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Gerch-Group insolventWas wird aus dem Laurenz Carré in der Kölner Innenstadt?

Lesezeit 3 Minuten
Baustelle Laurenz-Carré

Prominente Baustelle am Roncalliplatz: das Laurenz-Carré

Projektentwickler haben bundesweit zu kämpfen. Die Pleite der Gerchgroup könnte Folgen für Köln haben.

Schon seit einiger Zeit tut sich auf der Baustelle des Laurenz Carré in der Kölner Innenstadt direkt am Dom nicht mehr viel. Zuletzt machte das Projekt vor allem dadurch von sich reden, dass der Projektentwickler, die Düsseldorfer Gerchgroup, die auf dem Areal geplanten Wohnungen nicht mehr bauen wollte.

Als Gründe führte er das „derzeitige Marktumfeld“ und „erschwerte lagespezifische Rahmenbedingungen“ an. Doch die Kölner Politik bestand darauf, dass dort Wohnungen gebaut werden. 64 Wohneinheiten waren ursprünglich in dem Quartier geplant, 19 davon öffentlich gefördert. Ob es wirklich so kommt, steht in den Sternen. Denn die Gerchgroup ist offenbar pleite.

Projektgesellschaften nicht betroffen

Nach Informationen der „Wirtschaftswoche“ hat die Gerchgroup beim Amtsgericht Düsseldorf für mehrere Holdinggesellschaften „Insolvenzanträge in Eigenverwaltung“ gestellt. Das Gericht habe den Anträgen stattgegeben. Das wollte eine Sprecherin des Amtsgerichts Düsseldorf am Mittwoch auf Anfrage der Rundschau weder bestätigen, noch dementieren.

Die operativ tätigen Projektgesellschaften (also jene, denen die Bauprojekte gehören) sind laut „Wirtschaftswoche“ nicht von der Insolvenz betroffen. Finanziell seien sie zwar von der Holding abhängig. Für sie wolle man jedoch Alternativen finden, heißt es. Bei einer Insolvenz in Eigenregie führt nicht ein Insolvenzverwalter die Geschäfte, sondern die Geschäftsführung behält die Verfügungsgewalt und Kontrolle über das Unternehmen. Das erhöht den Spielraum.

Verkauf steht im Raum

Folge der Insolvenz könnte sein, dass die Gerchgroup das Projekt Laurenz Carŕe verkaufen muss, diese Option war auch schon vorher im Gespräch. Doch das könnte angesichts der momentanen Lage am Markt und der Querelen um den Wohnungsbau am Dom dauern. Im März platzte der geplante Verkauf des gesamten Areals an die Kapitalgesellschaft Corestate. Im selben Monat hatte der Entwickler erklärt, man könne „bei seinem Kölner Prestigeprojekt Laurenz Carré einen Vermietungserfolg vermelden“. Die internationale Strategieberatung Boston Consulting Group habe einen Vertrag über 7400 Quadratmeter Mietfläche unterzeichnet.

Ursprünglich solle das Laurenz Carré 2025 fertig sein. Jetzt könnte es zu einer erheblichen Verzögerung des Projekts kommen. Womöglich droht auf dem prominenten Baufeld in unmittelbarer Nachbarschaft des Doms jahrelanger Stillstand. Da werden ungute Erinnerungen wach an das „Kölner Loch“. Ab 2002 klaffte am Neumarkt jahrelang eine riesige Baugrube. Die Stadt hatte Kunsthalle, Kunstverein und VHS-Forum abreißen lassen, wollte dort ein Kulturzentrum bauen. Doch es gab weder einen festen Plan, noch die nötigen Fördergelder. Erst 2005 begann der Bau, zunächst entstand eine Tiefgarage. Das Kulturzentrum mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum wurde erst 2010 eröffnet.

Die Gerchgroup besitzt in Köln auch noch eine kleine ehemalige Fläche der Deutz AG an der Deutz-Mülheimer Straße. Auf ihrer Website nennt sie das „Little Deutz Quartier Köln“ als eines ihrer neun Projekte, die einen Gesamtumfang von vier Milliarden Euro haben. Hier tut sich jedoch schon seit längerem nichts. Die größeren Grundstücke der sogenannten Deutz-Quartiere im Mülheimer Süden hatte die Gerchgroup 2021 an Gateway Real Estate abgegeben