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Laurenz CarréWarum es auf der Baustelle im Zentrum bald weitergehen könnte

Lesezeit 3 Minuten
Das Loch am Dom: Die Baugrube des Laurenz-Carré aus der Vogelperspektive.

Das Loch am Dom: Die Baugrube des Laurenz-Carré

Wie geht es weiter mit dem Laurenz Carré? Das große Bauloch im Herzen der Stadt wirkt etwas verloren in diesen Tagen.

Der Baukran ist abgebaut. Der Bauzaun ist teilweise schwarz überstrichen, statt – wie von der Stadt bei Prestigeprojekten gewünscht - bunt gestaltet. Seitdem der verantwortliche Projektentwickler Gerchgroup Mitte November Insolvenzanträge für alle Projektgesellschaften des Laurenz Carré gestellt hatte, ist nichts geschehen. Doch die Zukunft ist nicht ganz düster, zumindest bei einem Teil des Baus könnte demnächst wieder Leben auf die Baustelle zurückkehren.

Verschiedene Nutzungen, verschiedene Mietverträge

Das Projekt bringt für Investoren erschwerte Bedingungen mit, da es sehr facettenreich ist. Nicht nur dadurch, dass in dem Gesamtprojekt neben Büros auch Hotel, Wohnraum und Gewerbe geplant sind, sondern vor allem dadurch, dass es für Teile schon Mietverträge gibt und für andere nicht. So ist zum Beispiel die Bürofläche in dem geplanten Bau zur Straße am Hof hin – mit begrünter Dachterrasse und Domblick – komplett vermietet. Die internationale Strategieberatung Boston Consulting Group hat einen langfristigen Mietvertrag über die gesamten 7400 Quadratmeter unterschrieben.

Auch der Mietvertrag mit der Radisson Hotelgruppe besteht weiterhin. Das bestätigte der Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Jens Schmidt, auf Anfrage der Rundschau: „Es haben sich keine Mieter aus ihren langfristig vereinbarten Mietverträgen zurückgezogen.“ Diese Verträge bedeuten vor allem für das nördliche Baufeld eine weiterhin hohe Attraktivität. Ein Investor, der das Projekt fertig baut, kann damit ab der Fertigstellung Einnahmen generieren und muss nicht noch den Vertrieb übernehmen.

Die Visualisierung aus dem Jahr 2020 zeigt den geplanten Neubau für das Laurenz-Carré an der Straße am Hof.

Die Visualisierung aus dem Jahr 2020 zeigt den geplanten Neubau für das Laurenz-Carré an der Straße am Hof.

Neben dem Bürogebäude, in das die US-amerikanische Beraterfirma einziehen will, soll auf dem nördlichen Baufeld auch ein Hotelneubau mit Zimmern für das künftige „Radisson Red“ entstehen. Auch diese Immobilie ist also bereits vermietet. Der Bau soll das denkmalgeschützte Senatshotel erweitern, das sich allerdings auf dem südlichen Baufeld befindet. Ob Radisson schon vorzeitig nur im Neubau eröffnet, darüber ist derzeit nichts bekannt.

Insbesondere bei dem nördlichen Baufeld hat es laut Schmidt Fortschritte bei der Wiederaufnahme in der Projektentwicklung und des Eigentümerwechsels gegeben. Details nennt der Insolvenzverwalter keine, er beruft sich auf die Vertraulichkeit der Gespräche. Wie die Rundschau erfuhr, sollen auch Kölner Investoren Interesse an dem Projekt haben. Der Rechtsanwalt will die Gerüchte nicht bestätigen, berichtet aber von einem „erfreulichen Fortkommen“ der Verhandlungen mit einem Bewerber, der jedoch kein Kölner Investor sei.

Eigentümerwechsel beim nördlichen Baufeld steht bevor

Damit steht nun fest, dass das prominente Projekt aufgebrochen und in Teilen verkauft und weitergeführt wird. Dadurch könnte auch eine kurzfristige Fortsetzung möglich werden. Der Insolvenzverwalter geht sogar von einem Verkauf des nördlichen Baufeldes an den neuen Kaufinteressenten im Laufe des März oder bis spätestens Mitte April aus. „Bis dahin hoffen wir, dass eine finale Entscheidung erzielt wird“, erklärt er.

Für das südliche Baufeld mit dem denkmalgeschützten Hotel und dem noch bestehende Parkhaus an der Marspfortengasse sieht die Prognose dagegen weniger rosig aus. „Der südliche Bauabschnitt wird derzeit über Immobilienexperten am Markt angeboten und vermarktet.“ Auf die Frage, ob der südliche Bauabschnitt möglicherweise noch weiter unterteilt werden könnte, lautet die Antwort: „Das Ergebnis ist noch offen.“

Viele Debatten über den Wohnraum

Im südlichen Teil ist Wohnraum geplant, der Ausschuss für Stadtentwicklung der Stadt Köln hatte zudem auch entschieden, dass dort auch sozial geförderter Wohnraum mit fester Mietpreisbindung entsteht. Die Gerchgroup hatte wenige Monate vor der Insolvenz noch versucht, diesen Wohnungsbau zu umgehen.

Dieser sei unter anderem durch „erschwerte lagespezifische Rahmenbedingungen“ nicht realisierbar, hieß es damals. Ob ein neuer Investor anders denkt, oder die Wohnungen neu plant, bleibt abzuwarten. Im derzeit extrem gebremsten Klima bei der Wohnungswirtschaft könnte dieser Teil des Vorhabens also noch für eine ganze Weile für Stillstand sorgen.