik wurde Ende der 1960-er Jahre restauriert und an genau der Stelle wieder platziert, wo es 1941 gefunden wurde. „Es liegt heute nicht im originalen römischen Mörtel, sondern als zusammenhängendes Stück in einem rekonstruierten Mörtel in einer Metallkonstruktion“, erklärte das RGM.