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KostenexplosionSanierung des RGM in Köln soll 177 Millionen kosten

Lesezeit 4 Minuten
Dasseit Ende 2018 geschlossene Römisch-Germanische Museum (RGM) am Kölner Roncalliplatz.

Das seit Ende 2018 geschlossene Römisch-Germanische Museum (RGM) am Kölner Roncalliplatz.

Die Katze ist aus dem Sack: Die Generalsanierung des Römisch-Germanischen Museums (RGM) soll 177 Millionen Euro kosten - mehr als doppelt so viel wie im August 2022 kalkuliert.

91,2 Millionen Euro hatten Baudezernent Markus Greitemann und Kulturdezernent Stefan Charles vor 17 Monaten als geschätzte Gesamtsumme für die Generalsanierung des Römisch-Germanischen Museums genannt. Im Jahr 2015 war man noch von 41,7 Millionen Euro ausgegangen. Jetzt wird das Projekt mehr als viermal so teuer. Am Mittwoch legte die Stadt Köln eine detaillierte Kostenberechnung vor. Und zwar „einschließlich aller Nebenmaßnahmen“, darunter „die Sanierung der Decke über der benachbarten Dombauhütte und weiterer Außenanlagen im Bereich Roncalliplatz sowie eine statische Ertüchtigung der Dachdecke, um Dachbegrünungen und Photovoltaikflächen zu ermöglichen“.

Die Kosten liegen nun laut Stadt bei insgesamt 169 Millionen Euro. In dieser Summe enthalten sei ein Risiko-Puffer in Höhe von rund 26 Millionen Euro sowie ein Generalunternehmer-Zuschlag in Höhe von rund 20 Millionen Euro. Die reinen Baukosten für die Museumssanierung betragen demnach rund 80 Millionen Euro, die Planungskosten steigen dazu analog.

Bauarbeiten sollen Ende 2025 starten

Mit der Generalsanierung des RGM möchte die Stadt Köln nach eigenen Worten „ihre Position als Kunst- und Kulturmetropole stärken“. Dazu habe man „die Anforderungen an die baulichen und technischen Qualitäten erhöht, um ein modernes und zukunftsorientiertes Museum zu erhalten. Dies gilt für die Vitrinenwände, die Raumakustik, die Medientechnik und -produktion sowie die Ausstattung der Fläche für Sonderausstellungen und den Vortragssaal.“

Diese neuen Anforderungen seien zum Zeitpunkt der Kostenschätzung zu Planungsbeginn noch nicht bekannt gewesen, daher habe man sie damals nicht eingepreist, erklärte die Stadtverwaltung. Zudem hätten sich die baulichen Sicherheitsanforderungen erhöht, ebenso die Kosten für Umzüge und Zwischenmieten. Den Finanzbedarf für Transport und Auslagerung der Exponate habe man erst nach der Ausschreibung beziffern können, „da jedes Exponat ein Einzelstück und eine Herausforderung in Größe, Gewicht, Sensibilität und Logistik ist“. In den Gesamtkosten von 169 Millionen habe man außerdem „erstmals die Restaurierung der Exponate, die vor Wiedereinbringung in das sanierte Museum erforderlich sind, berücksichtigt“.

Gesamtkosten liegen bei 177 Millionen Euro

Doch 169 Millionen sind offenbar noch nicht das letzte Wort. Nach Rundschau-Informationen kommen noch weitere rund acht Millionen Euro für „musealen Bedarf“ oben drauf, so dass die Gesamtsumme derzeit bei 177 Millionen Euro liegt.

Der Rat der Stadt Köln soll in seiner Sitzung am 6. Februar 2024 abschließend über die Generalsanierung des Römisch-Germanischen Museums entscheiden. Beginnen soll die Bauarbeiten erst im vierten Quartal 2025. Die Inbetriebnahme soll, Stand jetzt, ab dem ersten Quartal 2028 erfolgen. Ende 2018 war das Museum wegen seines schlechten baulichen Zustands geschlossen worden. Bis zum Abschluss der Sanierung wird es also mehr als neun Jahre leer gestanden haben. Seit 2019 gibt es eine Interimsausstellung im Belgischen Haus an der Cäcilienstraße

Dass die Baukosten jetzt derart explodieren, sei zum Teil dem problematischen Bestand geschuldet, betont die Stadt. „Das RGM wurde am Fundort des historisch bedeutsamen Dionysos-Mosaiks errichtet, auf einer aufgeständerten Hohlraumdecke (Röhbaudecke) über einem Luftschutzbunker aus der Zeit des Zweitens Weltkrieges. Ihre Traglast ist nicht ausreichend und muss in großen Teilen erneuert werden.“ Neben dieser statischen Ertüchtigung müssten denkmalgeschützte Bodenbeläge in größerem Umfang erneuert werden. Auch die Instandsetzung der denkmalgeschützten „Pfosten-Riegel-Fassade“ sei aufwendig. „Sie war eine der ersten Aluminium-System-Fassaden in Deutschland und wird nach einer gutachterlichen Untersuchung aufgrund ihres guten Zustands als erhaltenswert eingeschätzt“, so die Stadt.

Eine Visualisierung aus dem künftigen Innenraum des sanierten RGM

Eine Visualisierung aus dem künftigen Innenraum des sanierten RGM.

Ein weiterer Kostenfaktor: Das Dach soll komplett neu aufgebaut werden, um die Tragfähigkeit zu erhöhen, damit Photovoltaikanlagen und Dachbegrünung möglich sind. Auch die Betonsanierung und die Brandschutzertüchtigung sind laut Stadt „weitaus umfangreicher als bisher angenommen“.

Indem die Stadt einen Generalunternehmer beauftragen will, der sämtliche Bauleistungen vergibt, durchführen lässt und überwacht, will sie die Risiken begrenzen und schneller fertig werden, als wenn sie selbst bauen wird. Das führt jedoch zu einem erheblichen Preisaufschlag,

Die Planungen zur Generalsanierung des 1974 eröffneten RGM, das seit 2016 unter Denkmalschutz steht, laufen seit 2021. Ein Jahr später begannen Vorarbeiten wie die Sanierungsmaßnahmen an der Decke der benachbarten Dombauhütte und einer unterirdischen Trafostation. Nun soll das Museumsgebäude bis auf seine Tragstruktur kernsaniert werden. Der offene Durchgang im Erdgeschoss wird zu Gunsten einer Erweiterung des Museumsfoyers geschlossen. Es entstehen zwei großzügige Eingänge aus Richtung Roncalliplatz (West) und aus Richtung Kurt-Hackenberg-Platz (Ost).