Das „Loch am Dom“ ist bald Geschichte. Wo heute noch eine riesige Baugrube gegenüber der Kathedrale nur unweit vom Roncalliplatz klafft, soll noch in diesem Jahr wieder gebaut werden.
Laurenz CarréWarum die riesige Baugrube am Kölner Dom bald verschwinden wird
Die Hanse Merkur Grundvermögen hat den nördlichen Teil des Projekts Laurenz Carré erworben und will bis 2027 erste Teile des Neubaus realisieren. Damit ist nun auch offiziell, dass das Prestige-Projekt auseinander dividiert wird, denn Hanse Merkur hat nur den nördlichen Teil erworben, der südliche bleibt vorerst im Ungewissen.
Für die schnelle Umsetzung hat sich der neue Eigentümer die Dienste des Kölner Bauunternehmens Bauwens gesichert. Die Unternehmensgruppe tritt dabei als Generalunternehmer, aber auch als Berater und Dienstleister vor Ort auf. Dazu gehört auch die Vermarktung der noch nicht vermieteten Flächen.
Laurenz Carré Köln: Zwei Hotels statt nur einem
Die Form der Gebäude ist durch den bestehenden Bebauungsplan und die Wettbewerbsentwürfe festgelegt, eine große Änderung gibt es durch den Erwerb seitens Hanse Merkur aber doch: Das geplante Radisson Red Hotel, das im denkmalgeschützten Senatshotel auf dem südlichen Baufeld entstehen soll, muss mit weniger Betten auskommen.
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Auf dem nördlichen Baufeld sollte ein zusätzliches Bettenhaus für die Radissongruppe entstehen, angrenzend an das bereits langfristig an die Boston Consulting Group vermietete Bürogebäude gegenüber dem Dom. Statt dem Bettenhaus entsteht dort nun ein zusätzliches Hotel mit 90 Betten, für das laut Hanse Merkur eine neue Betreiberwahl erfolgt.
Auf Anfrage der Rundschau bestätigte der neue Eigentümer, dass Bürobau und Hotel als erstes baulich umgesetzt werden. Später soll das Büro- und Geschäftshaus zwischen Sporergasse und Große Budengasse entstehen.
Insgesamt entsteht auf dem 3200 Quadratmeter großen nördlichen Baufeld also ein Gebäudekomplex aus Büros, Hotel und Geschäftsbereichen mit rund 15.500 Quadratmeter Geschossfläche. Im Erdgeschoss sollen sich Einzelhandel und Gastronomie ansiedeln, so wie es auch die Gerchgroup einst geplant hatte. Der Düsseldorfer Projektentwickler hatte im vergangenen Jahr Insolvenz angemeldet, auch die Projektgesellschaften für das Laurenz Carré waren im November in den Insolvenzstrudel geraten.
Grund dafür war ein gescheiterter Verkauf des Projekts. Eigentlich sollte die Corestate Aktiengesellschaft das gesamte Vorhaben vorzeitig erwerben. Als Corestate selbst dann in finanzielle Schieflage geriet, platzte der 300-Millionen-Euro-Deal, die Rundschau berichtete damals exklusiv. Gerch war zu diesem Zeitpunkt laut eigener Aussage finanziell besser aufgestellt, doch das änderte sich. Und die Tatsache, dass Corestate bereits im Grundbuch stand, brach der Gerchgroup das Genick. Dadurch war ein erneuter vorzeitiger Verkauf, um weiteres Geld für die Fertigstellung zu generieren, unmöglich.
Streit um WohnungsbauNur wenige Monate vor der Insolvenz hatte es zum wiederholten Male Streit um das Projekt gegeben, als die Gerchgroup der Stadt kurzfristig mitteilte, dass sie den geplanten Wohnungsbau nicht realisieren wolle. Es waren deutliche Vorzeichen, dass das Gesamtvorhaben unter großem finanziellen Druck stand. Der Wohnungsbau, bei dem auch öffentlich geförderte Wohnungen mit langfristig günstigen Mieten entstehen sollen, war einer der Gründe für die rechtlichen, aber auch finanziellen Herausforderungen, vor denen die Fortsetzung des Projekts stand. Wie die Rundschau berichtete, musste Hanse Merkur 856.000 Euro als Ausgleich an die Stadt bezahlen, um das nördliche Baufeld vom südlichen mit der Wohnungsbauverpflichtung zu trennen.
Mittendrin in den Verhandlungen steht Insolvenzverwalter Dr. Jens Schmidt von der Kanzlei Runkel. Er führte die Verhandlungen mit den Gläubigern, zu denen auch Hanse Merkur gehörte. Parallel zum Erwerb des nördlichen Grundstücks wird weiter über Entscheidungen zum südlichen Baufeld gesprochen.
Auf Anfrage der Rundschau erklärt Schmidt: „Beim Erbbaugrundstück mit dem geplanten, teils öffentlichen Wohnraum auf dem südlichen Baufeld laufen derzeit sehr konkrete Verhandlungen. Wir hoffen auf eine Erfolgsnachricht im Laufe des Juni.“ Wie die Rundschau berichtete, soll die „RMV Wohnungsgesellschaft Lister 9 GmbH“ aus Attendorn dort bauen.
Der Kreis der interessierten Investoren für das Senatshotel sei zudem bereits sehr eng. Allerdings dauern die Prüfungen beim denkmalgeschützten Bestandsbau länger an, da die Investoren sich erst ein Bild vom Zustand machen müssen. Laut Schmidt könnte es über diesen Sommer eine Entscheidung geben.
Die Firma Radisson plant laut Schmitz zudem weiterhin ein Hotel in dem Baudenkmal. Ebenso wie die Boston Consulting Group ist Radisson nicht von dem bereits bestehenden langfristigen Mietvertrag abgesprungen. Schmidt begründet dies vor allem mit der Attraktivität der Lage, aber auch der Zuversicht der Beteiligten, langfristig planen zu können.
Malte Andes, stellvertretender Vorsitzender der Hanse Merkur Grundvermögen, wirkt zuversichtlich, dass das Laurenz Carré bald in die Höhe wächst. Er erklärt: „ Es wird die größte Neubebauung der Altstadt seit Jahrzehnten und ein architektonisches Highlight. Hier entsteht in zentralster Lage ein neues Quartier, das Kölner Historie und Zukunft verbindet.“
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagt: „Ich bin froh darüber, dass wir nach einem relativ kurzen Stillstand im Projekt schnell einen Investor gefunden haben, der dieses Projekt umsetzt und damit einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung unserer Stadt leistet.“ Baudezernent Markus Greitemann fügt hinzu: „In der Hanse Merkur Grundvermögen haben wir eine Partnerin an unserer Seite, die das Projekt weiter vorantreiben wird und damit die Entwicklung unserer Stadt maßgeblich mit unterstützt.“